Schienen-Montage im Homeoffice
16.06.2020 Baselbiet, Kultur, Bubendorf, Bezirk WaldenburgDas Projekt der WB-Gartenbahn ist im Plansoll
Dank der ehrenamtlichen Tätigkeit von Bahnfreaks darf sich die Bevölkerung schon bald auf ein attraktives Aufleben einer der historischen Dampfloks der Waldenburgerbahn im Bubendörfer Talhaus freuen.
Elmar ...
Das Projekt der WB-Gartenbahn ist im Plansoll
Dank der ehrenamtlichen Tätigkeit von Bahnfreaks darf sich die Bevölkerung schon bald auf ein attraktives Aufleben einer der historischen Dampfloks der Waldenburgerbahn im Bubendörfer Talhaus freuen.
Elmar Gächter
1750 kg Gleismaterial, 3000 Schwellen, 6000 Haltplatten und 12 000 Schrauben. Hinter diesen nackten Zahlen verbirgt sich ein Projekt, das Kinder ebenso wie Erwachsene begeistern wird. Der «Verein Dampfzug Waldenburgerbahn» (VDWB) zeigt sich einmal mehr als sehr aktive und innovationsfreudige Organisation von Idealisten. Nach dem grossen Frust über das Aus des Fahrbetriebs mit der «Gedeon-Thommen» hält sie mit der Remise beim «Talhaus» die alten WB-Zeiten museal aufrecht und ist nun daran, den Dampfzug der Waldenburgerbahn im Massstab 1:4 wieder lebendig werden zu lassen. In der Zwischenzeit sind alle Schienen bereit, auf der rund 350 Meter langen Strecke fachmännisch verlegt zu werden.
Fünf Senioren mit grau melierten Haaren lassen sich an diesem Samstagmorgen von der weit jüngeren Architektin beraten, wie die Lage der ersten Schienen im südlichen Teil des Restaurants Talhaus millimetergenau einzumessen ist. Hier entsteht der Kopfbahnhof der Gartenbahn mit einer Drehscheibe, die das Rangieren mit der «Waldenburg Nr. 6» ermöglicht.
Auf dem Vorplatz liegt ein Teil der drei Meter langen Schienenstücke, die von einem Dutzend freiwilliger Helfer zusammengeschraubt worden sind. «In dieser speziellen Zeit haben auch wir auf Homeoffice umgestellt und die Mitglieder eingeladen, die Schienensets mit den Schwellen, Plättchen und Schrauben zu Hause zusammenzusetzen», sagt Jürg Brünger, der die Geschäftsstelle des VDWB betreut.
Heizer und Lokführer gesucht
Toni Huwyler leitet das Projekt WB-Gartenbahn. Der Vizepräsident des Vereins versteht einiges von Dampfbahnen. Zusammen mit Heizer Ernst Schneider ist er jahrelang die «Gedeon Thommen» gefahren und hat bereits eine Dampfgartenbahn auf dem Gelände der psychiatrischen Uniklinik in Basel realisiert. «Aber hier auf diesem Gelände gleich neben der Remise ist es für mich speziell emotional. Wir können mit unserem Modell, das massstabgetreu der ‹Waldenburg Nr. 6› im Verkehrshaus Luzern nachgebaut ist, die Dampfgeschichte weiterleben lassen.» Aus seinen Worten spricht die Begeisterung für dieses ganz besondere Werk.
Im Lauf des Monats Juli werden die Schienen in ein Trassee gelegt, das auf dem Gelände des Parkplatzes in den Asphalt gefräst werden muss. Huwyler bezeichnet diese Arbeiten als anspruchsvoll und er hofft, dass der Verein termingerecht einen geeigneten Unternehmer finden kann. Und als Instruktor für die kommenden Heizer und Lokführer macht er sich bereits Gedanken um den Nachwuchs. «Wir sprechen vor allem jüngere Leute an, die von der Dampftechnik begeistert sind», macht der Dampflokfreak Werbung.
Einen Meter Schiene besitzen
Von möglichen Kandidatinnen und Kandidaten erwartet er ein gewisses technisches Talent und vor allem Ausdauer. Denn bevor es zum eigentlichen Sahnehäubchen des Fahrens komme, müsse ein Jahr lang geschult werden, «wie dies auch bei grossen Bahnen üblich ist», so Toni Huwyler. Es haben sich laut Jürg Brünger bereits jüngere Bewerber gemeldet, die sich an den Frondienstleistungen beteiligten.
Die Verantwortlichen gehen von Kosten in der Höhe von rund 65 000 Franken aus, etwas mehr als zunächst veranschlagt. Die Finanzierung sei zwar sichergestellt, dennoch hofft der Verein auf Sponsorengelder. «Wir haben kurz vor Beginn der Coronakrise entsprechende Schreiben versandt. Das Echo ist jedoch aus durchaus verständlichen Gründen noch etwas klein», sagt Brünger.
Der Verein habe sich deshalb entschieden, eine Aktion zu starten. Für 50 Franken kann man sich als Mitinhaber eines Meters Schiene bezeichnen und erhält dafür zwar keine Freibilletts, denn das Mitfahren sei ja ohnehin kostenlos, dafür eine persönliche Urkunde. Über das Vorhaben freut sich auch der Wirt des Restaurants Talhaus. «Ich habe es gern, wenn etwas Neues entsteht, vor allem für die Kinder, und ich werde mir auf den Zeitpunkt der Eröffnung hin einen Pizza-Ofen bestellen.»
So dürfen sich alle Freunde des Dampfbetriebs oder solche, die es nach der ersten Fahrt ganz sicher werden, auf den 28. August freuen, wenn die «Waldenburg Nr. 6» samt ihren Wagen und dem magisch-süsslichen Duft zwischen 10 und 16 Uhr um die Remise und den tiefer liegenden Schopf dampfen wird – so Corona dies zulässt.