«Ich habe drei Wochen im Dschungel gelebt»
03.10.2019 BaselbietIm Jahr 2015 erhielt er in Sissach den Kulturpreis der BLKB überreicht, jetzt verkörpert Sven Schelker im gleichnamigen Spielfilm den Basler Ethnologen Bruno Manser.
Peter C. Müller
«Dort, wo unsere Zivilisation endet, hab ich es gefunden, mein Glück, mein Leben, ...
Im Jahr 2015 erhielt er in Sissach den Kulturpreis der BLKB überreicht, jetzt verkörpert Sven Schelker im gleichnamigen Spielfilm den Basler Ethnologen Bruno Manser.
Peter C. Müller
«Dort, wo unsere Zivilisation endet, hab ich es gefunden, mein Glück, mein Leben, meine Bestimmung!» Sven Schelker spricht im Trailer zum Film «Bruno Manser – die Stimme des Regenwaldes», der vor einigen Tagen am Zurich Film Festival (ZFF) Premiere feierte, im Namen seines Protagonisten einige nachdenkliche Worte, die auch auf ihn zutreffen könnten. Sven Schelkers Welt ist allerdings nicht der Urwald Borneos, in dem Bruno Manser sein Schicksal herausforderte, sondern die oft zitierten «Bretter, die die Welt bedeuten». Ob Theaterstücke, Fernseh-Serien oder Spielfilme, der bald 30-Jährige scheint sich überall zu Hause zu fühlen – Hauptsache, es geht um Schauspielerei und verlangt einiges an körperlicher Arbeit.
Geboren in Basel wuchs Schelker in Reinach auf, machte am Gymnasium Münchenstein die Matura mit Schwerpunkt Musik und begann ein Jahr später in München das Studium der Schauspielerei. Seit 2012 ist Schelker Ensemblemitglied des Thalia Theaters in Hamburg. Hier spielte er bereits Rollen in Stücken von Tschechow, Shakespeare oder Brecht und steht bald in «Der Boxer» auf der Bühne.
Sein Filmdebüt hatte der Jungschauspieler vor fünf Jahren in Stefan Haupts international ausgezeichnetem Film «Der Kreis», bekam für seine Rolle des Zürcher Travestiekünstlers Röbi Rapp auf der Berlinale 2015 den «Shooting Star Award» und den Schweizer Filmpreis als bester Darsteller. Zudem war Schelker im gleichen Jahr in der international bekannten TV-Serie «Homeland» zu sehen und spielte 2017 die Hauptrolle in Dominik Lochers «Goliath».
Unerwünscht und verschollen
Jetzt verkörpert Sven Schelker den Basler Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Bruno Manser, der von 1984 bis 1990 im Dschungel von Borneo lebte, dort Aufzeichnungen über die Flora und Fauna des tropischen Regenwalds machte und sich für die Kultur der Penan, einer dort nomadisch lebenden Volksgruppe, einsetzte.
Im Jahr 1990 musste Manser in die Schweiz fliehen, denn zeitweise war ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und von der Regierung Malaysias wurde er zur «Persona non grata», zur unerwünschten Person, erklärt. Fortan widmete Manser sich international der Aufklärungsarbeit über das Schicksal der Urvölker, über die Rodungen im Regenwald und über die Machenschaften im Holzhandel. Seit 2000 gilt Manser als vermisst, Suchaktionen blieben erfolglos. 2005 wurde der Ethnologe vom Basler Zivilgericht endgültig für verschollen erklärt.
Dieser Tage hatte der Film «Bruno Manser – die Stimme des Regenwaldes» des Schweizer Regisseurs Niklaus Hilber nun seine Galapremiere am Zurich Film Festival und seinen «roten Teppich» in der «Kino-Vorstadt» in Basel.
Damit kann Schelker die eher strapaziösen Dreharbeiten für den 6 Millionen Franken teuren Film nun wohl endgültig hinter sich lassen: «Ich habe im Vorfeld des Drehs während dreier Wochen im Dschungel von Borneo gelebt, die Sprache der Penans gelernt und mit ihnen gefischt oder gejagt», erzählt er. Das sei körperlich schon ziemlich anstrengend gewesen. «Ich liebe allerdings diese Art von Herausforderungen», sagt der Schauspieler, der bald in der deutschen Romanverfilmung «Das Auerhaus» und in der deutschen TV-Serie «Die Neue Zeit» zu sehen ist: «Man findet einfach einiges über sich selbst heraus!» Was genau, möchte er jedoch – zumindest vorerst – nicht verraten.
Doch trotz Filmerfolgen zieht es Schelker vor allem auf die Theaterbühne: «Hier ist wohl immer noch meine schauspielerische Heimat», sagt Sven Schelker überzeugt und leicht verschmitzt. Man darf gespannt sein, welche Projekte es in Zukunft sein werden.
«Bruno Manser – die Stimme des Regenwaldes» ist am Samstag noch am Zurich Film Festival (ZFF) zu sehen. Danach kommt der Film ab 7. November in die Kinos – unter anderem ins «Marabu» in Gelterkinden.