Semesternoten anstelle der Schlussprüfung
29.05.2020 Baselbiet, BildungLehrabschluss anders als geplant
Corona hat zur Folge, dass die Lehrabschlussprüfungen heuer nur aus dem praktischen Teil bestehen. Für das theoretische Wissen sind die Semesternoten in den Zeugnissen massgebend. Auf die Abschlussfeier müssen die Lernenden verzichten.
Otto ...
Lehrabschluss anders als geplant
Corona hat zur Folge, dass die Lehrabschlussprüfungen heuer nur aus dem praktischen Teil bestehen. Für das theoretische Wissen sind die Semesternoten in den Zeugnissen massgebend. Auf die Abschlussfeier müssen die Lernenden verzichten.
Otto Graf
Die Coronavirus-Pandemie hat weit reichende Folgen für die Berufsbildung. Sie wirkt sich direkt auf die Ausbildung in den Lehrbetrieben, den Unterricht an den Berufsfachschulen, auf die ausserbetrieblichen Kurse, die Berufsmaturitätsabschlüsse und insbesondere auf die Lehrabschlussprüfungen aus.
Wie das im Detail aussieht, fasst Heinz Mohler, Leiter der Berufsbildung Baselland zusammen: Die Lernenden müssen sich mit Fernunterricht, Kurzarbeit, temporären Betriebsschliessungen und weiteren Einschränkungen auseinandersetzen.
Gemäss dem Bundesratsentscheid vom Mittwoch ist der Präsenzunterricht an den Berufsfachschulen ab dem 8. Juni wieder erlaubt. Durch die BAG-Verhaltens- und Hygienemassnahmen ist jedoch in den meisten Schulen kein vollumfänglicher Regelunterricht vor Ort möglich, sagt Mohler. Doch habe sich der Fernunterricht in den vergangenen Wochen gut eingespielt und bewährt. «Deshalb wird das Schuljahr mit einer Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht abgeschlossen.»
Die Berufsschule ist Pflicht. Mit Ausnahmen allerdings: Bei den Fachleuten Gesundheit, den Detailhandelsfachleuten der Branche Nahrungsund Genussmittel und den Fachleuten Betreuung der Fachrichtungen Betagten- und Behindertenbetreuung herrschte Personalknappheit. In diesen Berufen wurden die Lernenden teilweise vom Fernunterricht dispensiert.
Homeoffice auch für Lernende
Was die Noten für die Semesterzeugnisse betrifft, so hat der Kanton eine spezielle Anpassung der rechtlichen Grundlagen vorgenommen. Grund dafür ist, dass im Fernunterricht keine benoteten Prüfungen stattfinden dürfen und dass damit die nötige Anzahl der Prüfungen für die Zeugnisse unter Umständen nicht erreicht werden kann.
Überbetriebliche Kurse in Zentren werden auch wieder Kurse anbieten, dies aber auch sehr unterschiedlich. Selbstverständlich sind die Lehrbetriebe verpflichtet, die Schutzmassnahmen gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch für Lernende zu gewährleisten. Betriebe, die dazu nicht in der Lage sind, müssen ihre Lernenden nach Hause schicken, um sie dort nach Möglichkeit mit Lernaufträgen zu beschäftigen. Grundsätzlich dürfen Lernende auch im Homeoffice arbeiten, um ihre beruflichen Kompetenzen zu erweitern. Mit den Lockerungen der vergangenen Wochen wird aber auch in diesem Bereich wieder eine «neue Normalität» Einzug halten.
Bei all diesen Einschränkungen ist ein Teil zentral, hält Heinz Mohler fest: «Die Ausbildungsabschlüsse sind auch in diesem Krisenjahr gesichert.» Auch die Anschlusslösungen, etwa die berufliche Weiterbildung, BM2 oder die Fachhochschulen sind für alle, die dieses Jahr ihre Berufslehre oder die -maturität abschliessen, gewährleistet.
Praktische Prüfung, wenn möglich
Lernende im Abschlussjahr mussten keine allgemeinbildende und keine berufskundliche Schlussprüfung absolvieren. Je nach Beruf wurde oder wird der Lehrbetrieb eine praktische Prüfung oder eine Beurteilung der praktischen Leistung durchführen. Die Berufsverbände wählen eine nur für dieses Jahr geltende Form der Schlussprüfung, wobei die vom Bundesamt für Gesundheit empfohlenen Schutzmassnahmen zu beachten sind. Die Chefexpertinnen und Chefexperten werden die Lernenden zum gegebenen Zeitpunkt informieren oder haben dies bereits getan.
Zeugnis per Post
Bei den Forstwarten, um ein Beispiel herauszugreifen, zählen für den Abschluss die Noten in den Semesterzeugnissen, wie Hans Dettwiler, Chefexperte der Prüfungen, bestätigt. Die praktische Prüfung der 23 Forstwarte aus den Kantonen Baselland, Basel-Stadt und Solothurn hat grösstenteils bereits stattgefunden. Die Abstandsregeln, bemerkt er, seien im Forstwesen problemlos einzuhalten. Eine Feier – und das gilt für alle Branchen – werde es leider nicht geben, sagt Dettwiler. Stattdessen erhalten die Absolventen ihr Abschlusszeugnis per Post.
Der Baselbieter Berufsbildungs-Chef legt Wert darauf, dass auch die Lernenden dieses Jahrgangs eine vollwertige Ausbildung nachweisen könnten. Sie hätten sogar Hürden nehmen müssen, wie noch keine Berufsabsolventinnen und -absolventen vor ihnen.