Ein Blick auf die Schweiz vor 30 Jahren
12.03.2021 Bezirk Sissach, Bildung, Porträt, SissachTimothy Lüthy ermöglicht mit einer Website eine moderne Begegnung mit dem Kalten Krieg
Timothy Lüthy beschäftigte sich in seiner Maturarbeit am Gymnasium Liestal mit der Schweiz im Kalten Krieg. Mit der Website «kalterkrieg.ch» schaffte es der Schüler aus Sissach in das Finale von ...
Timothy Lüthy ermöglicht mit einer Website eine moderne Begegnung mit dem Kalten Krieg
Timothy Lüthy beschäftigte sich in seiner Maturarbeit am Gymnasium Liestal mit der Schweiz im Kalten Krieg. Mit der Website «kalterkrieg.ch» schaffte es der Schüler aus Sissach in das Finale von «Schweizer Jugend
Lara Uebelhart
Timothy Lüthy macht voraussichtlich diesen Sommer seine Matur mit dem Schwerpunkt Wirtschaft am Gymnasium Liestal. Der Schüler wohnt in Sissach, wo er auch Handball spielt und im Musikverein mitwirkt. Lüthy ist ein zielstrebiger Mensch. Ihm helfe es, von Anfang an sein Ziel zu visualisieren, um dann auf etwas Konkretes hinarbeiten zu können, sagt er.
So hat der 19-Jährige auch jetzt klare Ziele vor Augen, wie beispielsweise seine Matur, und nach dem Militärdienst das Studium der Rechtswissenschaften in Basel. Aktuell beschäftigt den Schüler aber vor allem auch ein kurzfristigeres Ziel: das Finale von «Schweizer Jugend forscht», das vom 22. bis 24. April virtuell stattfindet. Mit seiner Maturarbeit hat sich Lüthy nämlich für die Endrunde des Wettbewerbs qualifiziert.
Lüthy wurde von seiner Betreuerin, Dr. Antonia Schmidlin, zur Teilnahme motiviert. Für ihn sei es eine tolle Chance, denn das gäbe ihm nämlich auch die Möglichkeit, seine Arbeit zu optimieren, erklärt er. Den Teilnehmenden der Finalrunde wird jeweils eine Fachperson zugeteilt, die den Schülerinnen und Schülern zur Seite steht und ihnen hilfreiche Tipps mit auf den Weg gibt.
Doch die Veränderungen, die jetzt noch an der Website gemacht werden, sind nur ein ganz kleiner Teil des Ganzen. Denn über Monate arbeitete Lüthy an seiner Maturarbeit. «Es war ein recht grosser Aufwand», sagt er. Anfangs habe er sich regelrecht in die Recherche gestürzt und sich durch Bücher und Quellen gearbeitet. Während dieser Phase sei er dann auf die sieben Zeitzeugen und zwei Historiker aufmerksam geworden, die er für seine Arbeit interviewt hat. Schriftlich habe er sie kontaktiert und sei dann mit dem Zug zu ihnen gefahren, um sie zu befragen. «Am Schluss hatte ich rund zehn Stunden rohes Videomaterial der Interviews, das ich für die Internetseite auf fünf Stunden reduziert und in kleine thematische Clips unterteilt habe», sagt Lüthy.
Die Website habe er ebenfalls selber programmiert und aufgebaut. Der Schüler hat seine Maturarbeit selbstständig durchgeführt. Er betont aber: «Die Interviews waren eine Form der Zusammenarbeit, für die ich sehr dankbar bin. Ich habe mich sehr gefreut, wie viele Menschen bereit waren, mit mir über die historischen Ereignisse zu reden.»
Für die junge Generation
Die Website «kalterkrieg.ch» enthält neben den zentralen Interviews interaktive Elemente sowie Info-Text. Mit seinem Produkt hat sich Lüthy das Ziel gesetzt, der jungen Generation Schweizer Geschichte auf eine möglichst attraktive Art zu vermitteln und einen einfachen Einstieg zu bieten. Auf der Website wird gezeigt, welche Rolle die Schweiz im Kalten Krieg einnahm und welche Vorbereitungen in unserem Land getroffen wurden.
Dass er eine Arbeit im Fach Geschichte machen wollte, habe er schon lange gewusst, sagt Lüthy. Die Wahl des Zeitabschnitts stand allerdings nicht von Anfang an fest, doch die Vorteile waren bald klar. «Zuvor hatte ich mich selber noch nicht besonders stark mit dem Kalten Krieg auseinandergesetzt», erzählt der Gymnasiast. Ein grosses Plus bei diesem Thema sei, dass es sich um eher junge geschichtliche Ereignisse handelt. «Das Ende des Kalten Krieges ist erst 30 Jahre her. Deswegen gibt es auch noch viele Menschen, die darüber berichten können», so der 19-Jährige. Er sieht auch eine gewisse Wissenslücke bei jüngeren Mitmenschen. «Der Kalte Krieg ist eigentlich allen ein Begriff, aber was die Rolle der Schweiz betrifft, sind nur wenige informiert», sagt Lüthy.
Geschichte direkt begegnen
Die aufwendige Arbeit war für den Schüler ein Erfolg. Neben einer guten Bewertung und der Teilnahme bei «Schweizer Jugend forscht» ist er auch selbst mit seiner Leistung zufrieden. Es habe ihm viel daran gelegen, seine Arbeit qualitativ gut umzusetzen und so sei er auch dazu bereit gewesen, die nötige Zeit zu investieren. Es gab einige herausfordernde Momente und insbesondere der technische und thematische Umfang und die Vielseitigkeit seiner Arbeit hätten ihn gefordert.
Es sei wichtig gewesen, gewisse Einschränkungen zu machen, um die Website für die Besucherinnen und Besucher interessant und trotzdem verständlich zu gestalten. Am eindrücklichsten seien die Interviews gewesen. «Die Zeitzeugen hatten teilweise sehr zentrale Funktionen und es war unglaublich interessant, ihre Ansichten zu hören», erklärt der Schüler. «Es war wie eine direkte Begegnung mit der Geschichte.»