Steuerfuss auf dem Prüfstand
21.08.2020 Bezirk Sissach, Zunzgen, BildungSchulhaussanierung könnte zu mehr Steuern führen
Nachdem der Souverän 2019 dem Planungskredit für die Sanierung der Schulhausanlage zugestimmt hat, wurde die Zunzger Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Vorgeschlagen wurde, die Sanierung über eine Steuererhöhung zu ...
Schulhaussanierung könnte zu mehr Steuern führen
Nachdem der Souverän 2019 dem Planungskredit für die Sanierung der Schulhausanlage zugestimmt hat, wurde die Zunzger Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Vorgeschlagen wurde, die Sanierung über eine Steuererhöhung zu finanzieren.
Sander van Riemsdijk
Die Primarschulanlage in Zunzgen ist in die Jahre gekommen und bedarf insbesondere aufgrund des schlechten Zustands des Nordtrakts einer Gesamterneuerung. Die Anlage, unterteilt in die Trakte Nord, Mitte und Süd, weist bauliche und infrastrukturelle Mängel auf und entspricht nicht mehr den geltenden Anforderungen bezüglich Brandschutz, Hindernisfreiheit und Erdbebensicherheit.
An der Einwohnergemeindeversammlung vom 20. Juni vergangenen Jahres hat der Souverän den Planungskredit für die etappenweise Sanierung der gesamten Schulhausanlage, die zwischen 1955 und 1965 erstellt worden war, in Höhe von 120 000 Franken einstimmig genehmigt. Vorgestern, ein gutes Jahr später also, konnte sich die Bevölkerung im Gemeindesaal informieren lassen. Gemeinderat Pascal Eberle und Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich sowie Architekt Martin Lehner vom Planungsbüro Lehner+Tomaselli präsentierten die Resultate der Machbarkeitsstudie, die Kosten für den Umbau sowie die Sanierungsetappen. Die Machbarkeitsstudie ist so weit entwickelt, dass an der nächsten Einwohnergemeindeversammlung vom 16. September der Planungskredit für die erste Sanierungsetappe dem Souverän zur Abstimmung vorgelegt werden kann. Die Erneuerungsmassnahmen sollen genutzt werden, um Anpassungen an die heutigen Bedürfnisse eines Schulbetriebs mit der modernsten Technik vorzunehmen, wie Martin Lehner ausführte.
Kosten: Fast 10 Millionen Franken
Die Erneuerung ist in drei Etappen geplant. Die Gesamtdauer beträgt fünf Jahre, wobei der Nordtrakt als erster realisiert würde. Die Sanierungen beinhalten unter anderem Schadstoffsanierungen, energetische Sanierung von Dach und Fassade des Nordtrakts, Erneuerung der Elektroinstallationen sowie des Beleuchtungskonzepts, Einbau eines Lifts, Anpassungen des Brandschutzes, der Gruppenräume und Garderoben. Die Gesamtkosten würden sich laut einer Kostenschätzung auf 9 913 000 Franken belaufen, dies mit einer Genauigkeit von plus/minus 30 Prozent.
Während der Sanierung des Nordtrakts, die 18 Monate dauern würde, müsste der Unterricht in einem Provisorium in Form eines Modulbaus auf dem Schulareal erteilt werden. Mit fünf Klassenzimmern bietet er Platz für 100 bis 120 Schülerinnen und Schüler. Diese Kosten wurden auf 630 000 Franken geschätzt. Somit würden sich die Kosten für die Gesamtsanierung auf rund 10 Millionen Franken belaufen, wobei allfällige Optionen im Sinne einer Aufwertung der Anlage – etwa durch eine Photovoltaikanlage oder den Einbau von Lüftungsanlagen – nochmals mit 1 282 000 Franken zu Buche schlagen würden. Laut der Berechnung des Planungsbüros würde ein Neubau 19 Millionen Franken kosten.
Steuerfuss um 5 Prozent erhöhen
Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich war sich bewusst, dass die Zunzger Bevölkerung mit der Sanierung finanziell «eine Riesenkiste stemmen» müsste. Es würde bedingen, dass die Gemeinde für die Finanzierung 10 Millionen Franken aufnehmen und diesen Betrag innert 30 Jahren zurückzahlen müsste. Als er mit den Worten «eine massive Steuererhöhung ist unvermeidbar» vorschlug, den Steuerfuss von momentan 53 Prozent um 5 Prozent auf 58 Prozent zu erhöhen, hätte man im Saal die berühmte Stecknadel fallen gehört. Wüthrich schob nach: «In den vergangenen Jahren ist der Steuerfuss sukzessive gesenkt worden, und selbst der erhöhte wäre im Vergleich zu anderen Gemeinden im Bezirk Sissach immer noch leicht unterdurchschnittlich.»
Eine andere Option wäre aus Sicht des Gemeinderats, «das Tafelsilber der Gemeinde» zu veräussern: Der geschätzte Ertrag von 3,2 Millionen bei einem Verkauf der Neumatt-Bauparzelle könnte als Teilfinanzierung der Schulhaussanierung realisiert werden.
Der Sanierungsbeginn ist auf das Jahr 2022 geplant. Dies unter der Voraussetzung, dass der Souverän an der Gemeindeversammlung im September dem Gemeinderat mit der ersten Etappe in seinen Sanierungsvorhaben folgen wird. Für eine diskussionsreiche Versammlung ist auf jeden Fall gesorgt.