Der Job für den Ehrgeiz, die Musik fürs Herz
31.10.2019 Bezirk Sissach, Kultur, Porträt, Gesellschaft, SissachDem Multitalent Dani Kalt geht die Energie nie aus
Er singt, mischt in der Internet-Branche mit und macht neuerdings Comedy. Der Sissacher Dani Kalt hat schon für Beatrice Egli komponiert und stand vor DJ Bobo auf der Bühne. Doch die Ideen gehen ihm noch lange nicht ...
Dem Multitalent Dani Kalt geht die Energie nie aus
Er singt, mischt in der Internet-Branche mit und macht neuerdings Comedy. Der Sissacher Dani Kalt hat schon für Beatrice Egli komponiert und stand vor DJ Bobo auf der Bühne. Doch die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Barbara Saladin
Er ist Komponist, Chordirigent und Sänger. Er stand schon auf Hunderten von Bühnen und sang vor Millionen von Zuschauern. Und er ist erfolgreicher IT-Unternehmer. Die Rede ist von Dani Kalt, Bauernsohn aus Buus, der schmunzeln muss, wenn man das Wort «Tausendsassa» ins Spiel bringt.
«Vom Stundenaufwand her bin ich zuerst Unternehmer», stellt der in Sissach wohnende 47-Jährige auf die Frage nach den verschiedenen Hüten, die er trägt, klar. Am Morgen sei er jeweils der Erste, der das Büro seiner Firma CS2 in der Oberen Fabrik betrete, und am Abend der Letzte, der gehe.
Aber das Geld, das er als CEO verdient, investiert er in seine Herzensprojekte, denn: «CS2 ist Leidenschaft und Ehrgeiz. Meine Musik und mein Hilfsprojekt ‹helfen hilft›, das ist Herz und Karma.»
Schon seit Dani Kalt im Alter von sechs Jahren ein Saxofon in die Hände bekam, macht er Musik. Jahrelang tourte er später als Tanzmusiker, unter anderem mit «Octopussy», von Fest zu Fest. Er kennt die Bühnen der Region und hat viel Erfahrung als Entertainer gesammelt. Doch die beste Lehrstelle seines Lebens sei der elterliche Bauernhof gewesen, sagt er. «Früher habe ich es zwar oft gehasst, zu Hause so viel mit anpacken zu müssen, aber heute bin ich dankbar für diese Lebensschule», blickt er zurück und ergänzt: «Den Biss, den ich habe, sehe ich heute selten bei Jungen.»
Als Kalt jünger war, hatte er grosse Ambitionen, mit seiner Musik den Durchbruch zu schaffen. Von 2001 bis 2003 brachte er drei Alben heraus, damals versuchte er, richtig Fuss zu fassen im Business. «Doch dann kam ‹Musicstar› und fegte alles andere weg», erzählt er. Mit dem neuen Fernsehformat – damals mit Baschi – habe sich der ganze mediale Fokus auf diese Sendung und die dort auftretenden Interpreten gerichtet. Alle anderen Newcomer in der Schweizer Pop- und Rockszene fanden keine Beachtung mehr. Doch das war für ihn kein Grund aufzugeben: «Ich habe nie Angst vor etwas. Ich versuche es halt.»
Dabei hat er durchaus schon am Erfolg geschnuppert, und in seiner Karriere finden sich eine Reihe bekannter Namen. Mit Schlagersängerin Beatrice Egli hat er zwei Platten gemacht. Auch der Schlager «Sag mir, wo wohnen die Engel», gesungen von Lys Assia und Beatrice Egli am Grandprix der Volksmusik vor zwölf Jahren, stammt aus seiner Feder.
«Schlager fallen mir aus der Hand», sagt der Komponist im Hintergrund dazu, «aber ich will selber nicht in diese Welt. Mein Stil ist Rock und Pop.» Dank diverser Lieder, die immer mal wieder am Radio gespielt werden – meistens ohne dass die Hörer wissen, dass Dani Kalt dahintersteckt – verdient er in Form von Tantiemen ständig etwas Geld. Allerdings nicht viel: «Ein kleines Grundrauschen», wie Kalt es bezeichnet.
