Liebe auf den ersten Blick
22.04.2021 Bezirk Waldenburg, Lampenberg, Gesellschaft, LandwirtschaftMit Alpakas spazieren gehen und ihre Wolle selber spinnen
Die Landfrauen Christine Wagner und Christine Meier nehmen Erwachsene und Kinder mit auf einen lehrreichen Trip: Sie bieten mit ihren Alpakas Trekkings an.
Elmar Gächter
Hand aufs Herz: Wer möchte beim ...
Mit Alpakas spazieren gehen und ihre Wolle selber spinnen
Die Landfrauen Christine Wagner und Christine Meier nehmen Erwachsene und Kinder mit auf einen lehrreichen Trip: Sie bieten mit ihren Alpakas Trekkings an.
Elmar Gächter
Hand aufs Herz: Wer möchte beim Anblick dieser reizenden Geschöpfe seine Hände nicht herzhaft in ihr flauschiges Fell graben und einfach ein bisschen mit ihnen kuscheln? Genauso ist es den beiden Landfrauen Christine Meier und Christine Wagner ergangen, als sie erstmals den exotischen Schönheiten gegenüberstanden. «Ich habe ihnen in die Augen geschaut und war verloren», blickt Christine Meier aus Hellikon auf ihre erste Begegnung mit ihnen zurück. Nicht viel anders bei ihrer Kollegin Christine Wagner aus Lampenberg. «Das jüngste meiner Tiere ist wie mein Teddybär», bringt sie ihre Liebe zu den Alpakas zum Ausdruck. Beide Frauen sind auf einem Landwirtschaftsbetrieb zu Hause und seit ein paar wenigen Jahren Besitzerinnen der südamerikanischen Mini-Kamele. Und sie haben ihre Wahl nicht bereut, im Gegenteil.
Kennengelernt haben sich die beiden Frauen bei der Sachkundeausbildung. Einen solchen Nachweis benötigt, wer ohne landwirtschaftliche Ausbildung Alpakas halten will. Mit ihren Tieren bieten sie Trekkings an und schwören auf die hohe Qualität der Wolle. Für Christine Wagner und ihren Mann sind die Tiere eine Alternative nach der Betriebsumstellung, für Christine Meier eine Ergänzung zum Milchwirtschaftsbetrieb. Beide halten eine Gruppe von vier bis fünf Tieren, von Jungtieren bis zu Erwachsenen. «Die Alpakas sind faszinierende Wesen, einerseits Fluchttiere, andererseits strahlen sie eine enorme Ruhe aus», sagt Christine Wagner. «Und sie sind einfach unglaublich neugierig, lassen sich gerne fotografieren, ja posieren richtig», ergänzt ihre Kollegin.
Angst vor Tieren abgebaut
Hermann, Diego, Blacky, Momo auf dem Lampenberg, Zoe – halb Lama, halb Alpaka –, Sancho, Jamina, Bijou und Marshmallow in Hellikon haben auf ihren Trekkings schon viele Menschen glücklich gemacht. «Ich hatte in einer Gruppe eine Person mit grosser Angst generell vor Tieren. Am Ende des Spaziergangs wollte sie ihr Alpaka nicht mehr hergeben», beschreibt Christine Wagner eines ihrer bleibenden Erlebnisse. Man könne die Tiere guten Gewissens auch Kindern an die Hand geben. Und wie ist es mit dem Spucken? Die Halterin lacht: «Diese Frage wird mir oft gestellt. Nein, im Gegensatz zu Lamas spucken Alpakas keine Menschen an, sondern höchstens Artgenossen.»
Einmal im Jahr kommt der Scherer vorbei. Denn Alpakas eignen sich nicht nur als Therapietiere, sondern liefern mit ihrer Wolle ein wertvolles Produkt, das je länger, je mehr gefragt ist. Während Christine Wagner die Schur extern verarbeiten lässt, veredelt sie Christine Meier von A bis Z selber. Ob kardieren, kämmen oder spinnen, alles ist bei ihr reines Handwerk; Fertigkeiten, die sie sich weitgehend selber beigebracht hat. Selbst die Spindeln, mit denen sie die Fasern zu Wolle aufzieht, stellt sie selber her. Sie schwört auf das Material, aus dem vor allem Sitzkissen, Schals und Mützen entstehen. «Die Alpaka-Wolle wärmt, riecht nicht und man ist darauf viel weniger allergisch als auf andere Materialien», hebt Christine Meier einzelne der vielen Vorzüge hervor. Die reine Handarbeit ist zeitaufwendig und so können für einen Schal 15 Stunden Aufwand zusammenkommen.
Die beiden Halterinnen wollen die Alpaka-Produkte gemeinsam in ihren Hofläden anbieten und damit Synergien nutzen. Unter dem Slogan «Spinnsch au?» führen sie am 12. Juni auf Wagners Hof Anthäuptli einen Kurs durch. Erwachsene wie auch Kinder haben die Möglichkeit, auf einem kurzen Spaziergang die Alpakas kennenzulernen und im Anschluss mit einer selbst gemachten Spindel die Haare der Tiere zu Wolle zu spinnen. «Vor allem für Kinder kann dies eine ganz wichtige Erfahrung sein. Sie sehen, woher ihre Mütze oder ihr Pullover stammt, und dass es nicht einfach ein 5-Franken-Produkt aus einem Billigladen ist», so Meier. Beide Frauen sind überzeugt, dass das Halten von Alpakas eine gute Zukunft hat. Dass sowohl Trekkings als auch Wolle je länger, je mehr nachgefragt werden, ist das eine; dass ihnen ihre Tiere auch viele Stunden des Glücks bescheren, das andere.
Der Anlass «Spinnsch au?», der im Rahmen der Freizeitkurse Bennwil – Hölstein – Lampenberg angeboten wird, findet am 12. Juni, von 13 bis etwa 16 Uhr, auf dem Lampenberg, Hof Anthäuptli, Hauptstrasse 93, statt. Anmeldungen an die E-Mail-Adresse freizeitkurse-bhl@gmx.ch