Auf den Tisch statt in den Müll
04.10.2019 Bezirk Sissach, SissachDie Reformierte Kirchgemeinde Sissach richtet im Pfarrsaal eine Abgabestelle für Lebensmittel ein. Bedürftige können dort ab 1. November jeden Freitag gratis Waren beziehen. Diese erhält die Kirchgemeinde von den «Schweizer Tafeln» und von lokalen Geschäften.
Yvonne ...
Die Reformierte Kirchgemeinde Sissach richtet im Pfarrsaal eine Abgabestelle für Lebensmittel ein. Bedürftige können dort ab 1. November jeden Freitag gratis Waren beziehen. Diese erhält die Kirchgemeinde von den «Schweizer Tafeln» und von lokalen Geschäften.
Yvonne Zollinger
«In der Schweiz werden jährlich 117 Kilogramm Lebensmittel pro Person weggeworfen», sagt Gerd Sundermann, Pfarrer der reformierten Kirche Sissach. Mit einer Abgabestelle für Lebensmittel an Menschen, die in einer wirtschaftlich schwierigen Situation stecken, könne dem etwas entgegengewirkt werden. Damit sei Mensch und Umwelt geholfen.
«Die enorme Verschwendung von Lebensmitteln war der Ausgangspunkt für unser Projekt», sagt Sundermann. Das Thema beschäftige ihn schon länger und fliesse zum Beispiel auch in den Konfirmandenunterricht ein. Aufmerksam machen auf die Auswirkungen, die der achtlose Umgang mit Lebensmitteln auf die Umwelt und die Menschen in den Produktionsländern habe, das sei ihm wichtig.
Abgabestellen gibt es bereits in Gelterkinden und Lausen. Jeweils 20 bis 40 Personen nehmen das Angebot in Anspruch. «Wie viele es in Sissach sein werden, ist schwierig abzuschätzen», sagt Sundermann. Eine Bedarfsabklärung bei den Gemeinden habe jedoch gezeigt, dass es Sinn ergebe, in Sissach eine weitere Einrichtung dieser Art zu eröffnen. Zumal sie auch für das Homburger- und Diegtertal gedacht ist.
Mit einem Ausweis, der von den Sozialhilfebehörden in den Gemeinden ausgestellt wird, können die Lebensmittel für einen symbolischen Franken bezogen werden. Ansprechen will das Angebot aber nicht nur Sozialhilfeempfänger. «Ich möchte alle Menschen ermuntern, die glauben, dass ihnen das Angebot helfen könnte, sich vorab an mich zu wenden, um einen Ausweis zu erhalten.» Sundermann denkt dabei zum Beispiel an Familien, die zwar keine Sozialhilfe beziehen, aber mit einem sehr knappen Budget über die Runden kommen müssen. Oder an Menschen mit kleiner Rente.
Bezug ohne Scham
Beliefert wird die Abgabestelle unter anderem von der «Schweizer Tafel» in Pratteln, aber auch vom lokalen Handel wie der Bäckerei Gunzenhauser in Sissach und «Brot und so» in Läufelfingen. Von der «WERTstätte» in Muttenz kommt selbst gemachte Konfi.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit von reformierter Kirchgemeinde, katholischer Pfarrei, den benachbarten Kirchgemeinden und dem Frauenverein Sissach. Ein Team von zehn Personen ist an den Abgabetagen beschäftigt. «Was und wie viel wir an den Öffnungstagen anbieten können, wissen wir im Voraus nicht», sagt Sundermann. Das sei sicher jedes Mal verschieden. Die Herausforderung sei dann, das Angebot gerecht auf die Leute zu verteilen.
Schon jetzt ist jedoch klar: Die Abgabe soll in einer ungezwungenen und freundlichen Atmosphäre stattfinden. «Niemand soll sich schämen, wenn er Lebensmittel bei uns bezieht.» Abgabetag ist jeweils am Freitag um 13.30 Uhr im Pfarrsaal der reformierten Kirchgemeinde an der Pfarrgasse 1 in Sissach. Die erste Abgabe findet am 1. November statt.