Die Börse diktiert den Preis
14.01.2020 BaselbietWährend gewisse Entsorgungsunternehmen Altkarton nur noch gegen eine Gebühr entgegennehmen, sammelt der Oberbaselbieter Abfallverband den Wertstoff nach wie vor unentgeltlich ein. Ein Geschäft ist das Entsorgen von Karton schon lange nicht mehr.
Otto Graf
«Mit dem ...
Während gewisse Entsorgungsunternehmen Altkarton nur noch gegen eine Gebühr entgegennehmen, sammelt der Oberbaselbieter Abfallverband den Wertstoff nach wie vor unentgeltlich ein. Ein Geschäft ist das Entsorgen von Karton schon lange nicht mehr.
Otto Graf
«Mit dem Einsammeln von Karton erbringen wir statutengemäss eine Dienstleistung zugunsten der im Obav zusammengeschlossenen Gemeinden», stellt Elena Leserri, Geschäftsführerin Oberbaselbieter Abfallverband (Obav), nüchtern fest. Geld, fährt sie fort, habe sich mit dem Karton nie verdienen lassen, denn das periodische Einsammeln des Wertstoffs an der Haustüre in den Dörfern oder in den Presscontainer verursache Kosten.
Wie Elena Leserri weiter berichtet, wird der Preis, den die Abnehmer – beim Obav ist es die Papierwarenfabrik Model in Niedergösgen – für den Rohstoff bezahlen, monatlich neu festgelegt. «Diese Tagespreise sind börsenähnliche Notierungen, auf die wir keinerlei Einfluss nehmen können», präzisiert die Geschäftsführerin. Die Vergütungen zugunsten des Obav machten in der Vergangenheit bis 40 Franken je Tonne aus. Heute ist die Bandbreite wesentlich schmaler und liegt zwischen 10 und 0 Franken. Wie hoch die Vergütungen inskünftig ausfallen werden, hängt von den Entwicklungen auf dem Weltmarkt ab. China, bislang ein Grossabnehmer von Altkarton, importiere nur noch wenig, sagt Leserri. Dies habe dazu beigetragen, dass in Europa ein Überangebot entstanden ist, das die Preise in den Keller fallen liess.
Seit Jahren liegt die Jahresmenge des Kartons, den der Obav in seinen 13 Vertragsgemeinden in der Region Gelterkinden einsammelt, bei rund 300 Tonnen. Ein Anpassen der Tarifstruktur steht derzeit nicht zur Debatte, gibt die Geschäftsführerin zu verstehen. In den Statuten steht, dass der Obav nach wirtschaftlichen Überlegungen zu führen ist. Leserri schliesst deshalb nicht aus, dass die Haushalte für das Entsorgen von Altkarton eines Tages zur Kasse gebeten werden könnten.
Jeder Entsorger macht es anders
Der Vorstand macht sich jedoch laufend Gedanken darüber, wie das Wiedereingleisen des Kartons in den Wertstoffkreislauf kostengünstiger gestaltet werden kann. Unter anderem klären die Verantwortlichen ab, in den grösseren Gemeinden Presscontainer zu installieren. Bisher verfügen nur Gelterkinden und Ormalingen über eine derartige Anlage. Die Gemeinden legen Wert darauf, wie verschiedentlich zu lesen war, dass das Sammeln von Karton über die empfohlenen Kanäle erfolgt. Nur so, heben sie hervor, sei der Materialkreislauf des Wertstoffs gesichert.
Während auf der Website der Recyhof Rewag AG, die in Sissach einen Entsorgungsbetrieb führt, beim Preis für Papier und Karton «Marktlage» steht, nimmt die Hans Grieder AG in Tecknau Papier und sauberen Karton nach wie vor kostenlos entgegen. Kein Thema ist, wie die Geschäftsführerin betonte, die Zusammenarbeit des Obav mit einer anderen Entsorgungsorganisation. Sie erinnerte an die Verhandlungen in der Vergangenheit zwischen dem Obav und dem GAF, dem Gemeindeverband Abfallwirtschaft Unteres Fricktal, über eine Kooperation. Dabei stellte sich heraus, dass die Zeit für einen solchen Schritt noch nicht reif ist.