AUSGEFRAGT | THOMAS HEID, KOMMANDANT FEUERWEHR HOMBURG
23.10.2020 Baselbiet, Bezirk Sissach«Anreize sind soziales Engagement und Kameradschaft»
Am 27. Oktober rekrutiert die Feuerwehr Homburg neue Mitglieder. Kommandant Thomas Heid freut sich über den regen Zuwachs der vergangenen Jahre und ist optimistisch, dass auch dieses Jahr viele motivierte Neurekruten ...
«Anreize sind soziales Engagement und Kameradschaft»
Am 27. Oktober rekrutiert die Feuerwehr Homburg neue Mitglieder. Kommandant Thomas Heid freut sich über den regen Zuwachs der vergangenen Jahre und ist optimistisch, dass auch dieses Jahr viele motivierte Neurekruten das Team bereichern werden.
Julia Kaufmann
Herr Heid, am kommenden Dienstag findet die Rekrutierung der Feuerwehr Homburg statt. Wie läuft diese genau ab?
Thomas Heid: Nächstes Jahr sind alle Einwohnerinnen und Einwohner aus den Gemeinden Buckten, Häfelfingen, Känerkinden, Läufelfingen, Rümlingen und Wittinsburg mit dem Jahrgang 2000 feuerwehrdienstpflichtig und werden jetzt von uns aufgeboten. Auch Neuzuzüger und Personen, die sich erst später dazu entschieden haben, der Feuerwehr beizutreten, sind herzlich zur Rekrutierung eingeladen. Wir stellen den Anwesenden in einer Präsentation vor, was sie in der Feuerwehr erwarten wird und wie gross der Zeitaufwand ungefähr ist.
Gibt es bei der Feuerwehr Homburg Nachwuchsprobleme?
In den vergangenen Jahren konnten wir immer relativ viele neue Mitglieder für unser Team gewinnen. Ich denke, das hat vor allem damit zu tun, dass immer Schülerinnen und Schüler von zwei Jahrgängen in eine Klasse gehen. So haben viele der diesjährigen Aufgebotenen Kollegen oder Kolleginnen, die schon bei der Feuerwehr dabei sind, und werden von diesen motiviert, ebenfalls beizutreten.
Werden im Vergleich zu den vorherigen Jahren weniger oder eher mehr neue Mitglieder gefunden?
Als der Verbund im Jahr 2011 neu gegründet wurde, hatten wir zu Beginn noch etwas Probleme, neue Mitglieder zu finden. Viele hatten Bedenken, niemanden zu kennen, da nun nicht mehr nur Leute aus dem eigenen Dorf dabei waren. Aber innerhalb von zwei bis drei Jahren hat sich der Verbund der Feuerwehr Homburg ein gutes Image aufgebaut und wir hatten seither keine Probleme mehr mit dem Nachwuchs. Natürlich gibt es stärkere und schwächere Jahrgänge, dies hängt auch mit der Geburtenrate zusammen. Aber es gelingt uns gut, mit den Neurekrutierten den Bestand zu halten.
Die Freiwilligen wenden einen grossen Teil ihrer Freizeit für die Ausbildung und später für die Feuerwehreinsätze auf. Was ist ihre Motivation?
Im Vordergrund stehen sicher das soziale Engagement, also die Hilfe für Mitmenschen, und die Kameradschaft unter den Feuerwehrleuten. Letztere hat dieses Jahr leider ziemlich gelitten, da wir uns kaum gesehen haben. Ich denke nicht, dass der finanzielle Aspekt hierbei eine grosse Rolle spielt. Man spart zwar die Feuerwehrersatzabgabe und erhält ein Sackgeld, aber im Vergleich zum Zeitaufwand rentiert sich das nicht.
Welche Argumente führen Personen an, die keinen Feuerwehrdienst leisten möchten?
Der häufigste Grund ist Zeitmangel. Wenn die Einwohner im Alter von 21 Jahren feuerwehrdienstpflichtig werden, sind viele von ihnen schon in anderen Vereinen tätig. Mit der Gründung der Jugendfeuerwehr versuchen wir, dem entgegenzuwirken. Kinder ab 12 Jahren sind willkommen, bei uns das Feuerwehrhandwerk zu erlernen, und können dann schon mit 18 Jahren direkt ins Team übertreten.
Was sind Ihre Argumente für den Feuerwehrdienst?
An unsere Informationsanlässe laden wir jeweils eine Rekrutin und einen Rekruten ein, die seit einem Jahr in der Feuerwehr tätig sind. Sie erzählen den Anwesenden von ihren bisherigen Erlebnissen und ihren Gründen für die Feuerwehr, das konnte schon so manchen und manche überzeugen. Wenn sich eine Person nicht richtig entscheiden kann, rate ich ihr, sich einfach einmal anzumelden. Sollte es ihr überhaupt nicht gefallen, kann sie nach einem Jahr wieder aussteigen. Bisher hat es aber allen erst Unentschlossenen so gut gefallen, dass sie nach dem ersten Jahr geblieben sind.
Die Gebäudeversicherung schreibt vor, dass die Alarmierungszeit 10 Minuten betragen darf. Sind in der Feuerwehr Homburg genügend freiwillige Feuerwehrleute tätig, die schnell genug einsatzbereit sind, damit diese Zeit eingehalten werden kann?
Alle vier Jahre wird die Alarmierungszeit von der Gebäudeversicherung überprüft und in den vergangenen Jahren haben wir die Tests immer bestanden. Wir haben viele Mitglieder, die in der Region arbeiten und somit schnell vor Ort sind.
In den kommenden Jahren soll es eine Neuorganisation der Feuerwehr Basel-Landschaft geben. Wie sieht diese konkret aus?
Wir wurden offiziell informiert, von welcher Grundlage man ausgeht, und jetzt geht es in verschiedenen Bereichen darum, diese mehrheitsfähig zu machen. Hierzu wurden auch die Feuerwehren aufgerufen mitzuarbeiten und ihre Vorschläge einzubringen. Doch bis zur Endfassung wird es noch mehrere Jahre dauern und wie diese aussehen wird, kann man noch nicht sagen. Generell bin ich offen für Veränderungen. Ob diese nun wirklich so gross sein müssen, wie vorgesehen, ist Ansichtssache. Ende dieses Jahres werde ich das Kommando altersbedingt übergeben, doch natürlich werde ich weiterhin einen Blick auf das Geschehen im Feuerwehrwesen werfen. Ich bedauere, dass ich mich aufgrund der aktuellen Situation nicht persönlich von der Mannschaft verabschieden kann, doch ich bin sehr dankbar für die schönen Jahre und für das entgegengebrachte Vertrauen.