Gefährdet die Regierung die Gesundheit von Jugendlichen?
28.10.2021 Baselbiet, GelterkindenGrünen-Landrätin kritisiert Impfangebot an Schulen scharf
Die Baselbieter Gesundheitsdirektion kündigte an, nach den Herbstferien an Schulen der Sekundarstufen I und II ein Impfangebot zu lancieren. Die Gelterkinder Landrätin Anna-Tina Groelly kritisiert dies scharf und äussert einen ...
Grünen-Landrätin kritisiert Impfangebot an Schulen scharf
Die Baselbieter Gesundheitsdirektion kündigte an, nach den Herbstferien an Schulen der Sekundarstufen I und II ein Impfangebot zu lancieren. Die Gelterkinder Landrätin Anna-Tina Groelly kritisiert dies scharf und äussert einen happigen Vorwurf.
Tobias Gfeller
Die Baselbieter Gesundheitsdirektion will auf Anfrage nicht bekanntgeben, wann und wo mit dem Impfen an Schulen begonnen wird. Das Thema weckt nicht ganz unerwartet Emotionen und Kritik. Die Gelterkinder Grünen-Landrätin Anna-Tina Groelly äusserte im Rahmen der Fragestunde im Landrat vergangene Woche Bedenken am wissenschaftlichen Sinn dieses Angebots und befürchtet, dass dies zu Druck auf die Schülerinnen und Schüler führen wird. «Angesichts des heutigen Stands der Wissenschaft ist dieses Vorgehen in mehrfacher Hinsicht fragwürdig», so Groelly. Kinder und Jugendliche würden laut einer Studie des deutschen Robert Koch-Instituts äusserst selten schwer an Covid-19 erkranken. Groelly zitierte noch weitere Experten, die sich zurückhaltend oder skeptisch zu Impfungen bei Kindern und Jugendlichen äusserten.
Die Grünen-Landrätin aus Gelterkinden nimmt diese Äusserungen zum Anlass, Nutzen und Risiko von Corona-Impfungen an Kindern und Jugendlichen zu hinterfragen. Sie zitierte in der Fragestunde auch eine Statistik des BAG, wonach Nebenwirkungen bei Jugendlichen und Kindern viel häufiger auftreten würden als bei Erwachsenen, weil deren angeborene zelluläre Immunabwehr stärker sei.
«Nutzen überwiegt»
Drei konkrete Fragen richtete Groelly an die Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD). Sie wollte grundsätzlich wissen, weshalb die Direktion eine Impfkampagne an Schulen durchführt, wenn doch die wissenschaftlichen Daten zeigten, dass Corona für Jugendliche kein «nennenswertes Risiko» darstellt und ein Impfangebot ausserhalb der Schulen besteht.
VGD-Vorsteher Thomas Weber (SVP) antwortete ausführlich: Obwohl eine Covid-19-Erkrankung bei Jugendlichen in der Regel von kurzer Dauer mit geringer Symptombelastung sei, könne es bei einigen Betroffenen zu einer verlängerten Krankheitsdauer oder zu einer schweren Erkrankung kommen. Die Impfung schütze Jugendliche gut gegen die häufig milden und gegen die seltenen schweren Krankheitsverläufe, so Weber. «Erfahrungen haben gezeigt, dass ein niederschwelliger Zugang zur Impfung einen wesentlichen Beitrag zur Impfbereitschaft liefert und somit auch dazu beitragen kann, langfristige negative, soziale und psychische Auswirkungen von Massnahmen zu verhindern, wie sie etwa durch Isolation und/oder Quarantäne entstehen können.»
Der medizinische und gesellschaftliche Nutzen werde insgesamt höher bewertet als ein allfälliger Schaden, führte Weber fort und betonte, dass die Impfung freiwillig sei und Schülerinnen und Schüler unter 16 Jahren die schriftliche Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten vorweisen müssen, bevor sie geimpft werden können. Ziel des Kantons Baselland sei es, analog dem Bundesrat die allgemeine Durchimpfungsrate in der Gesellschaft zu steigern.
Druck an den Schulen?
Bei der Suggestivfrage von Groelly, ob sich der Regierungsrat bewusst sei, dass er mit der Durchimpfung der Jugendlichen und Kinder ein «grosses Risiko» eingehe, einen Teil dieser Kinder und Jugendlichen «ernsthaft zu schädigen», weil sie nur «leicht oder überhaupt nicht» von Covid-19 betroffen seien, dafür umso mehr durch die «schweren, lebensbedrohlichen Nebenwirkungen», verwies Weber auf seine Antworten zu den ersten beiden Fragen.
Für Anna-Tina Groelly ist es jedenfalls ein Unterschied, ob der Kanton mit einem Impfangebot an den Schulen die Jugendlichen offensiv zum Impfen abzuholen versucht oder ob diese sich unabhängig vom Schulalltag privat impfen lassen können, erklärt sie gegenüber der «Volksstimme». Sie habe schon von Jugendlichen mitbekommen, die unter dem Thema «Impfen Ja oder Nein?» leiden würden, verrät Groelly. Mit dem Impfangebot an Schulen würde der Regierungsrat noch bewusster ein Risiko von Nebenwirkungen des Impfens bei Jugendlichen eingehen.
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