Faust-auf-Faust-Schlag oder lieber Füsseln?
31.07.2020 BaselbietCorona-taugliche Alternativen zum klassischen Händedruck
Händeschütteln ist wegen der Corona-Pandemie verpönt. Doch was ist die Alternative? Eindeutig durchgesetzt hat sich hierzulande noch keine der neuen Gesten, wie unsere nicht repräsentative Umfrage ...
Corona-taugliche Alternativen zum klassischen Händedruck
Händeschütteln ist wegen der Corona-Pandemie verpönt. Doch was ist die Alternative? Eindeutig durchgesetzt hat sich hierzulande noch keine der neuen Gesten, wie unsere nicht repräsentative Umfrage zeigt.
Anouk Jordi
Die «Volksstimme» hat einige Personen, die durch ihre Berufe häufig mit Menschen in Kontakt kommen, befragt. Sie erzählen, welche Alternativen zum Händedruck sie kennen und welche sie bevorzugen. Unter den Befragten sind einige Politiker, der Präsident des Sportvereins Sissach sowie die Berufsbildnerin des Alters- und Pflegeheims Mülimatt in Sissach und eine Fachexpertin für Spitalhygiene und Infektionsprävention.
Anton Lauber
Regierungspräsident Anton Lauber von der CVP vermisst das Händeschütteln. Für ihn sei es immer «ein Zeichen, etwas gemeinsam erreichen zu wollen», es schaffe Vertrauen und könne nach einer hitzigen Debatte auch deeskalierend wirken. Als Alternative gefällt ihm die Begrüssung mit den Ellbogen oder ganz einfach einmal bewussten Augenkontakt aufzubauen. (Siehe Seite 4, 5.)
Heinz Lerf
Heinz Lerf, Landratspräsident aus Liestal, bevorzugt in der Politik ein simples In-die-Augen-Schauen und kurzes Nicken. Das schätzt er auch als am hygienischsten ein. Privat sei ihm das jedoch etwas zu unpersönlich. Hier grüsse er lieber mit einem leichten Schlag Faust auf Faust als zum Beispiel mit dem Ellbogen. Letzteres empfindet er als zu umständlich. Ebenfalls weniger gut findet er den Gruss mit einem Fuss, da könne man den Stand verlieren oder stolpern. Dieser Gruss sehe auch etwas ungelenk aus, so Lerf.
Der FDP-Politiker merkt ebenfalls an, er habe den Handschlag sehr gerne gehabt. Die Entwicklung des Begrüssungsrituals werde wahrscheinlich von der Entwicklung von Corona abhängen. Im förmlichen Umgang werde sich vermutlich das Nicken durchsetzen. Im persönlichen Bereich werden die Faust und der Ellbogen Bestand haben, meint er. Lerf bezweifelt, dass es bald eine informelle Einigung auf eine einzige Form der Begrüssung geben wird.
Ihm gefällt nicht, wenn man sich nicht richtig begrüsst. Selbst ein kurzes Zunicken reiche schon als Zeichen der Wertschätzung des Gegenübers. Die drei Küsschen habe er «bei der holden Damenwelt stets geschätzt». Daran sei bis auf Weiteres aber nicht mehr zu denken.
Cecillia Weisskopf
Cecillia Weisskopf, zentrale Berufsbildnerin im Alters- und Pflegeheim Mülimatt in Sissach, bevorzugt als Begrüssung den Ellbogenschlag. Dieser sei neben der Begrüssung mit den Füssen auch am gebräuchlichsten. Sie empfindet diesen als freundlich und anerkennend. Durchsetzen werde sich wohl das Winken mit beiden Händen, während man dabei einen Halbkreis formt. Das Kopfnicken mit den gefalteten Händen vor der Brust schätzt sie als am hygienischsten ein. Sobald Corona vorbei ist, werden die drei Küsschen sicher wieder aufkommen, meint Weisskopf, ebenso wie die Umarmung.
Andrea Heger
Andrea Heger, Gemeindepräsidentin von Hölstein und Landrätin EVP, begrüsst ihre Mitmenschen besonders gerne, indem sie beide Arme öffnet, sodann eine Hand auf ihr Herz legt, sich leicht vornüber beugt und sie so «herzlich willkommen» heisst. Alternativ gefällt ihr, jemandem kurz zuzunicken und die Person namentlich zu begrüssen.
Sie glaubt, dass sich bei der formellen Begrüssung in Zukunft das Kopfnicken sowie die leichte Verbeugung – mit zusammengefalteten Händen oder ohne – durchsetzen wird. Privat hingegen werde eher der Faust-auf-Faust-Schlag oder die kurze Umarmung und das Schulterklopfen Bestand haben. Sie glaubt aber, dass es immer sowohl regionale als auch soziale Unterschiede geben wird und sich keine einheitliche Form durchsetzen kann.
Am häufigsten habe sie gesehen, wie sich Leute in einer ganzen Gruppe zusammen einfach nur mit Worten begrüsst hätten. Auch die bereits beschriebenen Formen mit den Ellbogen, den Fäusten oder den Füssen seien zu beobachten. Letzteres fänden vor allem Kinder sehr lustig. Was der Vizepräsidentin der EVP Baselland nicht gefällt, ist, wenn Leute trotz der aktuellen Situation einfach die Hände schütteln und sich auch ausserhalb der Familie innig umarmen und küssen.
Peter Greinemann
Der Präsident des Sportvereins Sissach, Peter Greinemann, erklärt, dass der Handschlag im Sport eine wichtige Rolle spiele. Gewisse Sportlerinnen und Sportler bevorzugen nun den Ellbogenschlag oder den Faustschlag, andere erfinden lieber selber Varianten mit den Füssen oder praktizieren weitere kreative Alternativen.
Am hygienischsten sei bestimmt, «die Hände in den Hosentaschen zu lassen und zu nicken». Der Ellbogenschlag sei am beliebtesten, bei emotionalen Anlässen wie einem Fussballspiel oder einem Treffen der Sportlerinnen werde sich das jedoch wahrscheinlich nicht durchsetzen können, sagt Greinemann. Er hofft aber, dass bald wieder die Normalität zurückkehren wird und die Fussballerinnen und Fussballer ihre Emotionen auf und neben dem Platz wieder wie gewohnt ausdrücken können.
Daniela Maritz
Daniela Maritz, Fachexpertin für Spitalhygiene und Infektionsprävention am Kantonsspital Baselland, erklärt, was ihr am besten gefällt: «Im Spital bevorzuge ich ein einfaches ‹Hallo› bei einer kontaktlosen Begrüssung, allenfalls noch die Begrüssung mit dem Ellbogen.» Von letzterer glaubt sie auch, dass sie die beliebteste sei. Privat hingegen benutzt Maritz abgesehen davon noch ihre Füsse zur Begrüssung oder macht den Faust-auf-Faust-Schlag. Danach müsse man sich aber immer direkt die Hände desinfizieren.
Durchsetzen werde sich wahrscheinlich die kontaktlose Begrüssung, meint Maritz, diese sei auch am hygienischsten, ausserdem solle man immer Händedesinfektionsmittel in Griffnähe haben. Von den drei Küsschen ist sie nicht wirklich überzeugt, es sei nicht nötig, dass man immer alle küsst. Durch Corona habe ein Umdenken diesbezüglich stattgefunden, sagt Maritz.
Was ihr gar nicht gefällt, ist, wenn Handschuhe getragen werden. Damit werde ohne Desinfektion einfach alles angefasst, was sehr unhygienisch sei, wie sie betont.