Lebendiger Dorfkern ist gewünscht
17.10.2019 Bauprojekte, Gemeinden, Gesellschaft, Hölstein, Bezirk WaldenburgDie Gemeinde wertet ihre Umfrage unter der Bevölkerung aus
Eine vom Gemeinderat lancierte Umfrage zur Dorfentwicklung zeigt: Die Bevölkerung sehnt sich nach einem lebendigen Dorfkern und befürwortet das Projekt Tal-Feuerwehr. Die Gemeinde soll zudem Grundstücke im Baurecht abgeben, um ...
Die Gemeinde wertet ihre Umfrage unter der Bevölkerung aus
Eine vom Gemeinderat lancierte Umfrage zur Dorfentwicklung zeigt: Die Bevölkerung sehnt sich nach einem lebendigen Dorfkern und befürwortet das Projekt Tal-Feuerwehr. Die Gemeinde soll zudem Grundstücke im Baurecht abgeben, um mehr Geld einzunehmen.
Sebastian Schanzer
Der zeitliche Aufwand sei zwar enorm gewesen, doch gelohnt habe es sich allemal, sagt Andreas Appenzeller, Vizepräsident von Hölstein. Die Gemeinde hat von April bis Ende Juni die Dorfbewohner zu der Ausstellung Futurum über die Entwicklung der Gemeinde geladen. An rund 30 abendlichen Anlässen tauschte sich der Gemeinderat mit den Besucherinnen und Besuchern aus, nahm Wünsche und Ideen auf und informierte über den Stand der Planung. Mehrere Infrastruktur-Projekte stehen im Dorf an: Für die seit Langem gewünschte zweite Sporthalle wird der ideale Standort gesucht und wegen steigender Kinderzahlen muss zusätzlicher Schulraum geschaffen werden. Zudem soll das knapp 6000 Quadratmeter grosse Areal «Husmatt» in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen nicht länger ungenutzt brachliegen – verkaufen? Abgabe im Baurecht?
Zu dieser und vielen anderen Fragen legte die Gemeinde einen Fragebogen auf, den rund 150 Besucher der Ausstellung ausgefüllt haben. Vor einigen Tagen informierte die Gemeinde über die Ergebnisse. Demnach soll die neue Sporthalle in der «Rübmatt» zu stehen kommen. Fast alle Teilnehmer der Umfrage sind sich bei dieser Frage einig. Die Mehrheit zieht einen frei stehenden Neubau auf dem heutigen Spielplatz vor. So soll mit Mehrzweckhalle und Schulhaus eine Campus-Anlage mit geschützten Aussenräumen entstehen. Eine andere, unbeliebtere Variante wäre ein zusammenhängender Gebäudekomplex mit internen Verbindungen gewesen.
Aktive Land-Politik gefordert
Beim Areal «Husmatt» hatte die Exekutive ursprünglich den Verkauf des Grundstücks bevorzugt, wie Appenzeller sagt. Möglicherweise hätten die Hölsteiner Stimmberechtigten diesen Plan an der entsprechenden Gemeindeversammlung aber durchkreuzt. Denn die Mehrheit bevorzugt die Abgabe im Baurecht an einen Investor. Gewünscht sind Mehrfamilienhäuser. Das Areal soll nach der Meinung einiger Dorfbewohner zudem zum Ort der Begegnung werden, Arbeitsplätze beherbergen oder Raum für vergünstigtes Wohnen bieten. Immer wieder sei der Wunsch nach einem lebendigen Dorfkern geäussert worden, bilanziert die Gemeinde. Wo ein solcher entstehen könnte, wurde aber offengelassen. Möglicherweise finde das Anliegen aber bei der Arbeitsgruppe zur Neugestaltung der WB-Haltestelle Hölstein-Station Beachtung.
Generell soll die Gemeinde nach der Meinung einer klaren Mehrheit eine aktive Land-Politik betreiben. Verschiedene Grundstücke im Besitz der Gemeinde sollen im Baurecht abgegeben werden, um die Finanzierung der anstehenden Aufgaben zu gewährleisten. Erwerben soll die Gemeinde hingegen den Stockwerkanteil der Post im Gemeindehaus.
Feuerwehrmagazin in Niederdorf?
Die Dorfbevölkerung steht darüber hinaus hinter dem Projekt Tal-Feuerwehr. Die bestehenden Verbünde Frenke (Bennwil, Hölstein, Lampenberg, Niederdorf) und Wolf (Liedertswil, Oberdorf, Waldenburg) sollen künftig ein gemeinsames regionales Feuerwehrmagazin führen und jede Verbundgemeinde soll sich solidarisch an den Kosten beteiligen. Als Standort des Magazins kommt Hölstein für die Befragten allerdings nicht infrage. In der Arbeitsgruppe zur Fusion sei man sich aber ohnehin einig, dass der ideale Standort für das Magazin in Niederdorf liege, sagt Gemeinderat Appenzeller.
Entsprechend hatten sich die Befragten auch zur künftigen Nutzung des heutigen Feuerwehrmagazins Holde zu äussern. Sie sind sich weitgehend einig: Der Raum soll Schule oder Kindergarten zugewiesen werden, die aufgrund steigender Kinderzahlen vor Platzproblemen stehen.
Das neue Verfahren der Gemeinde Hölstein, die Bevölkerung nach ihrer Meinung zu fragen und stärker in die Planung einzubeziehen, sei von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen worden, sagt Appenzeller. Man werde daran festhalten. Denn: Eröffnet die Gemeinde bei einem Projekt ein herkömmliches Mitwirkungsverfahren, nehmen in der Regel nur speziell interessierte Einwohner teil. Das führe dazu, dass an gewissen Entscheiden nur wenige Interessenvertreter beteiligt seien. «Mit dem neuen Verfahren können wir hingegen breit abgestützte Entscheide treffen.»