Glück eines Gebeutelten
Zum Artikel «‹Alle fünf Jahre eine neue Katastrophe›» in der «Volksstimme» vom 1. Oktober, Seite 4 und 5
Von allen Antworten, die Markus Gisin in diesem Interview gegeben hat, beeindruckt mich ...
Glück eines Gebeutelten
Zum Artikel «‹Alle fünf Jahre eine neue Katastrophe›» in der «Volksstimme» vom 1. Oktober, Seite 4 und 5
Von allen Antworten, die Markus Gisin in diesem Interview gegeben hat, beeindruckt mich vor allem diese: «Ich hatte viel Glück. Schauen Sie mich an, … ich bekam dadurch viel Zeit, um Musik zu machen. Das ist doch auch ein Glück.» So seine Antwort auf die Frage, ob er in seinem Leben besonders viel Pech oder besonders viel Glück hatte.
«Glück» ist wohl mehrheitlich ein relativer und sehr persönlicher Begriff. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Menschen, denen im Leben viel Leid erspart geblieben ist, eher unzufrieden, launisch und wegen Kleinigkeiten nachtragend sind, während andere, die einen oder mehrere Schicksalsschläge erdulden mussten, ihren Lebensmut und Humor nicht verloren oder zumindest nach einer Zeit der Krisenbewältigung wiedergefunden haben.
Brauchen wir vielleicht diese unerwünschten Negativerlebnisse, damit wir lernen, was «ein gutes Leben» bedeutet? Ich habe jedenfalls noch nie von einem Menschen gehört, dass er glücklich ist, weil ihm alle Wünsche erfüllt werden konnten. Umgekehrt lehrt uns das Leben aber immer wieder, dass bereits kleine Unannehmlichkeiten im Alltag zu Bausteinen werden können, die wir brauchen, um reifer, gelassener, hilfsbereit und verständnisvoll zu werden.
Es heisst eben, Ja zu sagen zu allem, was das Leben mit sich bringt. Nein sagen müssen wir nur zu allen offensichtlichen Ungerechtigkeiten, Verleumdungen und Diskriminierungen.
Fritz Häuselmann, Gelterkinden