Vom Fliegen und Karden
07.11.2019 BaselbietGewerbeverein Homburger-/Diegtertal und Umgebung auf Vereinsreise
Die Vereinsreise des Gewerbevereins Homburger-/Diegtertal und Umgebung hat dieses Jahr nach Huttwil (BE) geführt. Auf dem Programm haben Mitte September gleich zwei Firmen gestanden, die ebenso interessant ...
Gewerbeverein Homburger-/Diegtertal und Umgebung auf Vereinsreise
Die Vereinsreise des Gewerbevereins Homburger-/Diegtertal und Umgebung hat dieses Jahr nach Huttwil (BE) geführt. Auf dem Programm haben Mitte September gleich zwei Firmen gestanden, die ebenso interessant wie gegensätzlich sind: Der E-Bike-Hersteller Flyer und das Spycher-Handwerk.
Bei der ersten Werkbesichtigung haben die Gwärbler viel Wissenswertes über die bekannten Elektrobikes der Marke Flyer, die nach wie vor in der Schweiz produziert werden, erfahren. Entwickler und Designer tüfteln in Huttwil an neuen Ideen für die einstigen Pioniervelos. Mitte der 1990er-Jahre fing alles an. Der erste Prototyp namens «Roter Büffel» war ein normales Herrenvelo mit einer Autobatterie und dem Motor eines LKW-Scheibenwischers. Heute beschäftigt die Flyer AG insgesamt rund 200 Mitarbeitende. Im ersten Stock des Flyer-Werks in Huttwil werden die Velos, die vor allem auf Bestellung produziert werden, zusammengesetzt. Übrigens bleibt nur gut ein Viertel der Swiss-Premium-E-Bikes in der Schweiz; der Rest geht in den Export, davon 47 Prozent nach Deutschland und 19 Prozent in die Benelux-Länder.
Nach dem Probefahren ging es ans andere Ende von Huttwil und damit kam der Szenenwechsel: Spycher-Handwerk AG. Dieser Betrieb wurde ursprünglich als normaler Bauernhof geführt. Im Jahr 1981 zog Hansuli Grädel mit der Wolle seiner Schafe ein Wollgeschäft auf, legte sich Spinnräder zu, probierte in den folgenden Jahren immer wieder Neues und wurde so allmählich zum Wollspezialisten. Heute hat der Betrieb 26 Mitarbeitende (rund 18 Vollzeitstellen).
Auf dem Pro-Specie-Rara Arche-Hof leben neun verschiedene Schafrassen sowie alte bedrohte Nutztierrassen wie Wollschweine, Pommernenten und Schweizer Hühner. Dazu kommen exotische Wolllieferanten wie Lamas, Alpakas und Kamele. Neben den vielenTieren stechen die mongolischen Jurten ins Auge, die man im Sommerhalbjahr zum Übernachten mieten kann und jeweils gut belegt sind. Jurten sind übrigens vollständig wasserdicht. Nur hier in der Schweiz brauchen die Nomadenzelte aus Filz eine Wetterblache, weil sie sonst wegen der viel stärkeren Luftfeuchtigkeit zu riechen anfangen würden.
Die älteste Kardmaschine auf dem Areal hat Jahrgang 1893. Das Wort «karden» kommt von der Pflanze Karde (Distel), die man früher dazu verwendete, die Wolle zu kämmen. Pro Jahr werden bei Spycher-Handwerk rund 40 Tonnen Wolle angeliefert, aus denen alle möglichen Produkte hergestellt werden; sogar Bauisolationsplatten, denn Schafwolle hat gute Isolationseigenschaften und kann besser mit Feuchtigkeit umgehen als manches moderne Material. Zusätzlich kommen jährlich 20Tonnen Merinowolle aus Neuseeland dazu. Heute ist aus dem einst kleinen Sortiment ein Arsenal von über 10 000 Artikeln entstanden, das im Spycher angeschaut – und natürlich gekauft – werden kann.
Mit der Heimfahrt mit dem Reisecar der A. N. K. Tours ging der ereignisreiche und gemütlicheTag schliesslich zu Ende und die diesjährige Vereinsreise bleibt als schöner Erfolg in guter Erinnerung.
www.kmu-hdu.ch. Gewerbeverein Homburger-/Diegtertal und Umgebung