Mein Haselnussstrauch
Der Haselnussstrauch mitten in unserem Garten, er ist so etwas wie der Mittelpunkt der Natur in meiner Umgebung geworden. Seit circa 30 Jahren, etwa der Halbzeit meines bisherigen Lebens. Noch vor kurzer Zeit trug er unzählige, tiefrote ...
Mein Haselnussstrauch
Der Haselnussstrauch mitten in unserem Garten, er ist so etwas wie der Mittelpunkt der Natur in meiner Umgebung geworden. Seit circa 30 Jahren, etwa der Halbzeit meines bisherigen Lebens. Noch vor kurzer Zeit trug er unzählige, tiefrote Blätter. Sie rauschten manchmal im Wind, das sah so aus, als würden seine langen Äste tanzen. Und manchmal erfrischte der Regen den ganzen Strauch. Dann erzeugten die Regentropfen im Laub ein Rauschen, ein anderes als jenes, das der Wind verursacht. Mit seinen roten Blättern war der Haselnussstrauch der Blickfang der Natur in meiner näheren Umgebung. Mit der intensiven roten Farbe übertrumpfte er die mehrheitlich grünen Farbtöne in seiner Umgebung.
Im Frühling verbarg er durch sein dichtes Laubwerk so vieles, was in der Ferne grünte und blühte. Aber das war im Mai. Der Strauch hat sich längst verändert. Es ist Herbst geworden, Spätherbst. Die unzähligen Haselnüsse hat der Strauch längst abgeworfen. Wenn jemand im Garten spaziert, dann knirschen und knacken sie unter seinen Füssen. Auch das Laub, das sich von Tiefrot zu Gelb verfärbt hat, schmückt längst nicht mehr die Äste. Kahl und all seiner Schönheit beraubt steht er noch da, der Strauch. Kaum wiederzuerkennen. Nur ganz wenige blasse Blätter bilden noch einen kümmerlichen Rest seines schönen Kleids. Und die fast gänzlich kahlen Äste machen es jetzt möglich, dass der Blick zwischen ihnen hindurch frei geworden ist.
Es scheint so, als sei die Kraft und Farbenpracht des Haselnussstrauchs erloschen. Doch geht es nun hinein in die Winterruhe. Ich freue mich jetzt schon darauf, dass der Strauch auch nach dieser Winterruhe zu neuem Leben erblüht.
Fritz Häuselmann, Rothenfluh