Mit angezogener Handbremse
19.11.2020 Baselbiet, Bezirk LiestalChristian Horisberger
Im kommenden Jahr wird die Deponie Höli oberhalb von Liestal aufgefüllt sein. Damit die Entsorgung von Bauschutt in der Region gewährleistet bleibt, will die Bürgergemeinde als Grundeigentümerin die Deponie deutlich erweitern und mit angezogener ...
Christian Horisberger
Im kommenden Jahr wird die Deponie Höli oberhalb von Liestal aufgefüllt sein. Damit die Entsorgung von Bauschutt in der Region gewährleistet bleibt, will die Bürgergemeinde als Grundeigentümerin die Deponie deutlich erweitern und mit angezogener Handbremse auffüllen lassen. Für weitere drei Jahrzehnte sollen damit «unproblematische Bauabfälle» angeliefert werden können.
Ein Inkonvenienzvertrag zwischen Bürgerund Einwohnergemeinde garantiere eine kontinuierliche und langfristige Nutzung, erklärte Bürgerpräsident Franz Kaufmann am Dienstag vor den Medien. Maximales Auffüllvolumen pro Jahr seien demnach 400 000 Tonnen oder 200 000 Kubikmeter Material, mit einer Übergangsfrist von fünf Jahren, in denen die Menge jeweils um 50 000 Tonnen reduziert wird: Im laufenden Jahr werden noch 700 000 Tonnen angeliefert. «Liestal soll nicht der Sammelort für die ganze Region sein», sagte Kaufmann. Stattdessen wolle man sorgfältig mit dem Volumen umgehen – anders als mit der aktuellen Deponie Höli: Im Jahr 2010 war sie eröffnet worden und sollte mehrere Jahrzehnte lang betrieben werden können. Nach nur elf Jahren wird die Kapazität von 3 Millionen Kubikmetern 2021 jedoch ausgeschöpft sein.
Die Erweiterung – die Bürgergemeinde hat das Projekt «Höli plus» getauft – umfasst ein Volumen von bis zu 6,75 Millionen Kubikmetern auf insgesamt 31 Hektaren Wald (eine Fläche von mehr als 40 Fussballfeldern). In sechs Etappen werde der Wald abgeholzt, die Bauabfälle deponiert und das Gelände wieder aufgeforstet, erklärte Forstbetriebsleiter Daniel Wenk. Bei der Aufforstung biete sich die Gelegenheit, Baumarten zu pflanzen, die den aktuellen klimatischen Bedingungen gewachsen sind – zum Beispiel Eichen, Nussbäume, Edelkastanien, Kirschbäume oder Föhren.
«Puzzleteil» der Recycling-Strategie
Bürgerpräsident Kaufmann pries die «Höli» aufgrund ihrer direkten Zufahrt ab Autobahn als ideal; zudem könne die Bürgergemeinde dem Kanton mit der Erweiterung eine Basis bieten für dessen Suche nach weiteren Deponiestandorten. «Wir sehen uns als Puzzleteil der Recycling-Strategie des Kantons», ergänzte Franz Thür. Der Bürgerkassier betonte, dass nur Bauabfälle, die nicht anderweitig verwertet werden können, auf der «Höli plus» landen sollten. Daher begrüsse er eine kantonale Rückbaubewilligungspflicht, wie sie die Strategie vorsieht, sowie die Selbstverpflichtung des Kantons zum Einsatz von Recycling-Baustoffen im Tief- und Hochbau, um das Bauschuttvolumen zu reduzieren.
Die Bürgergemeinde hat die Stadt Liestal stark in die Planung der Deponieerweiterung einbezogen und will sie auch am Erlös teilhaben lassen: 6 Franken für jede deponierte Tonne Bauabfall sollen in die städtische Kasse fliessen, sagte Kaufmann. Aktuell zahlen die Bauunternehmen pro Tonne Material 45 Franken. Eine Erhöhung der Gebühren stehe aktuell nicht zur Debatte. Als Betreiberin ist die Deponie Höli Liestal AG vorgesehen, welche die heutige Deponie bereits bewirtschaftet und laut Kaufmann vorbildliche Arbeit leistet.
Der Bürgerpräsident sprach beim Medientermin von einem «Warmlaufen». Denn es sind noch viele Hürden zu nehmen: Zu den nächsten Schritten gehöre eine freiwillige Partizipation der Umweltverbände und die Projektpräsentation vor der kantonalen Natur- und Landschaftsschutzkommission sowie der kommunalen Landschaftskommission.
Das öffentliche Mitwirkungsverfahren ist in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres geplant. Das letzte Wort hat das Volk: entweder im Einwohnerrat oder an der Urne, falls das Stadtparlament zustimmt, jedoch das erforderliche Vierfünftelmehr nicht erreicht wird. «Höli plus» soll 2023 eröffnet werden.