«Schon im August ging die Post ab»
12.09.2019 Baselbiet, GelterkindenPilzkontrolleurin Catherine Müller rechnet mit einem guten Pilzjahr
Gewisse Pilzarten leiden vermehrt unter extremen Klimabedingungen und der zunehmenden Umweltverschmutzung, andere profitieren. Insgesamt, stellt Pilzkontrolleurin Catherine Müller fest, spriessen heuer extrem viele Pilze ...
Pilzkontrolleurin Catherine Müller rechnet mit einem guten Pilzjahr
Gewisse Pilzarten leiden vermehrt unter extremen Klimabedingungen und der zunehmenden Umweltverschmutzung, andere profitieren. Insgesamt, stellt Pilzkontrolleurin Catherine Müller fest, spriessen heuer extrem viele Pilze in den Wäldern der Region.
Brigitt Buser
Frau Müller, ist dieses Jahr mit einem guten Pilzjahr zu rechnen?
Catherine Müller: Ja, der Wald bringt in diesem Jahr extrem viele Pilze hervor – schon Mitte August ging die Post ab. Der Grund dafür dürfte beim Stress des Waldes durch die Hitzeperioden des vergangenen Jahres liegen. Extreme Trockenheit und Hitze könnten eine Art Reaktion ausgelöst haben, wodurch die Mykorrhizaarten wie Stein-, Schusterpilze und Eierschwämme, die in Symbiose mit den Bäumen leben, in diesem eher feuchtwarmen Sommer profitieren. Aber auch Zersetzer von Biomasse wie Parasol und Champignon haben Hochkonjunktur.
Wie wirkt sich Umweltverschmutzung auf die Pilzernte aus?
Einige Pilzsorten leiden sicher, weil auch ihre Bäume leiden. 2018 hat die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft bezüglich Luftverschmutzung eine neue Studie veröffentlicht. Dabei hat mich erstaunt, dass die Luftverschmutzung den Pilzen vermutlich genauso zusetzt wie die Hitze.
Wie viele bei uns heimische Pilze sind essbar?
So ganz genau kann man das nicht sagen. Bisher sind in der Schweiz über 7000 Pilzarten bekannt, davon sind 300 Arten essbar und 200 Arten sind giftig für den Menschen, wobei aber nur wenige beim Verzehr zum Tod führen. Es ist jedoch so, dass viele Arten aufgrund ihres Geschmacks einfach nicht geniessbar sind und einige giftige Arten hingegen sehr gut schmecken. Jedes Jahr werden Dutzende Arten neu dokumentiert.
Gibt es stark gefährdete Arten?
Ja, natürlich! Mittlerweile stehen in der Schweiz zwölf Pilzarten unter Schutz, wovon vier essbar wären. Es existiert auch eine Rote Liste mit seltenen und gefährdeten, insbesondere holzbewohnenden Arten mit grossen Fruchtkörpern, die sehr alte abgestorbene Baumstämme kolonisieren. Grund für die Gefährdung ist aber nicht der Sammler, denn bei der Pilzernte wird ja nur der oberirdische Teil entfernt. Vielmehr fehlt vielen Pilzarten die Nahrung in Form von Totholz. Eine weitere Ursache sind sicherlich die Hitzeperioden der vergangenen Jahre, denn gerade Grosspilze können nur bei genügend Feuchtigkeit existieren. Egal ob essbar, ungeniessbar, giftig, gefährdet oder geschützt, alle Pilzarten sind extrem wichtig für unsere Vegetation – insbesondere den Wald – sind sie alle doch für die Zersetzung von totem Material zuständig. Zudem leben viele Pilzarten in Symbiose mit verschiedenen Pflanzen.
Wann beginnt die Pilzzeit?
Schon im Frühling kann man essbare Pilzarten finden. Die Pilzsaison beginnt bei uns aber je nach Witterung ab Juli mit dem Sommersteinpilz. Die Hauptsaison ist im Spätsommer und Herbst, da für das Wachstum vieler Pilzarten eine relativ warme und feuchte Witterung über mehrere Wochen nötig ist.
Welche Pilze findet man derzeit?
Momentan sind es neben Steinpilzen und Eierschwämmen auch Maronen und Flockenstielige Hexenröhrlinge oder Ziegenlippen. Für Pilzkundige gibt es im Netz Seiten, auf denen man nachschauen kann, welche Pilze in welcher Gegend der Schweiz gerade gefunden werden können.
Soll man Pilze abschneiden oder aus der Erde herausdrehen?
Grundsätzlich nimmt das Pilzmyzel im Boden durch das Sammeln der oberirdischen Fruchtkörper keinen Schaden. Dabei ist es egal, ob die Pilze abgeschnitten oder herausgedreht werden. Es empfiehlt sich aber, Pilze vorsichtig dem Boden zu entnehmen. Weil sich am Fuss und Stiel wichtige Merkmale zur Bestimmung der Art für den «Pilzler» befinden.
Pilzkontrollstellen in der Nähe sind unter www.vapko.ch zu finden.