«Play» drücken statt Türe öffnen
05.01.2021 Bezirk Sissach, Kirche, Gesellschaft, SissachDie Sternsinger haben ihren Besuch aufgenommen
Wegen Corona hat eine Schulklasse ihre Sternsinger-Lieder aufgenommen und die Segenskleber werden morgen auf Bestellung brieflich verschickt. Die traditionellen Besuche werden also virtuell ersetzt.
Anouk Jordi
Mit ...
Die Sternsinger haben ihren Besuch aufgenommen
Wegen Corona hat eine Schulklasse ihre Sternsinger-Lieder aufgenommen und die Segenskleber werden morgen auf Bestellung brieflich verschickt. Die traditionellen Besuche werden also virtuell ersetzt.
Anouk Jordi
Mit einer selbst gebastelten Karte können die Sternsinger auch dieses Jahr auf eine gewisse Art bei den Leuten «vorbeikommen». So steht es auf jeden Fall in dem Brief, den die Reformierte und die Katholische Kirchgemeinde Sissach an die Leute schicken, die einen Segenskleber bestellt haben. Wegen der aktuellen Pandemie-Lage und den daraus resultierenden Massnahmen können die Kinder in diesem Jahr nicht von Haus zu Haus gehen und an den Türen singen. Auch die Versammlungen aller davor und danach wären eine Herausforderung gewesen.
Stattdessen haben sich die Organisatoren etwas anderes überlegt. «Mir war sehr schnell klar, dass ich das Sternsingen nicht einfach ersatzlos absagen will», sagt Daniel Wüthrich, Pfarrer in der reformierten Kirche Sissach. Denn oft seien viele Menschen total berührt gewesen und hätten sich gefreut, dass sie einfach so jemand besuchen kommt.
Also haben Wüthrich und die anderen Organisatoren mit den Religionslehrpersonen beschlossen, den ganzen Ablauf eines Besuchs aufzunehmen. Dafür wurde die Klasse 6b aus Sissach ausgewählt. Gemeinsam mit ihrer Religionslehrperson nahmen sie ihre Lieder auf, die jetzt auf den Websites der beiden Kirchen in Sissach angehört werden können.
Kindern Halt geben
Die Klasse 6b hat tatsächlich den kompletten Ablauf eines Besuchs der Sternsinger aufgenommen. Die Tonspur startet mit einem Klopfen an der Tür, dann singen die Kinder ein erstes Lied, überbringen die Botschaft, dass sie in Vertretung aller anderen Kinder und Unterstützer nun auf diesem Weg in die Häuser kommen und erklären abschliessend das Prinzip des Segensklebers. Auf diesem steht «20*C*M*B*21». Die Buchstaben stehen für die lateinischen Worte «Christus mansionem benedicat». Auf Deutsch heisst das «Christus segne dieses Haus». Und genau diesen Segen und Schutz sollen die Kleber über die Häuser bringen.
Zum Schluss bitten die Kinder wie immer um Spenden. Dieses Jahr sammeln sie für das Projekt «Kindern Halt geben. In der Ukraine und weltweit». Dieses soll Kinder unterstützen, deren Eltern aus Armut oder Arbeitslosigkeit im Ausland arbeiten müssen und so von ihrer Familie getrennt werden. Optisch unterstützt wird die Aufnahme mit Bildern von vergangenen und normaleren Sternsingen.
Die Segenskleber können per Mail über die Sekretariate der beiden Kirchen bestellt werden. Der Versand findet bereits morgen statt. Mitgeschickt wird ein Brief, der die Situation erklärt, der Link zu der Aufnahme und eine von einem der Kinder gebastelten Karte. Diese haben alle Klassen im Religionsunterricht gestaltet und hoffen so, auf diese andere Art doch die Leute besuchen zu können – auch wenn Corona einen persönlichen Besuch verhindert. «Die Kinder haben diese Karten wirklich toll gemacht», sagt Wüthrich, «sie werden bestimmt viele Leute damit erfreuen.»
Beim Basteln wurde die Nachfrage der Kinder nach eigenen Segensklebern dann immer grösser. Also haben die Religionslehrpersonen schliesslich entschieden, ihre Bestellungen aufzunehmen und die Kleber ebenfalls an die Kinder zu schicken. «Schon allein deswegen musste ich 400 Kleber bestellen, also habe ich mich auf insgesamt 800 festgelegt», sagt Wüthrich, «ich hoffe, die werden reichen.»
Ohne anzuklopfen
Es hatten auch andere Lösungen zur Wahl gestanden. Die Kinder hätten beispielsweise draussen an verschiedenen Orten singen können und man hätte ihnen aus sicherer Entfernung aus dem Fenster heraus zuhören können.
Eine andere Idee wäre gewesen, den Anlass gestaffelt in Gruppen durchzuführen oder alles draussen zu machen. «Als die Fallzahlen aber wieder so stark stiegen, war nicht klar, ob diese Varianten funktionieren würden», sagt Wüthrich und fügt hinzu: «Ich bin froh, dass wir uns für diese Variante entschieden haben, die auf jeden Fall stattfinden kann.»