Mittels Wärmekamera können Rehkitze vor der Mahd aufgespürt und gerettet werden
Jedes Jahr sterben Tausende von Rehkitzen beim Mähen der Wiesen. Mit dem Einsatz von Drohnen können Rehkitze, die sich im hohen Gras beim Herannahen von Mähmaschinen ducken, zuverlässig geortet und daher ...
Mittels Wärmekamera können Rehkitze vor der Mahd aufgespürt und gerettet werden
Jedes Jahr sterben Tausende von Rehkitzen beim Mähen der Wiesen. Mit dem Einsatz von Drohnen können Rehkitze, die sich im hohen Gras beim Herannahen von Mähmaschinen ducken, zuverlässig geortet und daher auch gerettet werden.
Brigitt Buser
Grosse Augen und weisse Pünktchen auf dem Rücken – Rehkitze sind einfach unwiderstehlich. Leider sind sie aber nicht von Geburt an Nestflüchter, sondern ducken sich auf den Boden, wenn ihre Mutter unterwegs auf Futtersuche ist, oder wenn Gefahr droht. Die grösste Gefahr sind nicht Wildtiere, sondern der Mensch, wenn er ab Mai, just während der Geburt der Kitze, seine Wiesen mäht.
Bis die Kitze stehen können, dauert es maximal anderthalb Stunden, bis sie koordiniert laufen, zwei Stunden. Nach bis zu vier Tagen galoppieren die Tiere. Noch drei bis vier Wochen harrt das Kitz, wenn die Mutter auf Futtersuche ist, im hohen Gras aus. Danach setzt das Fluchtverhalten ein.
Droht Gefahr durch das Heranschleichen von Katzen, Füchsen oder Hunden, so gibt das Kitz hohe, schrille «Fii»-Laute von sich. Die Mutter, die sich normalerweise in der näheren Umgebung aufhält, entweder äsend oder ruhend, hört die Rufe, eilt herbei und verteidigt ihr Junges vorwiegend mit Vorderhufschlägen. Anders bei Störungen wie raschen Bewegungen, Lärm oder fremden Gerüchen. Dann verharrt das Kitz starr auf den Boden gepresst.
Neben dem Anmähen der Wiesen am Vortag, wodurch ein gezieltes Vergrämen des Wildes angestrebt wird, kann man die Kitze durch Verblenden aus den Wiesen vertreiben. Dabei werden weisse Ballone, Stofffahnen oder Plastiksäcke in die Wiesen gesteckt. Deren Geräusche irritieren die Ricken, die ihre Kitze aus der Wiese führen. So die Theorie: Beide Massnahmen wirken allerdings nicht absolut sicher, und so kommen immer wieder Kitze bei der Mahd zu Tode.
Erfolgreiche Einsätze mit Drohnen
In den vergangenen Jahren werden vermehrt Drohen mit Wärmebildkameras eingesetzt, wenn es darum geht, Rehkitze in den Wiesen aufzuspüren. «Mittlerweile werden diese kurz vor dem Mähen abgeflogen und somit garantiert alle im Feld verharrenden Kitze aufgespürt», erzählt Hans Dalcher, pensioniert und Jagdaufseher, wohnhaft in Oberdorf. Als er vor vier Jahren begann, war er mit seiner Partnerin als Einziger im Kanton von Anfang Mai bis zum «Heuet-Ende» auf Anfrage der Landwirte mit seiner Drohne unterwegs, um Rehkitze zu retten. Mittlerweile gebe es einen weiteren Piloten, so Dalcher.
Einmal entdeckt, werden die Kitze mit einer Harasse abgedeckt und der Ort mit einer Fahne gekennzeichnet, worauf der Bauer seine Mähmaschine um die markierte Stelle lenkt. Wieder befreit, wird das Kitz von seiner Mutter sicher aus dem Feld geleitet. Hans Dalcher konnte während circa 200 Einsätzen um die 160 Tiere retten. Gemäss Statistik des Vereins Rehkitzrettung Schweiz hat man mit dem Einsatz von Drohnen vergangenes Jahr 751 Kitze aufgespürt. Das sind 561 Tiere mehr als im Vorjahr, was beweist, dass der Einsatz von Drohnen Leben rettet.