«Unsere Kinder sind auf dem richtigen Weg»
08.05.2020 Bezirk Waldenburg, Gesellschaft«Unsere Kinder sind auf dem richtigen Weg»
Die Organisation einer Grossfamilie muss ganz speziell anspruchsvoll sein. Gaby Wenger, Mutter von 11 Kindern, gibt vor dem Muttertag Auskunft.
Elmar Gächter
Frau Wenger, am Sonntag ist ...
«Unsere Kinder sind auf dem richtigen Weg»
Die Organisation einer Grossfamilie muss ganz speziell anspruchsvoll sein. Gaby Wenger, Mutter von 11 Kindern, gibt vor dem Muttertag Auskunft.
Elmar Gächter
Frau Wenger, am Sonntag ist Muttertag. Worauf freuen Sie sich ganz besonders?
Gaby Wenger: Es ist schon ein besonderer Tag. Die Kinder schleichen sich möglichst leise in die Küche, um der Mutter ein feines Morgenessen zuzubereiten, machen ein feines Müsli oder gehen frische Gipfeli holen. Selbstverständlich darf ich erst dazukommen, wenn alles schön auf dem Tisch bereit ist und so bleibe ich auch ein wenig länger im Bett. Ja, und dann einfach ein bisschen in den Tag hinein leben. Und heuer freue ich mich ganz speziell, weil auch meine vier Kinder, die bereits ausgezogen sind, nach Hause kommen und wir alle zusammen brunchen.
Und wie werden Sie von Ihren Kindern an diesem Tag überrascht?
Vor allem die kleineren «plangen» darauf, mir etwas schenken zu können. Gerade gestern Abend, als ich nicht zu Hause war, hat unsere jüngste Tochter, die den Kindergarten besucht, mit meinem Mann zusammen ein Muttertagsgeschenk gebastelt. Und am grossen Tag will natürlich jedes unserer jüngeren Kinder, dass ich ihres als Erstes auspacke und auch die älteren freuen sich, ihr Mami mit einem Geschenk zu überraschen.
Das Managen einer Familie mit elf Kindern kann man ja nicht in einem Handbuch nachlesen. Was ist das Anspruchsvollste an dieser Mutterrolle?
Eine gute Organisation ist das A und O. Wichtig ist, dass jedes unserer Kinder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Allerdings führe ich keinen schriftlichen Plan. Ich habe das Glück, mir die Termine gut merken zu können, ohne dass ich sie aufschreibe. Zudem hat man ja nicht von heute auf morgen elf Kinder, sondern wächst sukzessive in diese Situation hinein und gewinnt stets auch an Routine. Und meine Kinder sind meine Lebensaufgabe, für die ich mich mit Herzblut entschieden habe. In «normalen» Zeiten, wenn die Kinder in die Schule gehen und keine Einschränkungen wegen des Coronavirus bestehen, bin ich an verschiedene Zeiten gebunden, bringe meine Kinder zum Fussballplatz, ins Leichtathletik-Training, zum Tanzen oder in die Musikstunde.
Ihr Tag hat aber auch nur 24 Stunden. Wie steht es mit Ihrer Freizeit?
Es gibt durchaus auch freie Stunden, in denen ich für mich ganz persönlich etwas unternehmen kann. Die Kinder sind ja nicht mehr so klein und schauen zueinander. Aber dann sehe ich halt dies und jenes, das auch noch im Haushalt oder für die Administration des Malergeschäfts meines Mannes zu tun wäre. Dennoch nehme ich mir die Zeit und gehe vor allem in die Natur, um ein wenig abzuschalten. Auch kann ich an Wochenenden – gerade in dieser Pandemiezeit, in der viele Termine unserer Kinder wegfallen – zusammen mit meinem Mann die freie Zeit geniessen.
Wie verbringen Sie mit Ihrer Familie die Ferien?
Schon weitgehend zu Hause. Ein tolles Erlebnis durften wir vor vier Jahren in Italien erfahren, als uns eine grosse Tageszeitung zu einer Ferienwoche eingeladen hat. Dies ist unvergesslich, musste ich doch eine ganze Woche nicht kochen und keinen Staubsauger in die Hand nehmen. So etwas habe ich vorher noch nie erlebt. Mit einer so grossen Familie eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist alles andere als einfach. Ab und zu leisten wir uns jedoch eine günstige Ferienwoche.
