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30.06.2020 Baselbiet, Rünenberg, GelterkindenJungunternehmer lancieren Kaffeebecher mit neuartigem Verschlusssystem
Fabian Christmann und Manuel Borer entwickeln unter der eigenen Marke «IRISgo» einen Mehrwegbecher mit einem speziellen Verschlusssystem. Jetzt beginnt die Spende- und Vorbestellkampagne, welche die Produktion ...
Jungunternehmer lancieren Kaffeebecher mit neuartigem Verschlusssystem
Fabian Christmann und Manuel Borer entwickeln unter der eigenen Marke «IRISgo» einen Mehrwegbecher mit einem speziellen Verschlusssystem. Jetzt beginnt die Spende- und Vorbestellkampagne, welche die Produktion finanzieren sollte. Seit drei Jahren tüfteln die beiden am Produkt.
Lisa Zumbrunn
Die Idee für das Projekt «IRISgo» entstand vor drei Jahren und hat seine Ursprünge im Oberbaselbiet. Der Gelterkinder Fabian Christmann und Manuel Borer aus Rünenberg, seit diesem Frühling Inhaber der eigenen Firma, besuchten gemeinsam die Sekundarschule in Gelterkinden. Dass sich ihre beruflichen Wege später kreuzen würden, dachte damals niemand. Nach der obligatorischen Schulzeit beginnt Christmann eine Lehre als Polymechaniker in Liestal, Borer entscheidet sich für den Beruf Landschaftsgärtner.
Die beiden Kollegen treffen erneut aufeinander, als sie die Berufsmaturität in Liestal absolvieren und in derselben Klasse landen. Dies ist der Startschuss für ein Projekt der zwei innovativen Jungunternehmer, aus dem die Firma ConceptIris GmbH entstanden ist.
Durchzechte Nächte, neue Ideen
An der Hochschule Luzern beginnt Christmann sein Studium als Wirtschaftsingenieur. Borer erweitert seine Kompetenzen in einem Studium als Landschaftsarchitekt. Die beiden verbringen ihre Freizeit miteinander, was sie schliesslich zur Idee des ersten Produkts von «IRISgo» führt: dem wiederverwendbaren Mehrwegbecher. «Zwei Kolleginnen von uns wurden im Ausgang K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt. Wir wollten ein Produkt entwickeln, das so etwas verhindern kann», sagt Christmann. Von Trinkhalmen, die sich bei gefährlichen Stoffen verfärben, über Becher, die einen sicheren Verschluss haben – die zwei Kollegen beginnen, innovative Ideen zu sammeln.
Schliesslich stellen sie fest, dass ein solches Fabrikat für den einmaligen Gebrauch im Ausgang zu teuer wäre. «Wir entschlossen uns, die Strategie zu ändern. Ideen für ein Verschlusssystem waren bereits vorhanden, darum passten wir diese einfach an das Produkt eines Mehrwegbechers an.»
Neben dem Studium in Luzern und Rapperswil investierten die Jungunternehmer viel Zeit in ihren Mehrwegbecher. Während Fabian Christmann als angehender Wirtschaftsingenieur viel technisches Know-how mitbringt, ergänzt der um ein Jahr ältere Manuel Borer das Projekt durch seine Design-Affinität.
An den Abenden und Wochenenden tüfteln sie an Prototypen des Mehrwegbechers und dessen Herzstück, dem membranartigen Verschlusssystem. Durch eine Drehbewegung lässt sich die Silikonmembran öffnen und schliessen. Die Becheröffnung hat, anders als bei herkömmlichen To-Go-Trinkgefässen, den normalen Durchmesser einer Kaffeetasse. «Der Clou ist, dass sich dadurch ein Schluck Kaffee besser abschätzen lässt, da das Innere des Behälters sichtbar ist. Verbrennungen der Zunge können so verhindert werden. Ausserdem verbreitet sich das Aroma des Kaffees durch die grössere Öffnung besser», erklärt Christmann.
Vor gut eineinhalb Jahren erreichte das Start-up ein wichtiges Zwischenziel. Beim First-Ventures-Wettbewerb gewinnt das Projekt den 1. Preis. Mit der Siegerprämie von 150 000 Franken ist dessen Finanzierung vorerst gesichert. Das Team kann ab diesem Zeitpunkt voll auf die Karte «IRISgo» setzen. Die Hochschule Luzern unterstützt sie dabei mit Infrastruktur und günstigen Büroräumlichkeiten.
Erste Becher zu bestellen
Heute haben Fabian Christmann und Manuel Borer ihr Studium abgeschlossen. Aus dem zweiköpfigen Start-up ist eine Firma, bestehend aus sieben Personen geworden. Die Idee des Mehrwegbechers ist ausgereift und das Trinkgefäss steht kurz vor der Produktion. Diese sollte so weit wie möglich in der Schweiz stattfinden. «Ausgenommen vom Edelstahlbecher, der leider nur in China produziert werden kann, sind alle Teile in der Schweiz hergestellt. Für die Produktion arbeiten wir mit einer inländischen Firma zusammen, die unserem risikofreudigen, innovativen Mindset entspricht», sagen die Gründer der Firma.
Gespannt arbeiten sie nun auf die nächste Phase des Projekts hin: Gestern Montag begann die Kickstarter-Kampagne von «IRISgo». Dabei können übers Internet Becher vorbestellt und Beiträge an das Projekt gespendet werden. Das gesammelte Geld sollte die Produktion finanzieren und weitere Schritte der Firma ermöglichen. «Bereits viele Bekannte und Freunde aus dem Oberbaselbiet haben uns mitgeteilt, dass sie einen Becher bestellen werden. Diese Unterstützung freut uns natürlich sehr und bekräftigt uns bei der Arbeit», erklärt der Gelterkinder Christmann.
Die Lancierung einer eigenen Kaffeesorte, die die Marke «IRISgo» ergänzt, steht bereits zur Debatte und weitere Produkte sind geplant. Eines ist auf jeden Fall klar: Das motivierte Team um «IRISgo» hat noch einige Pfeile im Köcher.