Was hat Roger Federer bewirkt?
06.08.2021 Baselbiet, SportLukas Müller
Vor gut 20 Jahren schickte sich in der Region Basel ein Jüngling an, die Tenniswelt im Sturm zu erobern. Sein Name: Roger Federer. Vom Talent wurde er schon bald zum Geheimfavoriten, und als er dann auf der ATP-Tour begann, die ersten Titel ...
Lukas Müller
Vor gut 20 Jahren schickte sich in der Region Basel ein Jüngling an, die Tenniswelt im Sturm zu erobern. Sein Name: Roger Federer. Vom Talent wurde er schon bald zum Geheimfavoriten, und als er dann auf der ATP-Tour begann, die ersten Titel einzusammeln, wusste man: Da ist ein Grosser am Werk. Nach dem Halbfinal beim Turnier in Wien (1999), dem Final in Marseille (2000, einer Niederlage gegen Marc Rosset) und dem Final in Basel (2000) setzte sich das damalige Jungtalent zu Beginn der Saison 2001 das Ziel, ein erstes ATP-Turnier zu gewinnen und unter die 15 Weltbesten vorzurücken. Prompt siegte er in Mailand gegen Julien Boutter. Was folgte, war eine beispiellose Siegesserie, verbunden mit einer schier atemberaubenden Rekordjagd nach internationalen Titeln. Nichts konnte Roger Federer bremsen.
Bis heute hat der von den Medien als «King Roger» apostrophierte Tenniscrack 20 Grand-Slam-Titel errungen. Acht Mal triumphierte er auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Unter seinen 103 Turniersiegen stehen auch 10 Erfolge in seinem Heimturnier, den Swiss Indoors in Basel, zu Buche.
Tennisboom durch Federer?
In den vergangenen Jahren entwickelte sich Roger Federer aufgrund seiner unzähligen Erfolge zu einer international beliebten Person und zu einem grossen Werbeträger. Dank seines stets freundlichen, charmanten, bescheidenen Auftretens erlangte er bereits zu seiner Aktivzeit Legendenstatus. Seine Fans leben nicht nur hierzulande, sondern auf der ganzen Welt, inklusive Nordamerika, Asien und Ozeanien. Eins ist klar: Roger Federer hat sich seinen Sonnenplatz auf dem internationalen Tennis-Olymp längst gesichert.
Am kommenden Sonntag, 8. August, feiert Roger Federer, nach wie vor als aktiver Spieler im Profizirkus, seinen 40. Geburtstag. Die «Volksstimme» nimmt dies zum Anlass, um zu fragen, ob der Maestro aufgrund seiner unübersehbaren Präsenz im Welttennis praktisch im Alleingang einen Tennisboom im Oberbaselbiet bewirken konnte. Eine Präsidentin und drei Präsidenten von Oberbaselbieter Tennisvereinen liefern zu diesem Thema die Antworten und sagen, wie es um ihre Vereine steht.
Markus Hemmig, TC Gelterkinden
«Der Name Roger Federer ist zugkräftig»
Der Verlauf der Mitgliederkurve hat beim TC Gelterkinden weder mit den internationalen Erfolgen noch mit den weniger erfolgreichen Jahren von Roger Federer zu tun. Ich denke, der zahlenmässige Erfolg bei den hiesigen Tennisklubs hängt davon ab, wie sich die einzelnen Klubs gegen aussen hin präsentieren. Bis heute habe ich Roger Federer leider noch nie direkt getroffen. Dass sein Name äusserst zugkräftig ist, zeigt ein Beispiel von einer Veranstaltung des Regionalverbands, bei der man das Programm mit Sportreporter und Federer-Intimus Berni Schär sowie Federers Mutter Lynette Federer ergänzt hat. Dieser Anlass avancierte prompt zu einem Grosserfolg.
Christine Rohrbach, TC Waldenburg
«Ein Bild von ihm hängt im Klubhaus»
Der TC Waldenburg ist etwa gleich alt wie Roger Federer. Den grossen Boom hatten wir eher in den 1980er- und 1990er-Jahren. Es gab damals noch nicht so viele Sportarten im Waldenburgertal. Das Sportangebot bei uns beschränkte sich auf den FC Oberdorf und auf den TC Waldenburg. Weitherum bekannt war der von uns organisierte Schmutz-Cup. Persönlich habe ich Roger Federer nicht treffen können, aber ich finde eines bemerkenswert: Er ist bis heute stets bodenständig geblieben. Ein Bild von ihm hängt bei uns im Klubhaus.
René Knus, TC Sissach
«Der wertvollste Botschafter der Schweiz»
Es klingt vielleicht etwas zynisch, aber die Corona-Massnahmen vom vergangenen Jahr und die Jubiläumsaktion 125 Jahre Swisstennis haben uns über 50 Neumitglieder beschert. Einen Zuwachs in dieser Grössenordnung gab es beim TC Sissach zuletzt bei der Eröffnung der neuen Tennisanlage 1980. Meine persönlichste Begegnung mit Roger Federer – «RF» – war an der Verleihung des Baselbieter Sportpreises 2003 in Bubendorf. Am selben Anlass ging der Förderpreis an den wohl talentiertesten Spieler unseres Klubs, Stefan Kilchhofer. An jenem Tag blieb das Interesse der Baselbieter an Roger massiv unter meinen Erwartungen. Roger Federer ist für mich der wohl wertvollste Botschafter der Schweiz auf der ganzen Welt und des Welttennis.
Rolf Gerber, TC Böckten
«Junge sind vom grossen Meister beeinflusst»
Tennis war noch in den 1960er- und 1970er-Jahren ein Sport für elitäre Kreise. Erst später entwickelte sich dieser Sport zum Breitensport. Tennis begann noch in der Zeit vor Roger Federer zu boomen. Beim TC Böckten, zu dem ich via einen Freund hinzugestossen bin, herrscht eine familiäre Atmosphäre. Dank des Tennisverbands gab es bei uns in diesem Jahr mehr Neumitglieder als gewöhnlich. Mit Federer und Wawrinka habe ich lediglich durch das Fernsehen eine Verbindung. Roger Federers Erfolge haben bei den Jungen einen Boom ausgelöst. Die jungen Schweizerinnen und Schweizer, die heute in die Weltspitze vorrücken, sind sicher vom grossen Meister mitbeeinflusst worden.