«Bei uns haben alle genug Platz»
01.12.2020 Baselbiet, SportSebastian Wirz
15 Quadratmeter Fläche muss eine Person gemäss den aktuellen Corona-Regeln für sich zur Verfügung haben. Dann ist die Ausübung eines Sports erlaubt, sogar ohne Maske und auch für Menschen über zwölf Jahren. «Ein Tennisplatz ist mehr als 260 ...
Sebastian Wirz
15 Quadratmeter Fläche muss eine Person gemäss den aktuellen Corona-Regeln für sich zur Verfügung haben. Dann ist die Ausübung eines Sports erlaubt, sogar ohne Maske und auch für Menschen über zwölf Jahren. «Ein Tennisplatz ist mehr als 260 Quadratmeter gross», sagt André Franzmann, «sogar bei einem Doppel hat damit jeder Spieler 65 Quadratmeter für sich.» Ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 haben Franzmann und seine Frau Deborah die Führung des Tenniscenters Ergolz in Sissach übernommen. «Kaum waren wir da, kam die Maskenpflicht. Aber zum Glück nur beim Kommen und Gehen. Auf dem Platz werden unsere Kunden nicht eingeschränkt.»
Den Tennissport wegen seiner «Corona-Tauglichkeit» als Profiteur der Pandemie zu bezeichnen, ginge zu weit. Er ist aber mit Sicherheit nicht ein primäres Opfer. Nach dem Lockdown im Frühling konnte sich niemand schneller an den Normalbetrieb annähern als die Tenniscenter. Und auch mit der Skepsis vor Menschenansammlungen und omnipräsenter Maskenpflicht merkt Deborah Franzmann: «Die Menschen wollen sich bewegen. Und wer einmal Tennis gespielt, danach aber aufgehört hat, überlegt sich sicher öfter, wieder auf den Platz zu gehen, wenn das andere Hobby nicht mehr ausgeübt werden kann.» Stornierungen bestehender Reservationen gebe es nur vereinzelt und die Tennislehrer seien gut ausgebucht.
Neues Betreiberpaar
Die heutige Betreiberin ist in Gelterkinden aufgewachsen, wohnt mit ihrem Mann mittlerweile in Seltisberg und sitzt seit einigen Jahren im Verwaltungsrat der Tennis-Center Ergolz AG. Als der langjährige Pächter Nadjib Hamid, der weiterhin die Tennisschule und den Shop betreut, sein Pensum reduzieren wollte, übernahm Deborah Franzmann im Oktober mit ihrem Mann André. «Wenn nicht gerade die Heizung kaputt ist, sollte ich alles Handwerkliche erledigen können», sagt der gelernte Schreiner und lacht.
Mit der Auslastung in den Monaten seit ihrer Übernahme sind die Franzmanns zufrieden. An Werktagen sind die drei Hallenplätze sowohl am Morgen als auch am Abend von Jahreskunden gut ausgebucht. «In diesen Zeiten muss ich Interessenten oft vertrösten», sagt André Franzmann. Dazwischen gebe es schon ein «Nachmittagsloch», sagt Ehefrau Deborah, aber dieses sei durch Corona weder grösser noch kleiner geworden. «Den Erfahrungswert, den uns der Vorbetreiber in Sachen Auslastung mitgegeben hat, haben wir jede Woche erreicht», sagt André Franzmann.
Aufgrund der allgemeinen Entwicklung bei Tenniscentern erwarten sie grundsätzlich eine minime Abnahme des Umsatzes von 1 Prozent jährlich. Aktuell sei aber tatsächlich ein leichter Anstieg der Auslastung zu verzeichnen. «Vor allem der vergangene Sonntag war toll. Wir sind zufrieden mit dem Geschäftsverlauf und optimistisch», sagt der Betriebsleiter, dem die Pandemie dennoch Sorgen bereitet: «Es macht schon etwas Angst. Eine Schliessung wie im Frühling würde sofort finanzielle Probleme bedeuten.»
Bereits jetzt mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat Ilhan Secilmis, der das Restaurant im Tennis-Center führt. «Alle Events und Geschäftsessen sind abgesagt worden», sagt der Pächter. Das Mittagsgeschäft bewegt sich auf sehr tiefem Niveau und die Tennisspielerinnen und -spieler gehen nach ihren Trainings meist direkt nach Hause, statt in den weiterhin offenen Garderoben – zwei Personen pro Garderobe sind erlaubt – zu duschen und danach zum Mittagoder Abendessen zu bleiben. Gruppen mit mehr als vier Personen sind aufgrund der Auflagen nicht möglich. Geöffnet hat Secilmis’ Restaurant dennoch.
Die Stimmung ist gut in der Sissacher Tennishalle. Mit gehörigem Abstand trainieren verschiedene Gruppen mit und ohne Lehrer. Bei drei Feldern à 260 Quadratmeter, grossem Umschwung und einer Hallenhöhe von bis zu 11 Metern dürfte die Ansteckungsgefahr ähnlich sein wie unter freiem Himmel, ist das Betreiberpaar Franzmann überzeugt – «und lüften können wir auch noch».