Und die Ferienwünsche Ihrer Kinder?
Erst kürzlich habe ich sie gefragt, was sie am liebsten unternehmen würden. Ihre Vorschläge, einmal mit Zelt oder Camper unterwegs zu sein, haben mich einerseits überrascht, andererseits aber auch nicht. Denn sie haben keine grossen Ansprüche. Unsere Kinder sind sich gewöhnt, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren müssen und wir uns nicht alles leisten können.
Wenn von Grossfamilien die Rede ist, hört man oft Bewunderung, aber auch Kritik, in der heutigen Zeit so viele Kinder zu haben. Wie erleben Sie dies?
Es gibt beide Seiten. Vor allem ältere Leute sprechen mich ab und zu an, wenn ich mit mehreren Kindern unterwegs bin, so in dem Sinn: Es ist doch schön, dass es heutzutage noch solche Grossfamilien gibt. Dann gibt es auch die andere Seite, die Sprüche unter der Gürtellinie fallen lassen. Allerdings berührt mich dies nicht. Wir waren nie auf fremde Hilfe angewiesen und mein Mann und ich konnten stets selber gut für unsere Familie sorgen.
Was ist Ihnen am wichtigsten als Mutter von elf Kindern?
Dass die Kinder gesund sind und sich im Leben zurechtfinden, sich menschlich gut entwickeln und einen Beruf ausüben, der ihnen zusagt. Wenn ich zurückschaue, darf ich feststellen, dass unsere Kinder auf dem richtigen Weg sind. Jene, die bereits von zu Hause ausgezogen sind, haben einen interessanten Beruf erlernt und kommen gut zurecht. Wichtig ist mir auch, dass unsere Kinder in ihrer persönlichen Umgebung gut akzeptiert und integriert sind. Sie haben alle ihre «Gspänli» und bringen sie auch gerne zu uns nach Hause. Sie sind auch vielfach diejenigen, die mithelfen, Konflikte zu lösen und die gut mit Stress umgehen können. Sie werden als hilfsbereit wahrgenommen.
Hätten Sie sich als junge Frau vorstellen können, dereinst so viele Kinder um sich zu haben?
Nein, nie. Ich hatte in meiner Jugend null Interesse an Kindern, war viel lieber im Stall, von Pferden umgeben. Statt Kinder habe ich Hunde gehütet oder mich mit Meerschweinchen oder Schildkröten abgegeben. Der Kinderwunsch kam erst später.
Jetzt hoffen Sie sicher, dass die Corona-Zeit möglichst schnell vorbeigeht?
Selbstverständlich freuen wir uns, wenn wieder alles normal läuft. Aber es gibt auch positive Aspekte in dieser besonderen Zeit. Der Druck der vielen Termine ist geringer, auch für die Kinder. Andererseits ist es für sie auch mühsam, dauernd am PC sitzen zu müssen. Und wenn fünf oder sechs gleichzeitig ins Internet wollen, kann es schon auch zu Friktionen kommen. Aber wir haben ja den Vorteil, dass wir auf dem Land und in einem Haus mit Umgebung wohnen. Unsere Kinder leiden nicht, sondern geniessen es, miteinander etwas zu unternehmen. Aber die ganze Familie freut sich, wenn sie nach dieser Pandemiezeit die Verwandten und Bekannten, Götti und Gotte wieder treffen dürfen.
Zur Person
emg. Gaby Wenger, geborene Buser, ist in Oberdorf aufgewachsen. Zusammen mit ihrem Mann Peter, der in Waldenburg ein Malergeschäft führt, hat sie elf Kinder im Alter von 6 bis 26 Jahren. Vier der ältesten sind ausgezogen und wohnen in ihrem eigenen Haushalt. Neben ihren Aufgaben als Mutter und Hausfrau besorgt Gaby Wenger die Büroarbeit des Malerbetriebs.