Dritte Röhre mit langer Leitung
12.11.2021 Baselbiet, Eptingen, Bezirk Waldenburg
David Thommen
Beim Vortrieb des Sanierungstunnels kam man einst schneller voran als erwartet. Dank des Vorsprungs auf die Marschtabelle stand daher bis vor Kurzem die Eröffnung der dritten Röhre bereits für Dezember dieses Jahres statt erst im Jahr 2022, wie ...
David Thommen
Beim Vortrieb des Sanierungstunnels kam man einst schneller voran als erwartet. Dank des Vorsprungs auf die Marschtabelle stand daher bis vor Kurzem die Eröffnung der dritten Röhre bereits für Dezember dieses Jahres statt erst im Jahr 2022, wie ursprünglich angekündigt, im Raum. Dieser optimistische Plan hat sich mittlerweile aber zerschlagen: Neu ist von einer Eröffnung erst im nächsten Sommer die Rede, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) vor einigen Tagen mitteilte.
Grund für die Verzögerung ist die Integration von Anlagen wie Lichtsignalen, Beleuchtung, Lüftung, Rauch- und Brandschutztoren und deren Verkabelung ins übergeordnete Betriebsleitsystem. Das Pilotprojekt sei «technisch und betrieblich eine Herausforderung». Astra-Sprecher Samuel Hool verdeutlicht gegenüber der «Volksstimme»: «Damit die Signale von und zu den Anlagen richtig gesendet, empfangen und verstanden werden, müssen Tausende Datenpunkte programmiert werden. Das Zusammenspiel aller Anlagen muss im Ereignisfall wie einem Brand automatisch und einwandfrei funktionieren.» Und dies über alle drei jeweils 3,2 Kilometer langen Röhren hinweg, die künftig in wechselnden Zweierkombinationen betrieben werden sollen. Wobei die Aufgabenstellung dadurch erschwert wird, dass die bestehenden Tunnels und die neue Röhre technologisch nicht auf dem gleichen Stand sind: «Die Schnittstellen sind nur begrenzt kompatibel.»
Kosten werden eingehalten
Auswirkungen auf den A2-Verkehr zwischen dem Raum Basel und dem Mittelland hat die nun eingetretene Verzögerung nicht: Es bleiben weiterhin stets zwei Röhren offen. Einzig der Startschuss für die Sanierung der ersten der beiden bestehenden Röhren wird sich nach hinten verschieben. Zwar sind die 50 Jahre alten Tunnels in einem schlechten baulichen Zustand, doch eine Verschiebung der Sanierung um ein halbes oder ganzes Jahr berge keine Risiken für die Verkehrsteilnehmer, so Hool. Auch in finanzieller Hinsicht gibt das Astra Entwarnung: Trotz der Verzögerung könne das Kostendach weiterhin eingehalten werden. Die dritte Röhre, für die mit den Bauarbeiten im Jahr 2014 begonnen wurde, kostet eine halbe Milliarde Franken, die anschliessend folgende Sanierung der bestehenden Tunnels verschlingt gemäss Voranschlag nochmals 423 Millionen Franken.
Durch die beiden richtungsgetrennten Doppelspurröhren des A2-Strassentunnels zwischen Eptingen und Hägendorf rollen derzeit durchschnittlich rund 55 000 Fahrzeuge täglich. 11,5 Prozent davon entfallen auf den Schwerverkehr.
Während der Verkehrsfluss auf der Autobahn wegen der Verzögerung nicht beeinträchtigt wird, gibt es für die Gemeinde Eptingen einen Wermutstropfen: Die dortige A2-Autobahneinfahrt in Fahrtrichtung Mittelland bleibt bis zur Eröffnung des Sanierungstunnels – wie seit Jahren – weiterhin gesperrt. Gemeindepräsidentin Melanie Wussler: «Etwas ärgerlich ist das für uns schon, auf das halbe Jahr oder etwas länger kommt es nun aber auch nicht mehr an.» Der Grund für die Verzögerung sei verständlich, denn es gehe um die Sicherheit. Doch nach Abschluss der Arbeiten will die Gemeinde «ihren» Autobahnanschluss zurück: «Uns wurde immer versichert, dass die Einfahrt mit der Tunneleröffnung wieder in Betrieb genommen wird.»