Innovation beim Waldklimaschutz
06.08.2021 Natur, WaldenburgElmar Gächter
Wälder sind ein riesiger Speicher des Treibhausgases CO2. Die Waldbäume nehmen während des Wachstums viel CO2 auf, speichern den Kohlenstoff in der Biomasse und geben den Sauerstoff zurück in die Atmosphäre. Der Wald ist eine Senke, wenn er mehr ...
Elmar Gächter
Wälder sind ein riesiger Speicher des Treibhausgases CO2. Die Waldbäume nehmen während des Wachstums viel CO2 auf, speichern den Kohlenstoff in der Biomasse und geben den Sauerstoff zurück in die Atmosphäre. Der Wald ist eine Senke, wenn er mehr CO2 aufnimmt als er abgibt, beim Gegenteil spricht man von einer Quelle. Diesen Spielraum nützt der Forstbetrieb Frenkentäler für sein Waldklimaschutz-Projekt. Mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten verpflichtet sich der Forstbetrieb, mit einer CO2- optimierten Waldbewirtschaftung die Speicherleistung des Waldes kontinuierlich zu erhöhen. Zusammen mit dem Verein Waldklimaschutz Schweiz und «WaldBeiderBasel», dem Verband der Waldeigentümer, hat er ein Projekt aufgegleist, das in der Region Basel Pilotcharakter hat.
Simon Czendlik, Co-Geschäftsführer des Forstbetriebs Frenkentäler, beziffert die CO2- Senkenleistung des 3000 Hektaren umfassenden Waldes auf rund 5500 Tonnen. Die effektive Speicherleistung hängt von vielen Faktoren ab wie der aktuelle Holzvorrat, der Holzzuwachs, die Holznutzung und der Laubholzanteil. 1 Kubikmeter Laubholz speichert rund 1,5 Tonnen CO2, Nadelholz etwas weniger. Erfasst wird dabei nur die lebende Biomasse, nicht mitgezählt wird das Totholz. Mit gezielten Massnahmen wie dem Pflanzen von klimaresistenten Baumarten, der regelmässigen Jungwaldpflege sowie einer verminderten Holznutzung soll der Wald stabil wachsen und damit das CO2 weiter und vermehrt binden. «Wir müssen einen aktiven Waldbau betreiben, um Holz in jener Qualität zu erzielen, das langfristig und nachhaltig einem hochwertigen Zweck wie dem Möbel- oder Hausbau dient», hebt Forstingenieur Czendlik hervor. Gefördert werden sollen laut Raphael Häner, Geschäftsführer von «WaldBeiderBasel», vor allem zuwachsstarke Bäume.
30 bis 60 Franken pro Tonne CO2
All diese Massnahmen kosten Geld. Und dies in einer Zeit, da das Produkt Holz nicht nur keinen Gewinn abwirft, sondern bei Weitem nicht kostendeckend ist. «Uns kostet der Kubikmeter Holz, bis wir ihn an die Waldstrasse bringen, 70 bis 100 Franken, wir erhalten jedoch nur 50 bis 60 Franken», sagt Simon Czendlik. Um diese enorme Lücke zu schliessen, sind die Waldeigentümer und Forstbetriebe darauf angewiesen, andere Finanzierungsquellen zu finden. Dies um so mehr, als der Klimawandel auch im Wald deutlich sichtbar ist. So etwa hier im Kettenjura mit seinen vielen abgestorbenen Fichten und den serbelnden Buchen, die bei uns seit Jahrtausenden heimisch sind. Das Waldklimaschutz-Projekt Frenkentäler ermögliche den Betrieben, so Czendlik, die vielfältigen Funktionen des Waldes zu erhalten und zu fördern.
Mit den CO2-Zertifikaten können Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen die von ihnen verursachten CO2-Emissionen ausgleichen. Die Zertifikate gibt es für 30 bis 60 Franken pro Tonne CO2, wobei sich der Waldbewirtschafter verpflichtet, das Klimaschutzprojekt über mindestens 30 Jahre laufen zu lassen. Zertifiziert wird nach der Methode des Vereins Wald-Klimaschutz-Schweiz. TÜV Nord AG, ein international tätiges Unternehmen, validiert und zertifiziert. Es erfolgt eine jährliche Nutzungskontrolle und das Vorratsinventar wird jedes Jahr neu festgelegt.
Philipp Schoch, Präsident von «WaldBeider-Basel», hebt den regionalen Charakter des Projekts hervor. «Wichtig ist uns, dass wir die Wertschöpfung hier halten können.» Er spricht von einer zurzeit kleinen Nische, welche die Zertifikate abdecken können, ist aber überzeugt, dass sie zu einem richtigen Renner werden. «Die Firmen sind sehr erpicht auf diese Themen, sie reissen einem die Zertifikate fast aus den Händen.»
Zu den ersten Käufern der Zertifikate zählt die Basler Kantonalbank (BKB). Mit dem Erwerb von 650 Zertifikaten erreicht sie ihr betriebliches Netto-Null-Ziel ihrer CO2-Emissionen. Den da und dort bereits geäusserten Vorwurf, es handle sich beim Emissionsausgleich um einen Ablasshandel, kann Simon Czendlik nicht gelten lassen. «Wir suchen gezielt nach Partnerschaften, um auch die Bevölkerung für das Thema Biodiversität zu sensibilisieren und unsere Partner zu motivieren, sich über den Kauf der Zertifikate hinaus für den Klimaschutz einzusetzen.»