Geschossen wird dezentral
18.06.2020 SportLukas Müller
Auch bei der Grossfamilie der eidgenössischen Schützen und Schützinnen war die Corona-Pandemie ein grosses Thema. Doch jetzt, wo man in der Phase der Lockerungen steht, geht es allen besser. «Die Stimmung ist bei uns aktuell nicht schlecht», sagt der ...
Lukas Müller
Auch bei der Grossfamilie der eidgenössischen Schützen und Schützinnen war die Corona-Pandemie ein grosses Thema. Doch jetzt, wo man in der Phase der Lockerungen steht, geht es allen besser. «Die Stimmung ist bei uns aktuell nicht schlecht», sagt der Präsident der Kantonalschützengesellschaft Baselland, Beda Grütter, und schiebt nach: «Wir sind froh, dass wir das Feldschiessen auch in dieser speziellen Zeit über die Bühne bringen können.» Zwar wird das grosse Feldschiessen, bei dem in diesem Jahr der Baselbieter «Siibedupf» auf dem Siegerkranz erscheint, nicht am ursprünglich geplanten Termin stattfinden können. Aber es hätte auch schlechter kommen können – eine Absage stand im Raum.
Die regionalen Schützenvereine handhaben die Vorbereitung auf die Wettkämpfe recht unterschiedlich. Während einzelne am 13. Mai bereits mit dem Training für die Aktiven gestartet sind und ihre Schiessstände in Beschlag nahmen (Diegten, Hölstein und Wintersingen gingen hier mutig voran), wollen andere erst nach den Sommerferien anfangen. Einige Vereine veranstalten schon ihre jährlichen Jungschützenkurse, andere Vereine starten erst später.
Der Schweizerische Schiesssportverband (SSV) hat mit dem Bundesamt für Sport (Baspo) ein ausgeklügeltes Konzept entworfen, das die Vorbereitung der Schiessstände und das organisatorische Vorgehen bei den Wettkämpfen klar regelt. Die neuen Rahmenvorgaben für den Sport schreiben vor, dass «für alle Einrichtungen und Veranstaltungen ein Schutzkonzept zwingend vorhanden sein muss». In den Schiessständen werden am Boden Markierungen platziert. Sektoren werden mit Absperrband gekennzeichnet. Es wird aufgezeigt, wie die Distanzregeln einzuhalten sind und dass man sich die Hände desinfizieren soll. Für Pistole und Gewehr gelten spezielle Weisungen.
Hauptsache Abstand
Der Sicherheitsabstand von 2 Metern ist immer einzuhalten, auch wenn Junge beim Schiessen fachkundig betreut werden. Ob ein Verein nun die aktiven Schützen und Schützinnen wie ursprünglich vorgesehen auf jede zweite Scheibe schiessen lässt oder ob alle Scheiben in den Schiessbetrieb miteinbezogen werden, hängt von den örtlichen Begebenheiten und von den Platzverhältnissen in einem Schiessstand ab.
Das Feldschiessen wird heuer von A bis Z dezentral organisiert. Die meisten Vereine versuchen neue Wege zu gehen und das Feldschiessen erst Anfang September zu starten. Im Corona-Jahr ist das grosse Feldschiessen quasi in Vereinsanlässe bis Ende September aufgeteilt. Unabhängig davon haben die Vereine die Möglichkeit, ihren Anlass als «Zwinky Feldschiessen-Challenge» anzumelden.
Die Bezirksschützenverbände Sissach und Waldenburg haben fürs Feldschiessen ähnliche Formen der Durchführung gewählt. Im Verband Sissach, der von Alfred Brodbeck präsidiert wird und 27 Gewehr- und 11 Pistolenvereine umfasst, wird das Ganze statt wie bis anhin zentral (im Kreis Schafmatt, im Kreis Farnsburg und im Kreis Homburg) dezentral auf den 22 Heimständen der Vereine stattfinden. Beim Verband Waldenburg mit seinen 17 Gewehr- und 2 Pistolenvereinen läuft das Ganze auf insgesamt 18 bis 19 Plätzen, wie Präsident Stephan Schneider sagt.
«Vielleicht ist das eine Chance»
Bei allen Hygiene- und Abstandsregeln soll der kommandierte Schiessbetrieb mit geregeltem Ein- und Auslass der Schützen und Schützinnen zwischen den Ablösungen und mit entsprechenden Waffenkontrollen wie üblich umgesetzt werden.
Ob es wegen der neuartigen Austragungsformel weniger Teilnehmende geben wird, steht in den Sternen. Beda Grütter äussert sich diesbezüglich trotz Pandemie-Zeiten ziemlich optimistisch: «Es wird nicht zum ganz grossen Festbetrieb kommen wie sonst, aber wir werden trotzdem intensiv dem Schiesssport frönen.» Jeder Verein müsse für seinen Anlass fleissig Werbung machen, «vielleicht können so letztlich sogar mehr Mitglieder mobilisiert werden als sonst. Vielleicht ist das eine Chance.»