Die Schattenseite soll ins Licht
28.08.2020 Baselbiet, Rünenberg, Gemeinden, Gesellschaft, Bezirk SissachGemeinderat will an Sutter-Denkmal festhalten und es ergänzen
Die General-Sutter-Gedenktafel in Rünenberg soll mit zwei Tafeln ergänzt werden, auf denen die Sonnen-, aber auch die Schattenseite des Wirkens des Abenteurers aufgeführt werden. Dies schlägt der Gemeinderat vor. ...
Gemeinderat will an Sutter-Denkmal festhalten und es ergänzen
Die General-Sutter-Gedenktafel in Rünenberg soll mit zwei Tafeln ergänzt werden, auf denen die Sonnen-, aber auch die Schattenseite des Wirkens des Abenteurers aufgeführt werden. Dies schlägt der Gemeinderat vor. Gemeindepräsident Thomas Zumbrunn legt im folgenden Artikel die Gründe dar.
Thomas Zumbrunn, Gemeindepräsident Rünenberg
Lange fristete das Denkmal für Johann August Sutter am nördlichen Rand des Dorfweihers ein eher beschauliches Dasein. Wenn unser Werkhofmitarbeiter Felix Spring den wuchernden Efeu nicht ab und zu zurückschneiden würde, hätte über kurz oder lang niemand mehr Notiz vom knapp mannshohen Stein mit Bronzebildnis genommen. Im Zuge der Bewegung «Black Lives Matter» änderte sich dies jedoch schlagartig.
Als auf die Statue, die 1987 im Andenken an Sutter (mit grosszügiger finanzieller Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft) in Sacramento errichtet worden war, Anfang Juni im Gedenken an die indigenen Opfer Sutters ein Farbanschlag verübt worden war, geriet das kleine Denkmal in Rünenberg zum Spielball der Politik und rückte in den Fokus der lokalen und gar nationalen Presse.
Am Anfang stand die Verhüllungsaktion der Juso. Danach fegte ein wahrer Tornado aus Kommentaren von Journalisten, Leserbriefen, anonymen Flugblättern und Zuschriften an den Gemeinderat über Rünenberg. Die Verfasser dieser Dokumente vertraten meist nicht nur ihre Standpunkte, sondern gaben ganz konkrete Handlungsempfehlungen, ja gar -anweisungen ab, was mit dem Gedenkstein zu tun oder eben nicht zu tun sei.
Nachdem sich der Sturm etwas gelegt und der Efeu das Denkmal wieder etwas überwuchert hatte, begann der Gemeinderat mit der Aufarbeitung des Falls «Sutter». Wir sind unisono der Meinung, dass das Denkmal bestehen bleiben soll. Wir sind aber ebenfalls der Meinung, dass es ergänzender Informationen bedarf.
Die Gründe, weshalb der Verschönerungsund Vogelschutzverein 1953 das Denkmal errichtete, sind nicht restlos geklärt. Es wird vermutet, dass man es den «Bämbelern» (also den Einwohnerinnen und Einwohnern von Bennwil) gleichtun wollte, die einige Jahre zuvor ihrem berühmten Bürger Carl Spitteler ein Denkmal gesetzt hatten. Vermutlich wollte man sich so ebenfalls im Licht eines bekannten Baselbieters sonnen und hoffte gleichzeitig, dem Verein auf diese Weise nach den von wenig Aktivität geprägten Kriegsjahren neues Leben einhauchen zu können.
Das Denkmal für Sutter ist der Sonne zugewandt. Aber wo es viel Licht gibt, gibt es bekanntlich auch viel Schatten. Schon 1953 waren einige der Schattenseiten Sutters bekannt, was unter anderem den damals amtierenden Gemeindepräsidenten dazu bewog, der Einweihungsfeier fernzubleiben. Die neuerliche Sichtung historischer Quellen hat den Eindruck verstärkt, dass es sich bei Sutter um eine zwielichtige Gestalt gehandelt haben muss. Diesem Umstand möchte der Gemeinderat Rechnung tragen, indem der Gedenkstein um zwei Tafeln mit kurzen Texten ergänzt wird. Auf der Sonnenseite sollen die Errungenschaften Sutters erwähnt werden, auf der Schattenseite ebendiese.
Dabei möchten wir es aber nicht bewenden lassen. Wie auch den Medienschaffenden nicht entgangen ist, befindet sich gegenüber, auf der südlichen Seite des Weihers, seit 1992 ein Denkmal für einen weiteren Bürger Rünenbergs: Martin Birmann, geborener Grieder. Vermutlich hatte auch Birmann seine Schattenseiten, aber im direkten Vergleich zu Sutter dürfte wohl eher er die Lichtgestalt gewesen sein, die sich manche herbeisehnen. Deshalb soll auch Birmanns Denkmal um einen kurzen Text ergänzt werden, der sein Schaffen im damals noch jungen Kanton Basel-Landschaft würdigt.
Der Beitrag von Gemeindepräsident Thomas Zumbrunn erscheint in der heutigen Ausgabe des Mitteilungsblatts der Gemeinde Rünenberg.