Spitex passt sich Corona an
13.11.2020 Bezirk Sissach, Itingen, Gesundheit, Gemeinden, Bezirk WaldenburgMehrarbeit verlangt allen Konzessionen ab
Mehr Kundschaft und weniger Mitarbeiterinnen: Die Pandemie zwingt die Oberbaselbieter Spitex-Organisationen dazu, ihre Schwerpunkte neu zu setzen und nichtpflegerische Arbeiten zurückzustellen.
Jürg Gohl
Die noch ...
Mehrarbeit verlangt allen Konzessionen ab
Mehr Kundschaft und weniger Mitarbeiterinnen: Die Pandemie zwingt die Oberbaselbieter Spitex-Organisationen dazu, ihre Schwerpunkte neu zu setzen und nichtpflegerische Arbeiten zurückzustellen.
Jürg Gohl
Die noch immer hohen Fallzahlen von Covid-Patienten führen – es ist täglich zu hören und zu lesen – auf den Intensivstationen der Spitäler zu Engpässen. Mehr noch als die Bettenzahl gibt fehlendes Pflegepersonal Anlass zu Sorgen. Denn das Virus macht keinen Bogen um Pflegende.Sie sind vor Ansteckungen nicht gefeit. Und so sehr sie am Spitalbett benötigt werden, müssen sie sich in Quarantäne begeben. Abseits der Kameras spielt sich das gleiche Szenario auch in den regionalen Spitex-Organisationen ab. «Wir haben definitiv mehr Arbeit und höhere Kosten», sagt etwa Cécile Durant. «Aber», ergänzt sie, «wir liegen gut im Budget.» Cécile Durant kommt aus Eptingen, ist Geschäftsführerin der in Itingen domizilierten Spitex Sissach und Umgebung und gehört zudem dem Vorstand der Spitex Baselland sowie aktuell dem Regionalen Führungsstab Ebenrain an.
Mehr Arbeit, weniger Personal
Ihre Organisation versorgt acht Oberbaselbieter Gemeinden mit zusammen 15 656 Einwohnern mit pflegerischen Leistungen im Haus des Kunden. Mit dieser Zahl ist die Organisation nicht einmal die grösste im oberen Kantonsteil. Die Partnerorganisation in Liestal deckt zwölf Gemeinden (37 888 Einwohner) ab, darunter das Tal an der Hinteren Frenke, und jene in Gelterkinden und Umgebung umfasst sogar 13 Gemeinden (15 259).
In Itingen arbeiten 86 Pflegerinnen. Von ihnen sind 82 in der Pflege oder in der Hauswirtschaft tätig. Die weibliche Formulierung ist deshalb angezeigt, weil es in diesem Team lediglich fünf Männer hat. Doch gegenwärtig herrscht Personalmangel, weil die Arbeit wegen der Pandemie zunimmt und gleichzeitig wegen Corona vermehrt Pflegende ausfallen. Nicht etwa, weil man zu unvorsichtig arbeitet. Zur Hauptsache sind es private Gründe, weshalb sich jemand in Quarantäne begeben muss. «Unsere Leute sind angehalten, beim leisesten Verdacht zu Hause zu bleiben», sagt Durant, «denn ihrer Gesundheit gilt die oberste Priorität.»
Maskenpflicht für Kunden
Seit vergangenem März tragen die Pflegerinnen konsequent Masken, selbst im Sommer, als die Temperaturen stiegen und die Fallzahlen sanken. Dieser Tage erhalten alle Kunden zudem einen Brief. Darin werden sie aufgefordert, zwingend eine Maske zu tragen, wenn eine Spitex-Mitarbeiterin sie aufsucht. Besucht die Angestellte einen Corona-Kranken, so zieht sie sich vor dem Eintreten einen Schutzanzug über. Das kann gerade in einem Mehrfamilienhaus herausfordernd sein.
Das ist unerlässlich, sagt doch die Statistik, dass von den 360 000 Personen, die schweizweit Spitex-Leistungen beanspruchen, 40 Prozent 80 Jahre und älter und damit Risikopatienten sind. Rund 80 Prozent der Arbeit erfolgt im Nahbereich des Patienten. Durant dazu: «Wir schieben keine Panik. Schliesslich hat die Spitex Erfahrung im Umgang mit Viren.»
Dass die Mehrarbeit bei reduziertem Personalbestand gleichwohl noch bewältigt werden kann, ist in erster Linie dem Einsatz der Mitarbeiterinnen zu verdanken, die bereit sind, notfalls ihr Pensum zu erhöhen. Die Teamleitung springt dafür vermehrt am Wochenende ein. Zudem können gemäss Pandemieplan gegenwärtig gewisse Handreichungen, die kein pflegerisches Fachwissen voraussetzen, an Verwandte oder Nachbarn delegiert werden.
Wegen Corona mussten zudem Teamsitzungen und Weiterbildungsanlässe auf ein Minimum reduziert werden, und dank der Digitalisierung können die Pflegerinnen direkt von zu Hause aus ohne «Umweg» über das Zentrum zu den Patienten fahren. Das spart Zeit. So konnte verschiedenen Arbeitsprozessen eine Schlankheitskur verabreicht werden. Dafür fehlt den Mitarbeiterinnen der Kontakt zum Team. Deshalb ist für ihre Leiterin klar: «Sobald es an der Corona-Front Entwarnung gibt, stellen wir einen gemeinsamen Personalanlass auf die Beine.»
Spitex-Organisationen im Oberbaselbiet
Gelterkinden und Umgebung: Anwil, Buus, Gelterkinden, Hemmiken, Kilchberg, Oltingen, Ormalingen, Rickenbach, Rothenfluh, Rünenberg,Tecknau, Wenslingen und Zeglingen.
Lausen plus: Arisdorf, Hersberg, Lausen und Ramlinsburg.
Liestal und Umgebung: Arboldswil, Bretzwil, Bubendorf, Frenkendorf, Füllinsdorf, Lauwil, Liestal, Lupsingen, Reigoldswil, Seltisberg, Titterten und Ziefen.
Oberes Homburgertal: Buckten, Häfelfingen, Känerkinden, Läufelfingen, Rümlingen und Wittinsburg.
Sissach und Umgebung: Böckten, Diegten, Eptingen, Itingen, Nusshof, Sissach, Tenniken und Zunzgen.
Thürnen-Diepflingen: Thürnen, Diepflingen.
Waldenburgertal: Bennwil, Hölstein, Lampenberg, Langenbruck, Liedertswil, Niederdorf, Oberdorf und Waldenburg.
Wintersingen: Wintersingen