Zwei Jahrtausende im Bild
13.08.2019 Baselbiet, Gelterkinden, GesellschaftBarbara Saladin
Welches Haus ist da auf dem Foto so prominent zu sehen? Wo war schon wieder die erste Migros im Dorf? Wessen Fuhrwerk könnte das sein? Die Gelbe Fabrik steht da noch. Eindrücklich, wieviele Hochstammbäume es damals gab! Die alten Fotos von Gelterkinden ...
Barbara Saladin
Welches Haus ist da auf dem Foto so prominent zu sehen? Wo war schon wieder die erste Migros im Dorf? Wessen Fuhrwerk könnte das sein? Die Gelbe Fabrik steht da noch. Eindrücklich, wieviele Hochstammbäume es damals gab! Die alten Fotos von Gelterkinden sprechen an, berühren und geben zu vielen Gesprächen Anlass. Die neue Ausstellung der Stiftung Ortssammlung Gelterkinden (OSG) heisst «Ein Dorf im Bild – Gelterkinden von den Kelten bis heute» und ist derzeit im Jundt-Huus zu sehen. Mit der Sammlung von Fotos, Malereien, Ansichtskarten, Filmen und anderem ist der OSG einmal mehr ein toller Wurf gelungen, der die Gelterkinder Seele anspricht.
Bäuerlich geprägt
In den vergangenen Jahren hat die sechsköpfige ehrenamtliche Ausstellungsgruppe eine Vielzahl an historischen Dokumenten und Trouvaillen zusammengetragen, die am vergangenen Freitag dem interessierten Publikum vorgestellt wurden. Urs Kühnis, Präsident der OSG, begrüsste zur Vernissage. Unter anderem, weil die meisten alten Bilder nur den Dorfkern zeigten, so sagte er, wurden im vergangenen Frühling mit einer Drohne Aufnahmen gemacht, die auch das Gebiet rund ums Dorf zeigen – den Dorfrand, die Fluren und die Wälder bis hinüber zur Sommerau.
In ihrem Grusswort erinnerte auch Gemeindepräsidentin Christine Mangold an die Entwicklung Gelterkindens, die in der Ausstellung bildlich festgehalten ist. Heute ein Zentrum mit über 6000 Einwohnern, war das Dorf früher viel kleiner und stark bäuerlich geprägt – und hatte dennoch sechs Metzgereien, fünf Bäckereien und 14 Restaurants.
Auf vier verschiedenen Stockwerken im Jundt-Huus kann Gelterkinden nun die nächsten vier Wochen von der Keltenzeit bis in die Gegenwart betrachtet werden. So zeigt etwa ein vom Ormalinger Markus Schaub gemaltes Panorama, wie es hier zur Zeit der Römer ausgesehen haben mochte. Auch ein Modell der Burg Scheidegg (vor ihrem zerstörerischen Brand um 1300) und verschiedene Fundobjekte von der Keltenzeit bis ins Mittelalter, welche die Archäologie Baselland der Ortssammlung als Leihgabe zur Verfügung stellte, helfen bei der Veranschaulichung der Vergangenheit.
Bilder auch online
Zeichnungen und Gemälde von einheimischen Künstlern wie Albert Zehntner, Fritz Pümpin, Alfred Gass oder Erich Fehlmann ermöglichen den mehr künstlerischen Blick aufs Dorf, und ein Film, ein Ratespiel und zeitgenössische Fotos runden die sehenswerte Ausstellung ab. Eine gute Idee war auch der Ausstellungsführer, in dem sich viel Zusatzinformation zu den Exponaten und ihren Urhebern findet. Ein besonderer Magnet fürs Publikum waren an der Vernissage alte Flugaufnahmen und historische Fotos von Gelterkinden, vor denen rege Diskussionen entstanden.
Ein Teil des historischen Bildmaterials, das die OSG seit bald 50 Jahren sammelt, ist mittlerweile übrigens auch auf dem Online-Kulturgüterportal des Kantons zu finden (www.kimweb.ch) – aber in der Ausstellung im Jundt-Huus macht es definitiv mehr Spass, sie zu betrachten.
«Ein Dorf im Bild» ist eine aufschlussreiche Ausstellung, die viel darüber erzählt, wie sehr Dorf und Landschaft ihr Gesicht verändert haben. Ein Muss für alle, die wissen wollen, wie Gelterkinden einmal aussah.
Ausstellung „Ein Dorf im Bild“ im Jundt-Huus, Hofmattweg 2, Gelterkinden. Bis 8. September 2019. Geöffnet jeweils Do 17 bis 20 Uhr, Sa und So 14 bis 18 Uhr. www.osgelterkinden.ch