Sebastian Schanzer
Den Traum, dass sich im Waldenburgertal wie vor rund 20 Jahren wieder eine Hip-Hop-Szene mit nationaler Ausstrahlung entwickeln würde, hat Elia Mahler begraben. Bei einigen Personen sehe er schon Potenzial, sagt der Oberdörfer Rapper. Am ...
Sebastian Schanzer
Den Traum, dass sich im Waldenburgertal wie vor rund 20 Jahren wieder eine Hip-Hop-Szene mit nationaler Ausstrahlung entwickeln würde, hat Elia Mahler begraben. Bei einigen Personen sehe er schon Potenzial, sagt der Oberdörfer Rapper. Am Willen, als Community etwas auf die Beine zu stellen − ob als Künstler, Booking-Agent oder Musikproduzent − und am dafür nötigen Engagement und Unternehmergeist fehle es allerdings. Mahler ist vor rund zwei Jahren ins Basler Gundeliquartier gezogen. Dort hat er sich ein gutes Netzwerk mit Gleichgesinnten aufgebaut, um gemeinsam Ideen zu spinnen, Projekte anzureissen.
Den Sitz des Vereins Anderst Motiviert − gegründet, um die Hip-Hop-Kultur zu fördern und das gastfreundliche Image des WB-Tals zu pflegen − hat er gleichwohl in Oberdorf belassen. Nach zweijähriger Corona-Pause sendet dieser nun wieder ein Lebenszeichen: Am kommenden Samstag schallen bis in die frühen Morgenstunden Bässe, «Drums» und «Rhymes» durchs Tal. Das Rap-Festival Am-Jam hinter Ernst Lüthis «Öpfelhüsli» in Hölstein geht nach 2019 zum zweiten Mal über die Bühne. DJs, Sprayer, «Dancecrews» und sechs Rap-Formationen laden zur grossen Sause.
Schwieriges Booking
Bei ihrem begrenzten Budget können die Festivalbetreiber zwar nicht die national bekannten Namen auf ihr «Line-Up» schreiben. Alle verpflichteten Künstler − darunter die Trägerin des Baselbieter Kulturpreises 2020 «La Nefera» − stammen dafür aus der Region und treten wie Mahler selbst mit neuen Produktionen ans Mikrofon.
Die bis in den Frühling anhaltende Unsicherheit, ob die Pandemielage eine Durchführung überhaupt erlaubt, sowie die aktuell geltenden Regeln für solche Veranstaltungen hätten das Booking aber sehr erschwert, so Mahler. «Manche Künstler haben den Sommer 2021 bereits im Februar abgeschrieben. Wir können nicht behaupten, dass uns die Künstler die Bude eingerannt haben, weil sie unbedingt wieder spielen möchten.»
Kein Covid-Zertifikat
Das Festival ist auf rund 500 Gäste ausgelegt, das heisst, ein Covid-Zertifikat ist für den Besuch der Konzerte nicht erforderlich. Dafür müssen Abstände eingehalten werden und es herrscht ein Tanzverbot. «Wir planten unsere Veranstaltung zunächst mit 1000 Gästen. Daraufhin haben wir soviele Rückmeldungen von Leuten erhalten, die über kein Covid-Zertifikat verfügen, dass wir uns lieber auf 500 Besucher beschränken», so Mahler. Das wurmt den ehrgeizigen Rapper. Denn eigentlich sollte der «Am-Jam» jedes Jahr ein bisschen grösser werden, um dereinst den Status eines national anerkannten Rap-Events zu geniessen.
Im umkämpften Kulturbusiness sei dies aber ohnehin schwierig. Fördergelder sind knapp und begehrt. Komme hinzu, dass sich Veranstalter teils unnötig konkurrenzierten.
Mehr Infos unter https://am-jam.ch