Aus Liebe zur Schweiz
06.08.2021 Gesellschaft, Kultur, SissachRobert Bösiger
Wäre der Wetterbericht etwas verlässlicher gewesen in diesen letzten Julitagen, Beat Moser (67) wäre gerne zu einer Bergtour aufgebrochen. So aber hat er Zeit, die «Volksstimme» zu empfangen, um über sich und sein dieser Tage erschienenes Buch ...
Robert Bösiger
Wäre der Wetterbericht etwas verlässlicher gewesen in diesen letzten Julitagen, Beat Moser (67) wäre gerne zu einer Bergtour aufgebrochen. So aber hat er Zeit, die «Volksstimme» zu empfangen, um über sich und sein dieser Tage erschienenes Buch «26malSchweiz» zu berichten.
Auf die Idee, «Wissenswertes, Charakteristisches und Sonderbares» (so der Buch-Untertitel) zu den 26 Kantonen zwischen zwei Buchdeckeln herauszugeben, ist Beat Moser auf drei Wegen gekommen: Als Chef aller Swisscom-Shops durfte er das ganze Land immer wieder bereisen. Erstens. Zweitens hat er in den vergangenen Jahren dabei nicht nur alle höchsten Punkte aller Kantone bestiegen. Sondern: Der sportlich-schlanke Mann aus Sissach hat doch tatsächlich alle Viertausender in der Schweiz erklommen.
Höhenrekorde als Initialzündung
Wer sich eine solche Sammlung an Höhenrekorden zulegt und von Grund auf ein neugieriger Mensch ist, der muss sich zwangsläufig zu fragen beginnen, was denn die Wesensmerkmale, was das Typische und was das Besondere an einem Kanton sind. So habe er in allen einschlägigen Buchhandlungen und im Internet nach einem solchen Nachschlagewerk gefahndet, erzählt Beat Moser. Ohne Erfolg.
So kommt es, dass Moser – auch ermuntert durch seine Lebenspartnerin und Freunde – selber damit beginnt, zu recherchieren und Fakten zusammenzutragen. Zunächst habe er sich eine Excel-Tabelle angelegt, in der jeder Kanton mit vergleichbaren Kriterien letztlich zu einer Matrix geführt hat. Auf diese Weise hat er für jeden Kanton Angaben zusammengetragen zu Geografie und Geschichte, Wirtschaft und Politik, Kultur und Kulinarik bis hin zu Persönlichkeiten und Kuriosem.
Entstanden ist ein 300 Seiten starkes Buch mit zahlreichen Abbildungen und spannenden, kantonstypischen Informationen. Der Autor räumt ein, das Buch für sich selber, «vor allem aber aus Liebe zur Schweiz» geschrieben zu haben. Beat Moser: «Viele reisen in die ganze Welt hinaus. Aber das, was wir vor der eigenen Haustüre haben, davon wissen die wenigsten». Moser ist sich durchaus bewusst, dass man heute im Prinzip alles googeln und irgendwo im grossen Teich des World Wide Web finden kann. Er selber, noch einer der «Generation analog», schätze es aber, ein Buch in Händen halten zu können. Genauso wie die morgendliche Zeitung.
Was hat ihn am meisten überrascht bei dieser Forschungsarbeit? Moser: «Ich hätte nie gedacht, dass unser Land so vielfältig und unterschiedlich ist, und dass es zwischen den Kantonen derart markante Differenzen gibt.»
Selbstverständlich kann man einem Buch, das 26 Kantone betrachtet, nicht vollständig gerecht werden, geschweige denn alle spannenden Gegebenheiten tangieren, die in A wie Aargau bis Z wie Zug behandelt werden.
Das A und O eines solchen Buches ist es wohl, zum einen spannende Informationen, zum anderen Anreize zu liefern, um diesen oder jenen Kanton gelegentlich zu besuchen und mit eigenen Augen zu entdecken. Bleiben wir doch gerade bei diesem A und O und nehmen uns die entsprechenden Kantone als Beispiele vor: unseren Nachbarkanton Aargau und einen anderen Halbkanton, nämlich Obwalden. Aus beiden Kantonen sollen hier einige Facts herausgepickt werden, die den meisten von uns wahrscheinlich neu sind.
A wie der Aargau
Hätten Sie gewusst, dass Aarburg für ein europaweit seltenes Naturphänomen steht? Bei der «Aarwange» fliesst die Aare tatsächlich rückwärts. Ursache ist das Aufeinandertreffen der starken Strömung und des ruhigen Wassers des Naturhafens mitten im Fluss. Auf diese Weise, schreibt Beat Moser, könne Treibgut bis zu 300 Meter flussaufwärts gelangen.
Hätten Sie gewusst, dass die Stadt Aarau vor mehr als 200 Jahren, zu Beginn der Helvetik im Jahr 1798, als Napoleon den Gang der Dinge bestimmte, für einen Moment der politische Mittelpunkt der Schweiz war? Das Städtchen war wegen der zentralen Lage und der revolutionsfreundlichen Haltung der Bevölkerung offiziell zum Sitz der Zentralregierung Helvetiens erkoren worden.
Hätten Sie gewusst, dass der ehemalige Aargauer Nationalrat Luzi Stamm (SVP) einmal demonstrativ mit 1 Million Falschgeld und ein anderes Mal mit Kokain durch das Bundeshaus gelaufen ist, aber – weil nur zu Provokationszwecken – juristisch rehabilitiert wurde?
O wie Obwalden
Hätten Sie gewusst, dass der geografische Mittelpunkt der Schweiz in Obwalden, genauer gesagt auf der Älggialp liegt? Und dass dort eine Tafel angebracht ist, auf der die Namen aller bisherigen «Schweizerinnen und Schweizer des Jahres» eingraviert sind?
Und hätten Sie gewusst, dass das Kloster in Engelberg nach den Titlisbahnen mit seinen etwa 100 Angestellten der zweitgrösste Arbeitgeber am Ort ist?
Sollten Sie diese Facts nicht gekannt haben, wären Sie vermutlich in guter Gesellschaft. Egal, solche Wissenslücken lassen sich nun mit dem neuen Buch von Beat Moser prima schliessen. Der Autor zeigt die enorme Vielfalt unseres Landes, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Moser: «Mein Buch soll Neugier wecken, die Schweiz und ihre Kantone besser und auch von einer anderen Seite kennenzulernen.»