Antenne sendet bereits 5G
23.05.2020 Bezirk Waldenburg, LangenbruckSwisscom irritiert Gemeinderat durch mangelnde Informationen
Im vergangenen Dezember hat die Swisscom den 5G-Basisdienst in Langenbruck aufgeschaltet. Der Gemeinderat hat davon offenbar nichts gewusst. Präsident Herzig vermutet, die Swisscom habe den Ausbau gerade wegen zahlreicher ...
Swisscom irritiert Gemeinderat durch mangelnde Informationen
Im vergangenen Dezember hat die Swisscom den 5G-Basisdienst in Langenbruck aufgeschaltet. Der Gemeinderat hat davon offenbar nichts gewusst. Präsident Herzig vermutet, die Swisscom habe den Ausbau gerade wegen zahlreicher 5G-Skeptiker im Passdorf forciert.
Sebastian Schanzer
Das Baselbieter Passdorf Langenbruck soll zumindest für die kommenden fünf Jahre eine 5G-freie Zone bleiben. Weder sollen neue Antennen installiert noch die bestehende mit der 5G-Technologie erweitert werden. Das forderten Erika Grieder und das Künstler-Paar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger in ihrer Petition, die sie im vergangenen Sommer beim Gemeinderat eingereicht hatten. 180 Unterschriften kamen zusammen, und an der für Ende März geplanten Gemeindeversammlung hätten die Einwohnerinnen und Einwohner darüber abgestimmt, ob der Gemeinderat die Errichtung einer Planungszone für Mobilfunkanlagen prüfen soll (die «Volksstimme» berichtete).
Mit der Planungszone könnte die Gemeinde einen Baustopp im Siedlungsgebiet für maximal fünf Jahre erwirken. Wegen des im März verhängten Versammlungsverbots musste die «Gmäini» aber auf den Spätsommer verschoben werden.
Keine Bewilligung nötig
Ein Einwohner hat unterdessen allerdings bemerkt, dass die Gemeinde Langenbruck bereits über ein 5G-Netz der Swisscom verfügt. Der Name des Dorfs steht auf einer entsprechenden Liste, die vom Mobilfunkanbieter laufend aktualisiert wird. Der Einwohner informierte den Gemeinderat und dieser war erstaunt: «Im August 2019 teilte uns die Swisscom noch mit, dass es in Langenbruck kein Projekt für eine 5G-fähige Antenne gebe», sagt Gemeindepräsident Hector Herzig. «Seither hatten wir von der Swisscom nichts mehr gehört.» Auf Anfrage der Gemeinde bestätigt der Mobilfunk-Anbieter dann Ende April: «Ja, es ist richtig, dass die Mobilfunkantenne der Swisscom in Langenbruck seit Dezember 2019 die Basisversion des Funkdienstes 5G anbietet.» Möglich sei dies durch ein Software-Update an der bestehenden Antenne im Dezember geworden. Die Frequenz auf 2100 Megahertz wird nun nicht mehr wie zuvor für den Funkdienst 3G verwendet, sondern für 5G.
Weil der vorgenommene Ausbau auf 5G aber keine baulichen Veränderungen erforderte und die Sendeleistung der Antenne auch nicht erhöht wurde, musste der Ausbau laut Swisscom kein Baubewilligungsverfahren durchlaufen. Auch in Waldenburg, Eptingen, Bennwil und anderen Gemeinden ist das 5G-Netz im Dezember auf diese Weise aufgeschaltet worden, wie die Swisscom schreibt.
Der Basisdienst 5G ist indes nicht zu verwechseln mit der Vollversion – die Swisscom nennt sie 5G+ –, die auf andere Frequenzen zurückgreift und für die weitere Antennen installiert werden müssen. «Beide Technologien, sowohl 5G und 5G+, sind effizienter als die Vorgängertechnologien – sowohl punkto Energieverbrauch als auch in der Nutzung von elektromagnetischen Feldern. Um alle Möglichkeiten von 5G zu nutzen, braucht es aber die Vollversion mit neuer Hardware», schreibt die Swisscom auf Anfrage.
«Die Swisscom lügt»
«Es war zu erwarten, dass die Swisscom diesen Schritt gehen wird», sagt Gerda Steiner, welche die Petition in Langenbruck lancierte. Weil der 5G-Basisdienst sich aber im Bereich der bewilligten Sendeleistung befinde, erachtet sie diesen Ausbau als nicht weiter dramatisch. «Etwas feige ist es aber dennoch, sich den vorhandenen Bedenken der Bevölkerung nicht zu stellen.» Ähnlich sieht es Gemeindepräsident Herzig: Die Gemeinde sei weder über den Ausbau informiert noch um Einverständnis gefragt worden. Dies, obwohl in der Bevölkerung eine grosse Unsicherheit betreffend dieser neuen Technologie vorhanden sei. «Die Swisscom wusste von der Petition. Ich unterstelle ihr, dass sie gerade deswegen mit der Basisversion vorwärtsgemacht hat ohne darüber zu informieren.»
Das hingegen bestreitet Sabrina Hubacher, Mediensprecherin der Swisscom, auf Anfrage der «Volksstimme». Sie sagt, man habe die Gemeinde über den Ausbauschritt informiert und von der Petition habe man keine Kenntnis gehabt. «Eine Lüge», sagt Herzig, und verweist auf die besagte E-Mail vom August. Dort steht: «Derzeit gibt es noch kein Projekt für den Standort in Langenbruck, das kann sich in den nächsten Wochen/Monaten aber ändern». Und weiter: «Wenn kein Baubewilliungsverfahren notwendig ist, ist keine spezielle Information des Gemeinderats und der Bevölkerung vorgesehen, da die wichtigen Werte wie bereits bewilligte Sendeleistung und Einhaltung der Anlagegrenzwerte nicht ändern.»