«Er war schon als Knabe abenteuerlustig»
09.07.2019 Baselbiet, Langenbruck, GesellschaftElmar Gächter
Eines hat sich wie ein roter Faden durch die Reden gezogen: Oskar und Leny Bider waren aussergewöhnliche Menschen. Er als bewunderter und gefeierter Luftpionier, sie als unkonventionelle Modeschöpferin und Schauspielerin. Kein Wunder, war die ganze Schweiz ...
Elmar Gächter
Eines hat sich wie ein roter Faden durch die Reden gezogen: Oskar und Leny Bider waren aussergewöhnliche Menschen. Er als bewunderter und gefeierter Luftpionier, sie als unkonventionelle Modeschöpferin und Schauspielerin. Kein Wunder, war die ganze Schweiz aufgewühlt, als sie beide am 7. Juli 1919 ihr Leben verloren, Oskar beim Absturz mit seiner Nieuport, Leny mit ihrem Freitod. Prominenz und eine grosse Gästeschar gedachten am vergangenen Samstag in Langenbruck bei einem Gedenkgottesdienst und einer Kranzniederlegung am Gemeinschaftsgrab der Geschwister Bider der grossen Persönlichkeiten des Passdorfs.
Divisionär Bernhard Müller, Kommandant der Schweizer Luftwaffe, schilderte Oskar Bider als Menschen, der von einem Willen beseelt gewesen sei, Aussergewöhnliches zu tun. «Er hat im Ersten Weltkrieg ganz wesentlich zum Aufbau der Luftwaffe beigetragen und eine ganze Generation von jungen Piloten geprägt.»
Dem unbestrittenen Star der damaligen Fliegerei werde nachgesagt, dass er bereits als Knabe mutig, strebsam, abenteuerlustig und von einem Willen beseelt gewesen sei, Aussergewöhnliches zu leisten. Er habe jeden Flug minutiös vorbereitet, sei enorm auf Sicherheit bedacht gewesen und bei schwierigen Situationen stets ruhig geblieben. «Er war keiner, der Kapriolen geflogen ist wie viele seiner Kameraden», so Müller. Bider habe in fünf Jahren über 5000 Flüge absolviert, bis zu jenem tragischen 7. Juli 1919, als er nach einer durchgefeierten Nacht mit seinen besten Freunden und seiner Schwester Leny mit seiner Nieuport abstürzte und tödlich verunglückte. Sowohl Oskar als auch Leny Bider seien Avantgardisten gewesen, die Konventionen durchbrochen hätten. «Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft solch mutige Menschen, die Neues erdenken und wagen, und für ihre Überzeugungen einstehen», sagte Divisionär Müller.
Glaube an höhere Macht
Auch Hanspeter Schürch, Pfarrer von Waldenburg, stellte beim Gedenkgottesdienst Oskar Bider als jemanden dar, der vor seinen Taten keine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben habe, sondern seiner Mission gefolgt sei. Wie Noah habe er sich auch von Widerständen nicht abhalten lassen. Oskar sei ein gläubiger Mensch gewesen, der einmal von sich gesagt habe, für sein Handwerk brauche es einen guten Mechaniker, einen guten Motor und neben dem Vertrauen in das eigene Können auch eine höhere Macht. Noah und Bider seien ihrer Zeit weit voraus gewesen. «Wir brauchen mehr von den Menschen, die aus diesem Holz geschnitzt sind; hier in Waldenburg ebenso wie auf dem ganzen Erdball», äusserte sich Pfarrer Schürch überzeugt.
Er verneige sich vor Oskar Bider, der sich als weltweit führender Flugpionier hoch oben bewegt habe und dennoch als Landwirt mit dem Boden verbunden gewesen sei, sagte Regierungsrat Thomas Weber. Bider sei ein Beispiel dafür, welche Freiheiten man sich zu jener Zeit herausnehmen musste, um die Gesellschaft weiterzubringen. Gesellschaft und Politik müssten sich auch heute fragen, wie sie Sicherheit und Freiheit gewichten. «Wenn wir die totale Sicherheit anstreben, werden wir irgendwann die Freiheit verlieren. Wir müssen die Freiheit zuoberst setzen, sie trägt unseren Staat, und dafür sind uns Oskar und Leny Bider ein grosses Vorbild», so der Regierungsrat.
Zeitzeugin schwärmt von Biders
Unter den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern war auch Hedi Müller. Sie ist 1919, noch vor dem Tod der Geschwister Bider, in Langenbruck geboren worden. «Meine Mutter hat mich im Kinderwagen an die Beerdigung der Geschwister Bider mitgenommen», sagt die sehr vife einhundertjährige Zeitzeugin. Leny und Oskar Bider hätten den Schulkindern in Langenbruck, wo sie aufgewachsen ist, sehr viel bedeutet. «Wir waren stolz auf die beiden und wie verschiedene andere meiner Klassenkameraden wollte ich noch als Jugendliche Pilotin werden», sagt sie, die den Lehrerberuf ergriffen und lange Jahre in Ziefen Schulunterricht gegeben hat.
Apropos Piloten: Dass die Patrouille Suisse Mümliswil mit Langenbruck verwechselt hat (siehe Kasten), ist in der Zwischenzeit längst in aller Munde. Wetten, dass Oskar Bider dieses Malheur nicht passiert wäre.
Fliegerstaffel beehrt Mümliswil statt Langenbruck
sda. Die Fliegerstaffel Patrouille Suisse hat am Samstag das Ziel eines Überflugs um rund 6 Kilometer verfehlt. Statt über Langenbruck flogen die Jets der Luftwaffe über Mümliswil im Nachbarkanton Solothurn. Armeesprecher Daniel Reist bestätigte am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Bericht des Onlineportals 20min.ch. Der Leader der Patrouille Suisse habe im Anflug das grosse Festareal mit Festzelt in Mümliswil gesehen, weshalb er sich entschied, dieses Gelände zu überfliegen. Eigentlich hätte die Fliegerstaffel aber die Gemeinde Langenbruck überfliegen müssen, wo die Gedenkfeier zum hundertsten Todestag des Schweizer Flugpioniers Oskar Bider stattfand. Stattdessen kamen Aviatikfans im wenige Kilometer entfernten Mümliswil-Ramiswil in den Genuss eines Überflugs. Dort fand das 31. Nordwestschweizerische Jodlerfest statt. Laut Armeesprecher Reist ist der Irrtum nicht besorgniserregend. Die Flieger der Patrouille Suisse, alles Tiger F-5E, seien mit Navigationsinstrumenten bestückt, die über 40 Jahre alt seien. «Navigiert wird mit Karte, Filzstift und auf Sicht.» GPS oder andere moderne Technik suche man in diesen Flugzeugen vergeblich. Deshalb seien die Jets auch nicht mehr für Kampfeinsätze geeignet und würden auch nicht dafür eingesetzt.