Ein Dorf im Aufwind
03.12.2020 Gemeinden, Kienberg, Gesellschaft, Natur, RegionEin Verein will das Dorfleben fördern
Um die Potenziale besser nutzen zu können, welche die Natur und die Lage des Dorfes bieten, haben ein paar Einheimische den Verein «Kienberg+» gegründet. Ziel ist es, das Dorfleben zu stärken und das Dorf über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ...
Ein Verein will das Dorfleben fördern
Um die Potenziale besser nutzen zu können, welche die Natur und die Lage des Dorfes bieten, haben ein paar Einheimische den Verein «Kienberg+» gegründet. Ziel ist es, das Dorfleben zu stärken und das Dorf über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt zu machen.
Otto Graf
Vor zehn Jahren trat Kienberg dem Jurapark Aargau bei. Wohl gab es gewisse Events, zum Beispiel Kirschenund Zwetschgenpflücken oder das Aufschichten von Asthaufen. Doch die Vorteile des Juraparks wurden nur ungenügend genutzt, wohl auch deshalb, weil es an der Kommunikation haperte und im Dorf die treibende Kraft fehlte, wie Ruedi Bienz, Vizepräsident des neuen Vereins «Kienberg+», sagt.
Das soll sich nun ändern. «Kienberg ist doch ein wunderschöner Ort zum Leben, mit einer intakten Natur in einem Wandergebiet mit Ausblicken in die Alpen, ins Mittelland, in den Jura, in den Schwarzwald und in die Vogesen», schwärmt der Vizepräsident. Das Vereinsleben funktioniert. Zudem sei das Dorf mit dem öV in Richtung Baselbiet und Basel gut erschlossen. Was fehlt, ist ein Dorfladen. Auch Wohnraum ist Mangelware. Um die Potenziale nutzen zu können, ergriffen Gisela van der Weijden, kürzlich aus dem Gemeinderat zurückgetreten, Ruedi Bienz, Sibylle Gubler und Maya Strub die Initiative und suchten Gleichgesinnte, die sich wiederholt zu Diskussionen und zum Meinungsaustausch trafen. Dabei kristallisierte sich heraus, dass Kienberg im Jurapark Aargau verbleiben und dort aktives Mitglied werden soll. Angesichts dieses klaren Trends sprach sich der Gemeinderat für den Verbleib der Gemeinde – Jahresbeitrag 5 Franken pro Einwohner – im Jurapark aus. Ende September gründeten die Initianten den erwähnten Verein, dem auch die Einwohnergemeinde Kienberg als Kollektivmitglied angehört.
Der Zweckartikel der Statuten lässt keine Zweifel offen: «Der Verein unterstützt und fördert innerhalb des Juraparks Aargau, aber auch übergreifend mit den angrenzenden Gebieten der Kantone Solothurn und Basel-Landschaft das Dorfleben in Kienberg und das Zusammenwirken von Natur, Kultur, Gewerbe und Landwirtschaft.» Auch im Wohnungsbau ist Land in Sicht. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Projekt, auf einer Parzelle einer gemeindeeigenen Abbruchliegenschaft einen Neubau mit bezahlbaren Wohnungen zu erstellen. Ein Projekt liegt bereits vor. In den nächsten Monaten soll dafür eine Wohnbaugenossenschaft gegründet werden.
Corona bremst Aktivitäten
Da der Verein erst seit wenigen Wochen besteht, sind nur wenige Projekte bereits spruchreif. So ist von der Salhöhe aus eine Wanderung geplant. Ein allererster Event, die Gründungsfeier mit einem Eröffnungsfest, musste pandemiebedingt auf das Frühjahr 2021 verschoben werden. Weitere Vorhaben sind in den Köpfen vorhanden und dürften in den kommenden Monaten vorangetrieben werden. Bienz erwähnte dabei unter anderem die Verschönerung des Dorfkerns, eine bessere Erschliessung des Dorfes mit Wanderwegen sowie das Vermarkten von heimischen Produkten.
Eigentlich habe der Verein ursprünglich mit einem «Burgenweg» zu den beiden Ruinen beginnen wollen, meinte Bienz. Gespräche mit dem Kantonalen Amt für Archäologie hätten jedoch gezeigt, dass sich dieses Projekt nicht so schnell umsetzen lässt. Deshalb habe man diesen Weg zuerst einmal zurückgestellt.
Im Hinblick auf einen neuen Anlauf für einen Jurapark im Baselbiet meinte Ruedi Bienz, es sei wichtig, dass der Verein Tafeljura der Bevölkerung aufzeigen kann, was er bisher erreicht hat und was mit einem Naturpark noch zusätzlich möglich wäre. Die Juraparks hätten alle einen guten Leistungsausweis. «Ich bin sehr optimistisch, dass die Lücke zwischen dem Jurapark Aargau und dem Naturpark Thal bald durch den Naturpark Baselbiet geschlossen wird.»
Auf die Frage, als was sich die Kienbergerinnen und Kienberger fühlen, meinte Ruedi Bienz diplomatisch: «Grundsätzlich ist es uns als Solothurner, weit weg von der Obrigkeit, recht wohl.» Doch verkehrstechnisch, über die Arbeitsorte und im Schulwesen sei eine enge Bindung ans Baselbiet vorhanden. Von der Mentalität her, das sei aber seine persönliche Meinung, passten die Kienbergerinnen und Kienberger eher zu den Baselbietern.