Viel Wettbewerb auf der Liste 1
04.10.2019 BaselbietAuf keiner Liste für die Nationalratswahlen am 20. Oktober ist die Konkurrenzsituation so gross wie auf der Liste 1 der Freisinnigen. Mit Saskia Schenker, Christoph Buser und Balz Stückelberger bringen sich drei Exponenten besonders augenfällig in die Position hinter der Spitzenkandidatin ...
Auf keiner Liste für die Nationalratswahlen am 20. Oktober ist die Konkurrenzsituation so gross wie auf der Liste 1 der Freisinnigen. Mit Saskia Schenker, Christoph Buser und Balz Stückelberger bringen sich drei Exponenten besonders augenfällig in die Position hinter der Spitzenkandidatin Daniela Schneeberger.
Daniel Schaub
«Wir haben einen gesunden Wettbewerb auf unserer Liste», sagt Saskia Schenker, die Parteipräsidentin der FDP Baselland. Sie ist eine erprobte Politikerin in Sachen Wahlkampf, bisher allerdings primär in der – auch überparteilichen – Unterstützung von anderen Kandidaten. Nun kämpft sie als Kandidatin für den Nationalrat für sich selbst und tut dies auf der Liste 1 gemeinsam mit ambitionierten Konkurrentinnen und Konkurrenten.
Dass sich die Kandidaten neben den gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen des von Wahlkampfleiter Ferdinand Pulver und Geschäftsführerin Gina Zehnder orchestrierten Listenwahlkampfs der Partei auch individuell sehr exponieren, sei durchaus so gewollt, unterstreicht Schenker. Bei der Zusammenstellung der Liste hätte man sich über die damalige Findungskommission bewusst Personen ausgesucht, die bereit seien, sich persönlich sehr stark zu engagieren und so der Partei möglichst viele Stimmen zu gewährleisten.
Schwerpunkt Social Media
So sieht es auch Christoph Buser, der Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, der im derzeitigen Wahlkampf von der Aussenwahrnehmung her am stärksten in Erscheinung tritt. «Ich glaube, mein Wahlkampf fällt vor allem deshalb auf, weil er anders ist und weil wir auch neue, innovative Ansätze ausprobieren.» Buser ist stark auf Social Media präsent, fährt dort mit professionell aufbereiteten Videos, Umfragen und Wettbewerben und erschliesst ausserdem mit seinen Vortragsreihen «Lebenstraum Wohneigentum» oder «Stau, Stau, nochmals Stau» seine Stammklientel, die Hauseigentümer und KMU-Betriebe.
Dazu punktet er mit dem von ihm forcierten Baselbieter Energiepaket. Das Thema Energieeffizienz verbindet er mit einer besonderen Aktion. Durch seine Tätigkeit als Verwaltungsrat der EBL ist er mit dem Solarkraftwerk des Baselbieter Energieunternehmens im spanischen Calasparra in Verbindung gekommen. In dieser Region ist man nicht nur auf dieses Kraftwerk stolz, sondern auch auf den dort angebauten Reis, den die örtlichen Produzenten für den besten der Welt halten. Buser hat eine Tonne davon als Geschenksäckchen mit entsprechendem Rezept für seine Wahlkampfaktivitäten bezogen. «Es ist ein sinnvolles Geschenk, das die Leute zu Hause an die Botschaften an den Anlässen erinnern soll», sagt Buser.
Nur ein Platz für die FDP?
Sein Slogan «Mache, was wichtig isch» ziele generell darauf ab, im Wahlkampf auch Inhalte zu vermitteln. In dieser Periode würden die Parteien verstärkt auf ihre Positionen hin überprüft, was eine Chance sei, um für die nächsten vier Jahre eine bürgerliche Politik zu etablieren. Buser ist persönlich auch deshalb sehr aktiv im Wahlkampf, weil er sagt, dass «ich aus einer schwierigen Position starte und ich meine Chancen realistisch einschätze». Sprich: Buser ist sich bewusst, dass er nach den Landratswahlen im Frühjahr im Vergleich zu seinen Listenkonkurrenten etwas aufzuholen hat. «Mein Ziel ist es, ein gutes Resultat zu machen und der Partei viele Stimmen zu sichern, indem ich mein Umfeld bestmöglich mobilisieren kann. Was am Ende für mich selbst herauskommt, ist schwierig einzustufen.»
Generell rechnet er aber aufgrund der Listenverbindung CVP-GLP-EVP-BDP, die den Sitz von Elisabeth Schneider-Schneiter sichern dürfte, weiterhin nur mit einem Nationalratssitz für die FDP. Man dürfe auch nicht wie selbstverständlich von einem Sieg von Daniela Schneeberger in der Ausmarchung um den Baselbieter Ständeratssitz und von einer daraus folgenden Nachrücksituation auf der Nationalratsliste der FDP ausgehen, auch wenn sie sicherlich eine gute Ausgangslage habe. «Der Ständerat war nun viele Jahre sozialdemokratisch besetzt, das muss man berücksichtigen.»
Vorwürfe, Buser würde enorm viel finanziellen Aufwand für seinen Wahlkampf betreiben, lässt er selbst nicht gelten. «Unsere Strategie von Social Media, die wir von Anfang an verfolgen, ist nicht besonders kostspielig. Und ein Säckchen Reis aus Calasparra kostet 1.30 Franken.»
Saskia Schenker will sich auf eine solche Diskussion ebenso wenig einlassen. «Wir wussten von Anfang an, dass wir eine breit aufgestellte Liste haben und dass unsere Kandidaten alles in die Waagschale werfen werden. Alle machen ihren eigenen Wahlkampf im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ich finde den Wettbewerb untereinander positiv, solange die Regeln und eine gewisse Konformität mit der Partei gewährleistet sind.» Gemeinsam weiterkommen – das ist der Slogan der FDP für den laufenden Wahlkampf. Das schliesst jedoch nicht aus, dass alle auch ein wenig für sich selbst kämpfen.