Sie sagen dem Plastik den Kampf an
23.04.2021 Bezirk Sissach, TennikenSimone Meier und Eliska Pertinez produzieren unverpackte Seife
Um Verpackungsmüll zu reduzieren, entschlossen sich zwei Frauen aus Tenniken dazu, Naturseifen für den privaten Gebrauch selbst herzustellen. Da die Herstellung enorm Spass machte, wird mittlerweile auch für den Handel ...
Simone Meier und Eliska Pertinez produzieren unverpackte Seife
Um Verpackungsmüll zu reduzieren, entschlossen sich zwei Frauen aus Tenniken dazu, Naturseifen für den privaten Gebrauch selbst herzustellen. Da die Herstellung enorm Spass machte, wird mittlerweile auch für den Handel produziert.
Brigitt Buser
Ausschlaggebend, warum sich Simone Meier, Fachfrau für medizinisch-technische Radiologie, und Eliska Pertinez, ausgebildete Chemielaborantin, beide aus Tenniken, dazu entschlossen, selbst Seifen herzustellen, war der enorme Verpackungsmüll, den die Mütter von jeweils zwei Kindern mit ihren Einkäufen nach Hause trugen. «Laut einer Studie werden in Deutschland pro Kopf jährlich 11,1 Flaschen Duschgel à 250 Milliliter verbraucht. Würde man auf Seifen umsteigen, benötigte es lediglich 2,3 Stück à 150 Milliliter», erklärt Eliska Pertinez. «Zwar ist Duschgel einfacher zu handhaben und schäumt rascher, aber noch viel wichtiger war es uns, den Verpackungsmüll unserer Haushalte zu reduzieren.»
Die Herstellung der Seife für den Heimgebrauch machte den beiden Frauen so sehr Spass, dass sie beschlossen, auch für den Handel zu produzieren. Dazu benötigte es natürlich einen entsprechenden Raum. Glücklicherweise befindet sich im Haus von Eliska Pertinez eine Einliegerwohnung mit Küche. «Die ideale Voraussetzung für eine saubere Produktion von Seifen. Dies ist übrigens eine der vielen Vorschriften des Lebensmittelamtes, wo wir uns für die Produktion für den Handel natürlich registrieren mussten», erklärt Simone Meier.
Möglichst aus der Region
Als Label wurde «Satya» gewählt, was in Sanskrit, einer altindischen Sprache, echt, wahr und tugendhaft, oder als Name Wahrheit und Wahrhaftigkeit, bedeutet. Zwar stammen die Rohstoffe zur Seifenproduktion wenn immer möglich aus biologischem Anbau. Noch wichtiger aber ist Eliska Pertinez und Simone Meier die Herkunft und Verpackung dieser Rohstoffe. Daher beziehen die Seifenmacherinnen diese entweder von «Armonia», einem Schweizer Familienbetrieb, oder direkt von «Unverpackt Baselland», wo die Produkte von «Satya» auch erhältlich sind.
So kommt beispielsweise das benötigte Rapsöl aus Wenslingen und der Bienenhonig für die Haarseife von einem Imker aus Tenniken. Auch wichtig ist, dass bei Verpackungen, wie sie bei Rasierseifen nötig sind, ein Depot verlangt wird, diese also zurückgegeben werden können. Sheabutter, ein Fett aus den Nüssen des Karitébaumes, stammt aus Ghana. Mit «Armonia» hat «Satya» einen Partner gefunden, der den hervorragenden Weichmacher für trockene Haut, der zudem mit Spannungsgefühlen und Juckreiz verbundene Schmerzen lindert, von einer Werkstatt bezieht, die vollständig in Frauenhand liegt.
«Einzig bei den ätherischen Ölen konnten wir nicht Gebinde mit Depot beziehen. Grund dafür ist, dass sich die Duftstoffe regelrecht ins Glas fressen und sich daher nicht mehr rauswaschen lassen. In die Gläser werden jedoch Massage- oder Hautöle abgefüllt und finden so wenigstens nochmals Verwendung, was zumindest unserer Philosophie nahekommt», so Eliska Pertinez.
Aber auch bei der Produktion wird darauf geachtet, dass so wenig Abfall wie möglich entsteht. Aus Sicherheitsgründen müssen Vinylhandschuhe getragen werden. Um aber auch hier Abfall zu vermeiden, werden wiederverwendbare Gummihandschuhe darüber getragen. So sind nur ein Paar Vinylhandschuhe pro Seifensieden nötig.
Grenzenlos kreativ
Seit Mitte 2020 entstehen bei «Satya» Naturseifen aus natürlichen Zutaten ohne Konservierungsstoffe, Palm- und Parfümöle sowie Lebensmittelfarben. Die Zutaten sind flüssige Öle wie beispielsweise Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Reiskeim-, Mandel-, Argan- und Rizinusöl sowie feste Öle wie Kokosfett, Sheabutter, Bienenwachs, die mit Natronlauge verseift werden. Veredelt werden die Ansätze mit fein gemahlenen Kräutern, ätherischen Ölen, Mohnsamen, Zitronenschale oder getrockneten Blüten. Zur Gelbfärbung des Produktes wird Kurkuma, oder Spinat für grüne Seifen verwendet.
Ebenfalls erhältlich sind Haarseifen, Rasierseifen in Gläschen mit Depot, Peeling-Seifen mit Mohnsamen, die nach Verwendung den Abfluss nicht verstopfen, Badesalz und Lippenpomade. «Bei Letzterer besteht noch das Problem, dass die Döschen oft in Handtaschen mitgetragen werden, wodurch rasch Abnutzungserscheinungen entstehen. Daher können wir diese noch nicht zurücknehmen, wir arbeiten aber noch an einer anderen Lösung», so Simone Meier.
Damit aber nicht genug. In Planung ist unter anderem die Produktion von Fuss- und Gesichtscreme, Haarfluid und Bodylotion in fester Form. Alles aus möglichst unverpackten und möglichst regionalen Produkten. Ist eine Verpackung zwingend, wie dies beispielsweise bei der Rasierseife der Fall ist, dann nur mit Depot.