Der tägliche Kampf gegen den Kollaps
24.09.2021 Bezirk Sissach, Waldenburg, Bubendorf, Bezirk WaldenburgDie «24 Security GmbH» dirigiert den Verkehr bei den WB-Baustellen
Der Neubau der Waldenburgerbahn führt an vielen Stellen entlang der Strecke zwischen Liestal und Waldenburg zu Verkehrsbehinderungen. Die Mitarbeitenden der «24 Security GmbH» verhindern, dass Chaos auf den Strassen ...
Die «24 Security GmbH» dirigiert den Verkehr bei den WB-Baustellen
Der Neubau der Waldenburgerbahn führt an vielen Stellen entlang der Strecke zwischen Liestal und Waldenburg zu Verkehrsbehinderungen. Die Mitarbeitenden der «24 Security GmbH» verhindern, dass Chaos auf den Strassen ausbricht.
Elmar Gächter
Wer in diesen Wochen und Monaten das Waldenburgertal mit dem Auto oder dem Velo abfährt, der mag sich vor diesem und jenem Stopp ärgern. Manchmal vor dem Rotlicht, häufig aber angeordnet von Menschenhand. Dadurch kam es in den vergangenen Tagen insbesondere in Bubendorf zu Stau und längeren Wartezeiten.
Aber Hand aufs Herz: Was wäre, wenn wir Automobilistinnen und Automobilisten inklusive Radfahrende und zu Fuss Gehende ohne die rund 30 Frauen und Männer der «24 Security GmbH» in ihren auffallenden hellgelben Westen auskommen müssten, die auf der ganzen Neubaustrecke den Verkehr regeln? Vermutlich würde das Chaos ausbrechen. Bei Regen oder Hitze sorgen die Verkehrsdienstprofis dafür, dass der Verkehr trotz aller Umstände sicher und möglichst ohne langen Unterbruch fliessen kann.
Bis an die Leistungsgrenze
Eines ist klar: Es ist ein sehr hartes Business. «Die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Job sind, dass die Leute zuverlässig und pünktlich sind und vor allem den Biss haben, bis zu zehn Stunden auf einer Kreuzung zu stehen», sagt Urs Stalder, der den Bereich Verkehrsdienst bei der Firma 24 Security GmbH leitet. Sie hat von der Bauherrin des WB-Neubaus, der Baselland Transport AG (BLT), den Auftrag erhalten, den Verkehr während der Bauarbeiten im ganzen Tal zu regeln. Es sind laut Stalder im Durchschnitt eher Personen im gesetzteren Alter, die sich für diesen harten Job bewerben. Darunter seien auch Frauen, die genau die gleichen Chancen hätten wie Männer. Die Mitarbeitenden der «24 Security GmbH» sind in der Regel fest und im Stundenlohn angestellt.
Nach einem Grundkurs, der vor allem dem richtigen Verhalten auf der Strasse gewidmet ist und nicht zuletzt der eigenen Sicherheit, folgt für Neueintretende eine Probezeit von drei Monaten. In dieser Zeit steht der oder die «Neue» zusammen mit einem erfahrenen Mitarbeitenden auf dem Platz. Dabei könne es durchaus vorkommen, dass jemand an seine Leistungsgrenze gelange, so Stalder. Wer morgens um 7 Uhr an den Einsatzort komme, müsse auch um 16 Uhr genau gleich präsent sein. Den Verkehrsteilnehmer kümmere es nicht, in welchem Zustand der Mitarbeiter sei, hält Stalder fest. «Wenn zwei auf einer Einbahnstrecke ineinanderfahren, sind wir schuld. Auch wenn zwei sich an der Nase nehmen, weil jeder behauptet, er habe Vorfahrt gehabt, wird dies uns zur Last gelegt, mindestens moralisch.»
Gute Note für Verkehrsteilnehmer
Urs Stalder gibt den Verkehrsteilnehmenden grundsätzlich eine gute Note. «Andererseits haben wir es schon erlebt, dass jemand einem unserer Mitarbeiter aus Frust absichtlich über die Füsse gefahren ist. Dies ist klar ein No-Go, das wir uns nicht bieten lassen. Dann erstatten wir Meldung an die Polizei.» Bei solchem Verhalten müsse man verstehen, dass es auch den eigenen Leute ab und zu schwerfalle, ruhig zu bleiben. Nicht von der Hand zu weisen sei, dass die Verkehrsteilnehmenden vor allem bei Vollmond weniger Geduld zeigten und sehr angespannt seien. Stalder zeigt sich glücklich, dass seine Leute trotz aller Unwägbarkeiten nur sehr selten von grösseren Unfällen betroffen sind.
Eine wichtige Grundlage für diese harte Arbeit ist die optimale Ausrüstung. «Unsere Mitarbeitenden sind sehr gut ausgerüstet mit Regenjacken, Pullover, Kopfbedeckung, Handschuhen. Damit sie auch im Hochsommer bei Hitzetemperaturen arbeiten können, stellen wir ihnen Kühlgilets zur Verfügung, die man ins Wasser legen kann und die während rund sechs Stunden eine angenehme Körpertemperatur ermöglichen», so Stalder.
Über die ersten Erkenntnisse nach gut einem halben Jahr Verkehrsdienst im Waldenburgertal sagt Urs Stalder: «Wir Beteiligten, ob Planer, Ingenieure oder Mitarbeiter der Bauunternehmen mussten uns zunächst kennenlernen und spüren, wie die einzelnen Protagonisten ticken. Dies ist sehr wichtig, insbesondere auf einer Baustelle, die sich wie diese auf 13 Kilometern Länge durch das ganze Tal zieht. Wir spüren auch immer wieder, dass es von grossem Vorteil ist, dass ein einziges Unternehmen für den gesamten Verkehrsdienst zuständig und verantwortlich ist.»
Und welche Wünsche hat er an die Verkehrsteilnehmenden? «Einsicht und Verständnis, auch wenn man ein paar Minuten warten muss. Dies ist für alle unangenehm.»