Tracer auf der Jagd nach Mutation
12.01.2021 BaselbietGefürchtete Variante des Virus im Kanton noch nicht nachgewiesen
Das mutierte und möglicherweise noch ansteckendere Coronavirus ist im Baselbiet noch nicht nachgewiesen worden. Mehrere Verdachtsfälle werden zurzeit aber untersucht. Eine grosse Bedeutung kommt nun wieder dem Contact ...
Gefürchtete Variante des Virus im Kanton noch nicht nachgewiesen
Das mutierte und möglicherweise noch ansteckendere Coronavirus ist im Baselbiet noch nicht nachgewiesen worden. Mehrere Verdachtsfälle werden zurzeit aber untersucht. Eine grosse Bedeutung kommt nun wieder dem Contact Tracing zu.
Sebastian Schanzer
Ihretwegen machen sich Gesundheitsbehörden weltweit grosse Sorgen: eine mutierte Variante des Coronavirus soll deutlich ansteckender als die vorherigen sein. In Grossbritannien wird sie für den rasanten Anstieg der Fallzahlen verantwortlich gemacht und wegen der hohen Auslastung ihrer Krankenhäuser hat die Stadt London am Samstag den Katastrophenfall ausgerufen.
Auch in der Schweiz ist die neue Variante bereits in 88 Fällen nachgewiesen worden, davon einer im Baselbiet, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am vergangenen Freitag mitteilte. Bei dem einen, angeblich im Baselbiet nachgewiesenen Fall soll es sich allerdings um eine Falschmeldung des BAG handeln, wie Andrea Bürki vom Kantonalen Krisenstab auf Anfrage sagt. Nachgewiesen sei im Kanton Baselland noch keine Ansteckung mit dem mutierten Virus, mehrere Verdachtsfälle würden derzeit aber geprüft.
Zum Verdachtsfall wird eine Person, wenn sie positiv auf das Covid-19-Virus getestet wurde sowie kürzlich aus Grossbritannien oder Südafrika eingereist oder im Kontakt mit infizierten Rückkehrern gestanden hat. «Wenn ein Verdachtsfall besteht, dann wird das sofort dem Contact-Tracing-Team gemeldet», sagt Rolf Wirz vom Kantonalen Krisenstab. «Dieses macht dann ein besonders intensives Tracing im Umfeld der Verdachtsperson.» Das heisst: Mögliche Kontaktpersonen werden von den Tracern zurückverfolgt und telefonisch kontaktiert. Infizierte mit dem «herkömmlichen» Coronavirus müssen diese Aufgabe bereits seit einigen Wochen selbst übernehmen, die hohen Fallzahlen hatten die Tracer im Baselbiet schlicht überfordert.
Nachweis dauert bis zu sieben Tage
Bei Verdacht auf das mutierte Virus übernehmen sie nun wieder das Ruder. Dabei werden auch die Kontakte der Kontaktpersonen ausfindig gemacht und angerufen. Alle Kontakte der infizierten Person müssen sich in Quarantäne begeben und sich nach fünf Tagen zwingend testen lassen. Personen, die lediglich Kontakt mit diesen Kontaktpersonen hatten, müssen sich fünf Tage später ebenfalls testen lassen. Die Quarantäne bleibt diesen jedoch erspart.
Gleichzeitig werden die positiven Proben in zwei Speziallabors, eines davon im Basler Universitätsspital, zur weiteren Untersuchung geschickt. Bis zum definitiven Befund darüber, ob es sich um die gefürchtete Mutation des Virus handelt, kann es allerdings bis zu sieben Tage dauern.
Regierung gegen Schliessung von Läden
sda. Die Baselbieter Regierung spricht sich gegen eine Schliessung von Einkaufsläden und Märkten aus. Das schreibt sie in einer Stellungnahme zu den vom Bundesrat angedachten Verschärfungen der Corona-Schutzmassnahmen. Die Zweckmässigkeit der einschränkenden Massnahmen sei auch im Licht der «erheblichen Kollateralschäden» zu betrachten, hält der Regierungsrat fest. Die Frage, ob die komplette mehrmonatige Schliessung von Restaurants und Kultureinrichtungen einen entscheidenden Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten vermöge, sei offen.
Der Regierungsrat wendet sich nicht grundsätzlich gegen eine Verlängerung des Schliessungsgebots. Allerdings plädiert sie für eine Dauer von drei statt fünf weiteren Wochen. Aufgrund der langen Dauer der Massnahmen würden Arbeitsplätze und Lehrstellen in erheblichem Masse gefährdet. Die angedachte Schliessung von Einkaufsläden und Märkten bezeichnet die Regierung als «unzweckmässig». Diese Massnahmen sollten vielmehr zusammen mit allfälligen Einschränkungen im Schul- und Verkehrsbereich in Reserve gehalten werden, falls sich die mutierten Virusvarianten im befürchteten Ausmass auszuwirken begännen. Über die vom Bund angedachten Massnahmen hinaus geht der Antrag der Baselbieter Regierung, dass sich alle Personen, die für mehr als 24 Stunden in die Schweiz einreisen, einem Antigen-Schnelltest unterziehen sollen. Diese Tests sollten unabhängig von der Nationalität der Einreisenden erfolgen und bei einem positiven Resultat unmittelbar eine Isolation der Betroffenen zur Folge haben.