Wie der Schnabel gewachsen ist
Seine Energie scheint nie aufgebraucht zu sein. Wie schafft er das? «Ich brauche wenig Schlaf», sagt er verschmitzt. «Bei mir wurde vergessen, den Ruhemodus einzubauen.» Dazu sei er ein Perfektionist. Dani Kalt, von der Ausbildung her Landwirt, hat sich seine heutigen Berufe und Tätigkeiten als Autodidakt angeeignet und bezeichnet sich deshalb augenzwinkernd als «Sanspapier in allem, was ich mache».
Ebenfalls bekannt wurde Dani Kalt mit seiner Chormusik. Sie liegt ihm am Herzen. Während neun Jahren tourte er mit dem Weihnachtsmusical «E Stärn so schön» durch die Schweiz: «Mein grösstes und erfolgreichstes Projekt, das ich je hatte.»
Bis ins Jahr 2013 war er mit den «Stärnefründe» unterwegs und mit einem riesigen Chor von 130 Leuten sogar einmal im «Musikantenstadl» zu Gast, vor 8 Millionen Fernsehzuschauern. Da hätte er gerne ein eigenes Lied gesungen, doch das ging nicht, «das hat die Redaktion anders vorgeschrieben». Dann, vor fünf Jahren, kam «Klangtastisch». Kalt änderte das Konzept und übersetzte fortan internationale Hits auf Schweizerdeutsch. «Am liebsten schreibe ich Mundart, so wie mir der Schnabel gewachsen ist und wie mich die Leute verstehen», sagt der Oberbaselbieter. Und: «Ich will in die A-cappella-Szene.» Dort will er zeigen, dass ein Chor auch andere Facetten haben kann als das klassische Repertoire aus Chor- und Trinkliedern.
Um diese anderen Facetten auf die Bühne zu bringen, schreibt Kalt bis zu zwölfstimmige Arrangements, und beim Auftritt gehört eine optisch dynamische Choreografie zwingend dazu. Die Proben von «Klangtastisch» sind anspruchsvoll, Kalt erwartet von seinen Sängern, dass sie auch zu Hause üben und sich vorbereiten.
Die Premiere eines wiederum neuen Genres feierte er mit seiner Kleintruppe «Total Vocal» im September: Comedy. Total Vocal ist quasi ein Konzentrat aus seinem Chor, ein halbes Dutzend Leute und wieder ein neues Konzept. Der Auftritt der «Bühnen-WG» ging in der «Oberen Fabrik» in Sissach erfolgreich über die Bühne, und nun denkt er schon weiter: Im nächsten Herbst will er damit verschiedene Kleintheater der Region bespielen, unter anderem Rassers Tabourettli in Basel.
Das Publikum berühren
Dani Kalt hat also noch einiges vor. Nicht nur die Energie, sondern auch die Ideen scheinen ihm nie auszugehen. Was sein Unternehmen betrifft, so will er «gesund und stabil sein und weiterhin internationale Firmen begeistern». Wachsen sei nicht prioritär, sagt er.
Auch in der Musik will er kein Wachstum um jeden Preis. Auf die Frage, welches Lied noch komponiert werden sollte, überlegt er lange. «Früher hätte ich gesagt: der Welthit. Heute will ich den nicht mehr unbedingt», sagt er. Heute singe er lieber an einer Hochzeit, wo er die Leute und deren Gefühle direkt erreiche, als im Hallenstadion. Da trat er auch schon auf – im Vorprogramm von DJ Bobo.
Er sei ruhiger geworden, fügt er hinzu – auch wenn man sich «ruhig» bei Dani Kalt und dessen ellenlanger Liste an Alben, Songs und Projekten nicht wirklich vorstellen kann.
Weihnachtskonzert mit «Klangtastisch», Freitag, 13. Dezember, 20 Uhr, katholische Kirche, Rheinfelden. www.klangtastisch.ch, www.danikalt.ch