Turnfeste 2021: Normal, light – oder gar nicht?
19.11.2020 Baselbiet, TurnenSebastian Wirz
1500 Kinder tummeln sich auf den Wettkampfplätzen. Während sie werfen, rennen und springen, werden sie von Eltern, Grosseltern und Freunden angefeuert. Am Nachmittag ein Seilziehcup, Stafetten und freie Vorführungen. Darauf folgt die Rangverkündigung. Es ...
Sebastian Wirz
1500 Kinder tummeln sich auf den Wettkampfplätzen. Während sie werfen, rennen und springen, werden sie von Eltern, Grosseltern und Freunden angefeuert. Am Nachmittag ein Seilziehcup, Stafetten und freie Vorführungen. Darauf folgt die Rangverkündigung. Es ist in der aktuellen Lage kaum vorstellbar, aber am 6. Juni sollen diese Bilder wieder Realität werden. Der Turnverein Buus veranstaltet dann das Jugend-Regionalturnfest 2021 (JRTF).
«Ja, wir bleiben dabei, wir organisieren dieses Fest», sagt Freddy Keller, mit der Frage nach einer allfälligen Corona-Absage konfrontiert. Der OK-Präsident will die Turnjugend der ganzen Region und darüber hinaus in Buus begrüssen. «Wir sind optimistisch und wollen das mit den Kindern und Zuschauern durchziehen», sagt er auf Anfrage. «Mal sehen, was Covid dann mit uns macht.»
Ein Schutzkonzept gibt es noch nicht, es wäre wohl auch vergebens, ein solches jetzt schon zu entwickeln: «Die Pandemielage und die Massnahmen dagegen werden noch mehrfach ändern», sagt Keller. Bis zum Februar ziehen er und sein Team ihre Planung wie vorgesehen durch – dann wollen sie sich mit Corona beschäftigen.
«Bis dann fallen kaum Kosten an, es ist nur viel Aufwand. Spätestens im April müssen wir dann entscheiden, ob und wie das JRTF stattfindet.» Erst dann würden die Bestellung der Auszeichnungen und die Reservation von Zelten und weiterem Material für die Festwirtschaft des Eintagesanlasses erfolgen. «Die paar Franken, welche die Organisation zuvor kostet, kann unser Verein gut tragen. Das ist nicht wie etwa beim Kantonalturnfest. Da fallen deutlich früher deutlich höhere Kosten an», sagt Keller und ergänzt: «Unser Risiko ist klein.»
Sind wir noch reif für die Insel?
Ein solches Kantonalturnfest (KTF) soll im kommenden Juni in Zwingen stattfinden. Es ist nicht irgendein Anlass: Der Laufentaler Turnverband feiert sein 100-Jahr-Jubiläum und veranstaltet an gleich zwei Wochenenden ein riesiges Fest. Vom Festakt über die Einzelwettkämpfe und einen regionalen Jugendsporttag am ersten Wochenende bis zu den Vereinswettkämpfen, einer Turnfestwanderung und einem Festumzug in der zweiten Woche hat das Organisationskomitee unter Präsident Franz Meyer grosse Pläne. «Die Insel», wie die Organisatoren das Gebiet zwischen zwei Läufen der Birs in Zwingen nennen, soll für zwei Wochen zu einer grossen Turn- und Festzone werden.
Eine besondere Rasenmischung «Turnfestrasen» ist bereits gesät, die Bands für das Unterhaltungsprogramm sind gebucht. «Wir werden Ende erstes Quartal 2021 definitiv entscheiden, ob und in welcher Form das Kantonalturnfest stattfinden wird», sagt Franz Meyer. Bisher hat das OK rund 30 000 Franken für Personal- und Helferbekleidung sowie Marketing ausgegeben. «Wir haben möglichst alle Ausgaben auf einen Termin nach diesem Entscheid geschoben.» Bei einer Absage würden für Landnutzung, Annulationskosten der Zeltbauer und Ausstiegsbeträge für Musiker und Bands dennoch weiterere Zehntausende Franken anfallen. Deshalb prüft das OK neben einem normalen Turnfest und einer Absage eine Durchführung «light».
Gäbe es keine Pandemie, würden die Veranstalter mit 5000 Turnerinnen und Turnern sowie zahlreichen Zuschauern und Festgängern rechnen, die sich nach den Wettkämpfen im grossen Zelt, auf der Foodmeile oder in einer Lounge vergnügen. Bei einer reduzierten Durchführung «Turnfest light» würden die Wettkämpfe auf mehrere Tage verteilt. Die Vereine erhielten jeweils ein Aufgebot für ein «Eintagesturnfest» mit der maximal zulässigen Anzahl Personen auf dem Gelände. Ein Abendprogramm wäre bis spätestens 23 Uhr vorgesehen, bei dem sich die Vereine in zugeteilten Sektoren um eine offene Bühne aufhalten könnten.
Ein reines «Turnfest Sport», bei dem die Vereine für ihre Wettkämpfe anreisen und das Gelände anschliessend gleich wieder verlassen, bei dem komplett auf Zuschauer, Rahmenprogramm sowie Bewirtschaftung verzichtet wird, haben die Organisatoren verworfen. «Eine solche Variante sehen wir nicht, das wäre ein reiner Sportanlass», sagt Meyer – und das ist nicht das Ziel des Kantonalturnfestes 21, das sich mit dem entsprechenden Motto bewirbt: «Mir sy Turnfescht. Bisch du s au?»
Zahlreiche Anmeldungen
Meyer bleibt jedoch optimistisch – schliesslich beschäftigten sich er und sein Team seit dreieinhalb Jahren mit der Planung. «Wir planen beide Varianten, aber ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich glaube, dass sich die Situation bis zum Frühjahr mit einem Impfstoff oder einer Abschwächung des Virus wieder so entschärfen kann, dass auf unserer wunderschönen ‹Insel› ein tolles Kantonalturnfest gefeiert werden kann.» Die Turnfamilie scheint Meyers Optimismus zu teilen: Mehr als 3000 Turnende haben sich bereits angemeldet, das Organisationskomitee geht weiterhin von knapp 5000 Teilnehmenden aus.
In Buus ist das Anmeldetool seit zwei Wochen freigeschaltet. Zahlen gibt es noch keine. Aber OK-Präsident Freddy Keller macht sich keine Sorgen: «Die Vereine werden sich zahlreich anmelden. Schliesslich erhielten sie ihr Geld zurück, wenn das Jugend-Regionalturnfest nicht stattfinden könnte.» Doch dazu soll es nicht kommen. «Vielleicht gibt es am Ende keine Zuschauer, vielleicht kein Rahmenprogramm, vielleicht eine Rangverkündigung in der Turnstunde der einzelnen Riegen – aber wir wollen dieses Fest durchziehen.»