Die WB dampft bald wieder
14.02.2020 Bezirk Waldenburg, BubendorfDer Dampfzug-Verein plant im Talhaus ein spektakuläres Revival
Wer meinte, die Fahrten mit dem historischen Dampfzug der Waldenburgerbahn seien passé, täuscht sich. Bald soll dies wieder möglich sein – nur ein ganz wenig kleiner als früher.
Elmar ...
Der Dampfzug-Verein plant im Talhaus ein spektakuläres Revival
Wer meinte, die Fahrten mit dem historischen Dampfzug der Waldenburgerbahn seien passé, täuscht sich. Bald soll dies wieder möglich sein – nur ein ganz wenig kleiner als früher.
Elmar Gächter
Nein, dies ist weder eine Zeitungsente noch ein verfrühter April-Scherz. Die Rede ist von einem Projekt mit Nägeln mit Köpfen. Die gute alte Waldenburgerbahn mit ihrem so herrlichen Dampfgeräusch feiert eine unerwartete Renaissance. Ihr eigentliches Paradestück, die weit über die Schienengrenzen hinaus berühmte «Gedeon Thommen» bleibt zwar in ihrer formidablen Altersresidenz. Ihre Zwillingsschwester jedoch, die «Waldenburg Nr. 6», wird ihren langen Winterschlaf beenden und als wiederauferstandene Attraktion die Leute im Tal begeistern. Nicht ganz 1:1 – so weit wollen die Macher dann doch nicht gehen –, aber immerhin im Massstab 1:4, also ein wenig kleiner als jene Lok, die im Verkehrshaus in Luzern zu bewundern ist.
Lassen wir die Katze aus dem Sack: Beim «Talhaus» entsteht eine Gartenbahn. Kinder wie Erwachsene dürfen sich künftig in offenen Waggons auf rund 450 Metern Schienenlänge nicht nur den Sommerwind um die Ohren säuseln lassen, sondern auch jenen rauchgeschwängerten Duft einatmen, den nicht nur die WB-Nostalgiker schmerzhaft vermisst haben. Die «Talhaus-Reise» führt vom Gasthof quer über den Parkplatz, folgt dem Trassee der WB, umfährt die «Gedeon Thommen»-Remise sowie die südlich gelegene Scheune, um die gleiche Strecke zurück unter die Räder zu nehmen. Die Lok und ihre drei Wagen erhalten ihre Unterkunft in ebendieser Scheune.
Montage in Fronarbeit
Die Idee für diese Gartenbahn sei im September 2018 entstanden, als die «Gedeon Thommen» ihre allerletzte Fahrt absolvierte und die Haltestelle Talhaus eingeweiht wurde, verrät Jürg Brünger. Er betreut die Geschäftsstelle des «Vereins Dampfzug Waldenburgerbahn» (VDWB). An jenem Tag war auf dem benachbarten Areal der Firma Tozzo AG eine Gartenbahn im Einsatz, die vorher auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Basel betrieben wurde. «Da diese einem Neubau weichen musste, kam die Idee auf, sie zu uns ins Talhaus zu zügeln. Nur wollten die Betreiber nicht weg von Basel», so Brünger. Harald Schirmer, sowohl Mitglied des VDWB wie auch der seinerzeitigen «Gartenbahn Basel», war es dann, der dem Vorhaben beim Talhaus den entscheidenden neuen Schub verpasste. Er stellt seine Lokomotive «Waldenburg Nr. 6» dem VDWB als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Und so hat das Projekt unter der Leitung von Toni Huwyler, Vizepräsident des VDWB, konkrete Formen angenommen. In enger Absprache mit der Talhaus AG als Landeigentümerin steht das Fahrtnetz fest und die erste Tranche an Schienen ist bereits bestellt. Sie werden in Fronarbeit von den Vereinsmitgliedern sukzessive zusammengeschraubt, sodass sie voraussichtlich ab kommendem Frühling in den Boden verlegt werden können. «Sie werden so eingebaut, dass weiterhin ein problemloses Parkieren auf dem Areal möglich ist», sagt Jürg Brünger.
Eine Baubewilligung ist nicht nötig, das Vorhaben wurde dennoch mit der Gemeinde Bubendorf abgesprochen. «Eigentlich ist alles Notwendige aufgegleist, jetzt müssen wir nur noch die nötigen finanziellen Mittel zusammenbringen», sagt Brünger. Die Kosten schätzt der Verein auf rund 45 000 Franken und er hofft dabei auf die Unterstützung von Sponsoren. Wegen des relativ bescheidenen Vereinsvermögens seien auch Spenden sehr willkommen.
Gratisfahrt einmal im Monat
Jürg Brünger und seine Vorstandskollegen sind optimistisch, dass die Gartenbahn mit Personenbeförderung noch im Lauf dieses Jahres ihren Betrieb aufnimmt. Der Fortschritt hänge vor allem von der Liefermöglichkeit des Schienenfabrikanten ab. Das Know-how, wie man eine Dampflok betreibt, ist im VDWB noch vorhanden. «Es wäre allerdings schön, wenn wir zusätzlich auch junge Leute dazu animieren könnten», ermuntert Brünger Mädchen und Buben, sich zu melden. Geöffnet sein wird die Bahn von Frühling bis Herbst jeweils am letzten Sonntag des Monats. Und sie soll grundsätzlich gratis benützt werden können.
Der VDWB ist stolz darauf, ein solch attraktives Projekt realisieren zu können. «Wir sind bald ein richtiges Kompetenzzentrum für Bahnen», sagt Jürg Brünger, und spricht damit die Tatsache an, dass auf kleinstem Umfeld neben der Gartenbahn die bald neue Waldenburgerbahn, die alte Dampfbahn in der Remise und die Modelleisenbahn im Estrich des Gasthofs Talhaus bewundert werden dürfen. Da könnte selbst das Verkehrshaus Luzern richtig neidisch werden.