Zwei in einem Boot
15.04.2020 Baselbiet, Hersberg, PorträtNelly und Peter Moser haben die Welt mit ihrer Yacht bereist
Beide hatten sie denselben Traum: Mit dem eigenen Schiff die Welt zu erkunden. Nelly und Peter Moser aus Hersberg lernten auf ihrer sechsjährigen Reise die Sonnenund Schattenseiten des Unterwegsseins im Boot kennen. Und ...
Nelly und Peter Moser haben die Welt mit ihrer Yacht bereist
Beide hatten sie denselben Traum: Mit dem eigenen Schiff die Welt zu erkunden. Nelly und Peter Moser aus Hersberg lernten auf ihrer sechsjährigen Reise die Sonnenund Schattenseiten des Unterwegsseins im Boot kennen. Und präsentieren sie nun in ihrem Buch.
Yvonne Zollinger
Die Weite des Ozeans erleben und mit dem eigenen Segelschiff die Welt umrunden – auch grosse Träume beginnen einmal ganz klein: Bei Nelly und Peter Moser wurde der Keim zu diesem Traum schon im Primarschulalter gelegt. Nelly begeisterte sich als Kind für Australien und wusste, dass sie dort einmal für eine längere Zeit leben wollte. Peter bekam vom Onkel das Buch «Kontiki» geschenkt und war fasziniert von den Südseeabenteuern Thor Heyerdahls.
Doch es vergingen Jahrzehnte, bis aus dem Traum Wirklichkeit werden konnte. Erst nach dem Berufsleben als Leiterin der Berufsbildung bei Coop beziehungsweise als Dozent für Mensch, Gesellschaft und Umwelt an der FHNW festigte sich der Gedanke, dass die einzige richtige Art, Australien und die Südsee zu entdecken, eine Reise mit dem eigenen Schiff sein würde.
Rund um den Globus
Den Grundstein für ihr Hochseeabenteuer legten die Mosers zwischen den Bergen. «Mit 45 Jahren haben wir auf dem Thunersee unseren Segelschein für Binnengewässer gemacht», erinnert sich Peter Moser. «Meiner Frau war der See aber schnell zu klein.» Also wurden grössere Gewässer ins Auge gefasst und für das Hochseebrevet gebüffelt. Ein Kraftakt für die beiden Binnenländer mit nur wenig nautischen Vorkenntnissen. Nach der Theorie mussten insgesamt 1000 Seemeilen gesegelt werden, bevor der Schein ausgestellt wurde.
Zur Verwirklichung des Traums fehlte dann immer noch ein Boot. Das fand sich in Dänemark, besass einen Stahlrumpf, war gut 12,5 Meter lang und wurde auf den Namen «Alua» getauft. Bei Reisebeginn 2010 waren die beiden Hersbergers 58 respektive 61 Jahre alt, pensioniert und bereit, das grosse Abenteuer in Angriff zu nehmen. In den folgenden sechs Jahren ging es, mit einigen Unterbrüchen und einem längeren Aufenthalt in Australien, einmal rund um den Globus.
«Naturschönheiten und Begegnungen mit Menschen beeindruckten uns mehr als jedes noch so alte oder neue von Menschen erschaffene Bauwerk», sagt Nelly Moser. «Wir haben nur wenige Museen besucht und hatten keine Liste, die es abzuhaken galt.»
Faszinierende Augenblicke erlebten sie dort, wo sie im Einklang mit ihrer Umgebung waren, sei es bei der meditativen Umrundung des Uluru, beim Erkunden der Wineglass Bay in Tasmanien, beim Anblick der ersten Meeresschildkröte unter Wasser in den Tobago Cays oder beim Beobachten der riesigen Meerechsen auf den Galapagosinseln, ebenso wie nach erfolgreicher Besteigung des Rinjani oder beim herausfordernden Segeln in der unendlichen Einsamkeit des Cape York an der australischen Nordküste.
«Beeindruckend war für uns die internationale Gemeinschaft der Segler und ihre Hilfsbereitschaft», sagt Peter Moser. Vor allem aber die Begegnung mit den Menschen auf den San Blas Inseln, auf Fatu Hiva, in Vanuatu, Savusavu und Arnhemland bleiben in Erinnerung.
Zu zweit auf engstem Raum
«Vor unserer Reise habe ich mir öfter Gedanken darüber gemacht, wie wir wohl einen Sturm überstehen würden. Auf See war es dann aber nicht schlechtes Wetter, sondern die ständige Müdigkeit, besonders während der Nachtwachen, die zur Herausforderung wurde», sagt Nelly Moser. Immer wieder sei sie zudem seekrank geworden. Und den Zeitaufwand für die täglichen Verrichtungen wie Kochen, Aufräumen oder Reparaturen auf einem sich ständig bewegenden Schiff habe sie unterschätzt.
«Aber dann gab es auch Nachtwachen, bei denen alles stimmte. Alleine auf hoher See mit 4000 Metern Wasser unter und dem Sternenmeer über uns. Wir zwei alleine auf unserem Boot und der Wind in den Segeln, die uns vorwärts tragen.»
Drei Kajüten, der Salon, die Kombüse und das Cockpit auf 23 Quadratmetern nannten die Mosers auf ihrer Reise ihr Zuhause. Geht man sich da auch einmal auf die Nerven? «Wir kennen uns schon lange und wissen um die Stärken und Schwächen des anderen», sagt Peter Moser. Natürlich habe es Spannungen gegeben. «Aber wenn es darum ging, dass wir etwas reparieren oder auf etwas schnell reagieren mussten, haben wir keine Zeit für Diskussionen verschwendet. Dann stand die Lösung des Problems im Vordergrund.»
«Wir sind stolz darauf, dass wir die Reise gemeistert haben und immer noch zusammen sind», fügt Nelly Moser an. «Es gibt bei Seglern Beziehungen, die bereits nach dem Atlantik auseinandergehen.»
Ihre Eindrücke von der Reise haben Nelly und Peter Moser in Form von Essays sowie Auszügen aus Log- und Tagebucheinträgen in einem Buch zusammengefasst. Es trägt den Titel «umspült und aufgewühlt», und ist im IL-Verlag erschienen. Eine Leseprobe und ein Trailer sind auf www.alua.ch zu finden.