«Irgendwo muss man anfangen»
10.09.2019 Auto, Oltingen, Kultur, Sport, Bezirk SissachDas Traktor-Pulling löst kaum noch Kontroversen aus
Bei den Baselbieter Pullern ist Vielseitigkeit gefragt, wie Walter Gass aus Oberdorf beweist. In Oltingen amtete er als OK-Vize und Speaker und bestritt erst noch einen Pulling-Wettbewerb. Zum
Das Traktor-Pulling löst kaum noch Kontroversen aus Bei den Baselbieter Pullern ist Vielseitigkeit gefragt, wie Walter Gass aus Oberdorf beweist. In Oltingen amtete er als OK-Vize und Speaker und bestritt erst noch einen Pulling-Wettbewerb. Zum Video. Ueli Frei «Mit jedem Mal läuft es besser.» Annelies Suter, OK-Präsidentin des 3. Traktor-Pullings in Oltingen, ist zufrieden. Minutiös achteten die Organisatoren darauf, die Auflagen der Behörden einzuhalten, denn: «Wir betreiben dieses Hobby mit viel Herzblut», sagt sie. «Und wir möchten es noch lange betreiben können.» Wie schon in den beiden vergangenen Jahren massen sich am Wochenende die Konkurrenten in allen elf Kategorien bei den letzten Prüfungen der Saison und kürten ihre Schweizer Meister. Nicht von ungefähr walten die Organisatoren mit Vorsicht. Denn die ersten beiden Pullings in Oltingen von 2017 und 2018 lösten heftige Reaktionen aus. Stein des Anstosses war der Ausdruck «Green Pulling». Dahinter steht die Absicht, den CO2-Ausstoss des Anlasses inklusive der An- und Abfahrten der Zuschauer mit dem Anbau von Sonnenblumen, Phacelia und Buchweizen zu kompensieren. Lukas Kilcher, Leiter des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, ist davon wenig begeistert. Der Anbau von Gründüngung reiche nicht, um den Ausstoss aller Klimagase zu kompensieren. Solche Anlässe würden die Aufgabe der Landwirtschaft, ihren Anteil an den globalen Treibhausgasen zu minimieren, nur noch schwieriger machen. «Grünes Mäntelchen» soll weg Die Gemeinde attestiert dem OK gute Noten. Der Anlass sei gut organisiert, und das Dorf spüre nicht viel. «Wir suchen den Dialog mit den Behörden und der Bevölkerung», hält OK-Präsidentin Suter dazu fest. Kinder und Jugendliche bis zum Alter 16 profitierten erneut von einem Gratiseintritt. Auch die Wettbewerbe stehen unter strenger Beobachtung. Kommissäre prüfen, ob diese fair ablaufen. Die Fahrer müssen Gewichte und technische Regeln einhalten. Die Sicherheit spielt bei den hochgezüchteten Maschinen der Sportklassen zudem eine wichtige Rolle. Ist der Fahrer durch einen Überrollkäfig geschützt, sind Helm und feuerfester Anzug Pflicht. Lokalmatador Urs Wüthrichs Ford 8100 «Blue Pearl» mit gut 700 Pferdestärken hat mit den 3,5 Tonnen Eigengewicht und dem Bremswagen leichtes Spiel. Kevin Buess aus Häfelfingen startet mit zu viel Reifendruck. Das wird ihm zum Verhängnis. Er bleibt bei seinem ersten Zug bei knapp 60 Metern stehen. Aber auch in den Standardklassen, wo die Traktoren über eine Strassenzulassung verfügen, ist für Spannung gesorgt. In der Kategorie der sechs Tonnen schweren Traktoren kommen sieben von zwanzig Konkurrenten aus dem Baselbiet. «Die Gefahr ist, dass man seine Mitbewerber unterschätzt», weiss Walter Gass aus Oberdorf, der seinerseits mit seinem Massey-Ferguson mit einem bärenstarken V8-Motor am Start steht. Der Vizepräsident des Organisationskomitees ist ein Multitalent. Bis kurz vor seinem Zug amtet er als Speaker bei den Nachwuchs-Pullern.
Auf die Kritik angesprochen reagiert Landbesitzer Toni Gass gelassen: «Mag sein, aber irgendwo muss man anfangen.» Um erneuten Kontroversen im Dorf vorzubeugen, bat Oltingens Gemeindepräsident Stefan Eschbach die Organisatoren, zumindest in der Werbung auf den grünen Anstrich zu verzichten und den Anlass beim Namen zu nennen. Das schien zu wirken.