«Eingefleischte halten sich daran»
18.02.2021 BaselbietDie Dimensionen glichen zwar noch nicht dem Treiben in Einsiedeln, das für Schlagzeilen sorgte. Trotzdem überraschten die Fasnachtsaktivitäten in Laufen, Allschwil, Reinach, Aesch und Ettingen am vergangenen Wochenende. Die Polizei zeigte sich zurückhaltend. Sehen wir in den nächsten Tagen ...
Die Dimensionen glichen zwar noch nicht dem Treiben in Einsiedeln, das für Schlagzeilen sorgte. Trotzdem überraschten die Fasnachtsaktivitäten in Laufen, Allschwil, Reinach, Aesch und Ettingen am vergangenen Wochenende. Die Polizei zeigte sich zurückhaltend. Sehen wir in den nächsten Tagen Ähnliches im Oberbaselbiet?
Tobias Gfeller
Über 300 kostümierte Fasnächtler und Passanten in Laufen, Autokorso mit Guggen-Sound aus den Lautsprechern und viel Alkohol – von Abstandhalten, der 5-Personen-Regel und Maskentragen war wenig zu sehen. Ähnliche Bilder gab es aus Allschwil. Etwas weniger gross war das wilde Fasnachtstreiben in Reinach, Aesch und Ettingen. Die Polizei beschränkte sich aufs Mahnen und Erinnern an die Corona-Regeln. Ein Freipass für die Oberbaselbieter Fasnächtler?
«Nein», glauben die Präsidentinnen und Präsidenten der Fasnachtskomitees und Gesellschaften Sissach, Gelterkinden und Oberdorf. Für Martin Klaus, OK-Präsident der abgesagten Fasnacht 2021 in Liestal, ist es schwer abzuschätzen, was am Wochenende passieren wird. Das OK hat mehrfach dazu aufgerufen, keine Fasnacht zu machen und zu Hause zu bleiben. «Was die mündigen Leute sonst machen, da haben wir keine Kontrollmöglichkeit. Das ist dann Aufgabe der Polizei.» Für Martin Klaus geht es auch um Respekt, um sich gegenseitig zu schützen. Negative Bilder würden der Fasnacht allgemein schaden, ist der Liestaler OK-Präsident überzeugt. «Eine Guerilla-Fasnacht ist jedenfalls nichts für uns.»
Einfluss der Komitees beschränkt
Dass ein wildes, womöglich ausuferndes Fasnachtstreiben in Zeiten von Corona dem Ansehen der Fasnacht schaden könnte, daran glaubt auch Rico Tirri, Präsident der Gelterkinder Fasnacht. Er werde mit seinen Vorstandskollegen am Sonntag und Montag auf den Strassen sein und wenn nötig eingreifen, soweit das in ihrer Kompetenz liegt. «Vergangenes Jahr hatten wir es sehr gut im Griff», erinnert Tirri. «Ich bin aber überzeugt, dass wir es in Gelterkinden wieder diszipliniert hinbekommen.» Dabei helfe, dass sämtliche Beizen geschlossen sind. «Die Eingefleischten werden sich daran halten», ist Rico Tirri überzeugt. Er hat aber das gleiche Problem wie seine Kolleginnen und Kollegen in den anderen Gemeinden. Ihr Einfluss ist irgendwo begrenzt.
«Das Einzige, das wir nicht steuern können, sind die Zivilisten», warnt deshalb Fabio Fedriga, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Sissach. «Einige Wundertüten kommen sicherlich vorbei, um zu sehen, ob etwas geht.» Er glaube aber an die Loyalität der Mitglieder der Fasnachtsgesellschaft. «Es obliegt dem normalen Menschenverstand, sich an die Regeln zu halten. Wir appellieren an alle, können aber natürlich nicht alle erreichen.»
Tamara Binggeli vom Fasnachtskomitee Oberdorf ist selber gespannt, wie das Wochenende ablaufen wird. Vom Komitee sei zwar nichts geplant, doch was die Vereine machen, wisse sie nicht. «Als Privatperson fände ich es schön, wenn etwas Fasnachtsstimmung – natürlich coronakonform – überschwappt, der oder die eine verkleidet auf die Strasse geht.» Sie wolle aber niemanden dazu ermuntern, betont Binggeli. «Ich fände es einfach schön, wenn die Fasnacht nicht ganz vergessen ginge.» Vom zurückhaltenden Vorgehen der Polizei am vergangenen Wochenende war Binggeli überrascht. «Ich hätte erwartet, dass strenger eingegriffen wird.»
Unklare Regeln vom Kanton?
Die Baselbieter Polizei werde auch am kommenden Wochenende nach dem «Prinzip der Verhältnismässigkeit» vorgehen, kündigt Sprecher Adrian Gaugler an. «Wir werden mit der Bevölkerung das Gespräch suchen. Bei wiederholter oder schwerwiegender Missachtung der Massnahmen werden wir aber konsequent durchgreifen.» Über das personelle Dispositiv will sich Gaugler nicht äussern.
Sissachs Gemeindepräsident Peter Buser erwartet vom Kanton und damit von der Kantonspolizei, dass die vom Regierungsrat herausgegebenen Fasnachtsregeln auch wirklich um- und durchgesetzt werden. Der Sissacher Gemeinderat diskutierte am Montagabend das bevorstehende Wochenende. Die Regeln des Regierungsrats erachtete er als «nicht ganz klar formuliert».
Buser ist aber überzeugt, dass sich die eingefleischten Fasnächtler an die Massnahmen halten werden. «Sie haben verstanden, dass dieses Jahr nichts ist. Ein Restrisiko besteht aber bei denen, die als Zuschauer von der Fasnacht angezogen werden.» Doch dafür seien eben die Polizei und der Kanton verantwortlich. «Wir als Gemeinde haben da keine Handhabe», stellt Buser klar.