Seltene Fledermausarten zu Gast
20.06.2019 Bezirk Sissach, TennikenJetzt werden bessere Bedingungen für die Insektenfresser geschaffen
Mittels genetischer Analysen konnte nachgewiesen werden, dass im Dachstock der Tenniker Kirche jeweils während der Sommermonate die beiden Fledermausarten Graues Langohr und Grosses Mausohr zu Gast ...
Jetzt werden bessere Bedingungen für die Insektenfresser geschaffen
Mittels genetischer Analysen konnte nachgewiesen werden, dass im Dachstock der Tenniker Kirche jeweils während der Sommermonate die beiden Fledermausarten Graues Langohr und Grosses Mausohr zu Gast sind.
Brigitt Buser
Beide Arten sind in der Schweiz selten und gefährdet – das Graue Langohr ist gar vom Aussterben bedroht. Aufgrund der geringen gefundenen Kotmengen im Dachstock der Tenniker Kirche dürfte es sich zurzeit eher nur um Einzeltiere handeln, die dort wohnen. Um den beiden Fledermausarten bessere Quartiermöglichkeiten zu bieten, befassen sich Céline Martinez, die Baselbieter Fledermausschutzbeauftragte, Franziska Buonfrate, Präsidentin der Kirchenpflege, sowie Mitglieder des kirchlichen Umweltmanagements «Grüner Güggel» und des Natur- und Vogelschutzvereins Tenniken derzeit mit möglichen Verbesserungen.
Neben dem Kirchendachstock wurden auch noch die Dachstöcke der Pfarrscheune und des Pfarrhauses kontrolliert. Und auch hier wurde man fündig: Besonders erfreulich war die verhältnismässig grosse Ansammlung von Langohrkot in der Pfarrscheune.
Charakteristisch für diese Fledermausart sind die riesigen Ohren. Mit 5 Zentimetern Länge sind sie fast so lang wie der Körper und werden beim Schlafen nach hinten gebogen und zwischen Unterarme und Körper geklemmt. Im Gegensatz zum Grossen Mausohr, das während der Wochenstube in Kolonien von zum Teil mehreren Hundert Tieren am Dachgebälk hängt, versteckt sich das Graue Langohr gerne in Ritzen und Spalten von Mauern und Dachbalken.
Optimale Kleinstrukturen
«Langohren haben eine Vorliebe für Falter. Diese sind in den beiden Hecken und im Wald in unmittelbarer Umgebung der Kirche und der Pfarrgebäude reichlich vorhanden», erklärt die Fledermausschutzbeauftragte. Auch für das Grosse Mausohr, das im Wald mit wenig Unterwuchs oder auf angrenzenden Wiesen Schnaken und Laufkäfer jagt, ist ein geeignetes Jagdgebiet verfügbar.
Zwar fand sich bei der Begehung Mitte Mai in allen drei Dachstöcken Kot, die Tiere selber konnten bislang aber nicht entdeckt werden.Verbessern kann man Quartiere für das Graue Langohr, indem mehrere Schichten Jutesäcke übereinander in den Dachstock gehängt werden.
Zwischen den Stoffschichten können sich die Tiere dann verkriechen. Eine andere Möglichkeit ist, Dachlatten im Abstand von rund 20 Zentimetern vertikal an einer Wand im Giebel zu befestigen und diese mit Holzlatten horizontal teilweise zu decken. Die so entstandenen Nischen werden ebenfalls gerne als Verstecke genutzt. Ein weiterer Grund, warum Fledermäuse immer weniger Orte für ihre Fortpflanzung finden, sind neben ausgebauten und damit «dichten» Dachstöcken auch Strassenbeleuchtungen. Die seltenen Untermieter sind nämlich sehr lichtscheu. Daher wird abgeklärt, ob die Beleuchtung auf dem Gehweg zur Tenniker Kirche reduziert werden kann. Hier würde es schon ausreichen, wenn die Lampen im oberen Bereich einen Blendschutz erhielten.