«Man muss einander vertrauen»
10.05.2019 SportMountainbike | Derek Jaeger und Peter Mangold am «Cape Epic» 2019
Derek Jaeger und Peter Mangold hat sich die Chance geboten, im März 2019 am «Cape Epic», dem wohl härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt, teilzunehmen. Das eingespielte Team trotzte den harten ...
Mountainbike | Derek Jaeger und Peter Mangold am «Cape Epic» 2019
Derek Jaeger und Peter Mangold hat sich die Chance geboten, im März 2019 am «Cape Epic», dem wohl härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt, teilzunehmen. Das eingespielte Team trotzte den harten Bedingungen und erfüllte die eigenen Erwartungen.
Daniel Hofstetter
Das «Cape Epic» in Südafrika gilt als das härteste Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Bart Brentjens, der Mountainbike-Olympiasieger von 1996, bezeichnete es sogar als «die Tour de France des Mountainbike-Sports». Das Rennen übt deshalb eine besondere Faszination aus. Dies nicht nur auf Profis, sondern ebenso auf ambitionierte Amateure wie die beiden Oberbaselbieter Derek Jaeger und Peter Mangold. Es ist jedoch schwierig, einen Startplatz im rund 700 Teams umfassenden Teilnehmerfeld zu ergattern. Jaeger und Mangold bot sich eine einmalige Chance, die sie zu nutzen gewillt waren. Denn sie wussten, dass sie als Team harmonieren.
«Es ist sehr wichtig, mit jemandem zu fahren, mit dem man gut funktioniert. Man muss einander spüren, vertrauen. Vor allem muss man aufeinander hören», erklärt Jaeger. Ohne gegenseitiges Verständnis würde es nicht gehen. Die beiden haben es beispielsweise so geregelt, dass der 66-jährige Mangold vorausfährt. Der 16 Jahre jüngere Jaeger folgt und passt sich der jeweiligen Geschwindigkeit an. «Für uns stimmt das. So bewahren wir den Spass», bestätigen beide. Der Altersunterschied stellt auf dem Bike kein Problem dar. Bei der Vorbereitung auf den Event war er hingegen schon ein Thema.
Beide sind Mitglieder der Hobbybiker-Gruppe «Fluehbiker». Dank der regelmässigen Einheiten auch während des Winters, welche die Gruppe absolviert, musste Jaeger keine speziellen weiteren Einheiten einbauen. «Das Niveau in der Gruppe ist hoch», bekräftigt Mangold. Trotzdem habe er aufgrund des Alters «noch etwas mehr machen müssen». Im Vorfeld zu «Cape Epic» habe er «fünf Mal pro Woche auf dem Velo» gesessen. Hinzu kamen Trainingseinheiten auf Lanzarote, um sich an die warmen Witterungsverhältnisse in Südafrika zu akklimatisieren. Auch hier investierte Mangold mehr Zeit. Während Jaeger eine Woche auf der Kanareninsel verbrachte, blieb der Pensionär gleich deren drei.
Gute Selbsteinschätzung
Den letzten Schliff holten die zwei Biker schliesslich vor Ort. Eine Woche vor dem Start der Rundfahrt flogen Jaeger und Mangold nach Südafrika. Die Entscheidung, früher anzureisen, sollte sich als richtig erweisen. Zusammen mit einem Guide absolvierten sie vier Touren. «Den staubigen Untergrund waren wir uns nicht gewohnt. Es war eine richtige Herausforderung», erläutert Mangold. Dann, am 17. März, startete das «Cape Epic» mit dem Prolog in Kapstadt.
Hier stellte Jaeger eine weitere Qualität unter Beweis. Denn im Vorfeld mussten sich die Teams einschätzen. Der Känerkinder gab an, dass sie die 20 Kilometer und 600 Höhenmeter in 70 Minuten schaffen würden. Sie benötigten 64. «Egal in welchem Sport: Es ist wichtig, sich einschätzen zu können, zu spüren, was man zu leisten imstande ist. Vor allem als Hobby-Sportler», so Jaeger. Es war auch dieser Fähigkeit zu verdanken, dass sie das Rennen ohne grössere Zwischenfälle bewältigten.
Auf den Prolog folgten sieben Etappen. Alles in allem 630 Kilometer mit 16 650 Höhenmetern. Fahrer wie Material werden durch die Bedingungen einer harten Belastungsprobe ausgesetzt. Der allgegenwärtige Sand erschwert die Atmung, reizt die Augen. Auch das Material leidet unter der ständigen Penetration. Während bei den Profis nach jeder Etappe alles ersetzt wird, müssen die Hobbyfahrer irgendwie durchkommen. Jaeger und Mangold verfügen jedoch über das technische Know-how, um Reparaturen durchzuführen. Gleichzeitig «hatten wir uns materialtechnisch gut vorbereitet», sagt Mangold.
Die sorgfältige Vorbereitung, die realistische Selbsteinschätzung, eine materialschonende Fahrweise sowie die nötige Portion Glück führten schliesslich dazu, dass die Oberbaselbieter mit einer Ausnahme pannenfrei blieben. In der fünften Etappe bekundete Jaeger Probleme mit seiner Sattelstütze. Es war «etwas deprimierend», weil es ausgerechnet die Königsetappe war und «wir recht gut platziert waren», wie Jaeger ausführt. Doch auch dieses Malheur und Jaegers schleichender Plattfuss unmittelbar vor dem Ende der Schlussetappe verhinderten nicht, dass sie ihre sportlichen Ambitionen erfüllen konnten. Sie wollten unter 40 Stunden bleiben, das Rennen im ersten Drittel abschliessen.
Als das Essen ausging
Beides haben sie erreicht. Herausragend waren aber ebenso die Organisation des Events sowie das Auftreten der Helfer. «Das Umfeld war hochprofessionell. Es lief alles reibungslos. Die Leute waren sehr freundlich. Da kann man nichts Negatives sagen.» Wenn sie etwas optimieren würden, wäre es ihre eigene Vorbereitung hinsichtlich der Ernährung. Diese hätten sie «total unterschätzt», wie es Mangold ausdrückt. «In einer langen Etappe brauchst du bis zu 7000 Kalorien.» Sie hätten zu wenig mit «hochwertiger Nahrung» gearbeitet. Sie sei gegen Ende des Rennens sogar ausgegangen. Mangold meint, er würde für ein nächstes Mal «doppelt so viel mitnehmen».
Was ebenfalls besser sein könnte, wäre die Berichterstattung in der Schweiz. Hierzulande nimmt man vom Event wenig Notiz. Das, obschon die Schweiz im Mountainbike-Sport mit Nino Schurter oder Jolanda Neff über Weltklasseathleten verfügt. Ein solches Rennen sei «interessant. Es geht rauf und runter, es gibt Zweikämpfe. Es läuft was. Dass dann so wenig gezeigt wird, ist schade und für mich nicht ganz nachvollziehbar», so Jaeger.
Gewonnen wurde das «Cape Epic» 2019 bei den Männern im Übrigen von den beiden Schweizern Nino Schurter und Lars Forster. Es war der sechste Schweizer Triumph in den vergangenen neun Jahren.