Tue Grünes und rede darüber
24.04.2019 Gemeinden, Kirche, TennikenDie reformierte Kirchgemeinde will den «Grünen Güggel» erwerben
Als Erste im Baselbiet streben die Tenniker Reformierten die Zertifizierung mit dem «Grünen Güggel» an. Die Auszeichnung steht für ökologisch fortschrittliche Kirchgemeinden.
Sebastian ...
Die reformierte Kirchgemeinde will den «Grünen Güggel» erwerben
Als Erste im Baselbiet streben die Tenniker Reformierten die Zertifizierung mit dem «Grünen Güggel» an. Die Auszeichnung steht für ökologisch fortschrittliche Kirchgemeinden.
Sebastian Schanzer
Um eine Kirche mit ihrem grossen Volumen zu beheizen, bedarf es viel Energie. Öffentlich genutzt wird das Gebäude aber lediglich während der Gottesdienste – ein Energieverschleiss, der Menschen mit grünem Bewusstsein nur noch rot sehen lässt. «Es besteht ein grosses Potenzial für Kirchgemeinden, mit einem angepassten Heizverhalten wertvolle Energie zu sparen», sagt Kurt Aufdereggen. Der Umweltbeauftragte des nationalen Vereins Oeku Kirche und Umwelt betreut Kirchgemeinden beider Konfessionen in der ganzen Schweiz, die ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren möchten.
«Es gibt Kirchen, die sind den ganzen Winter über auf 20 Grad geheizt», sagt er. Für einen Gottesdienst reichten 18 Grad aber völlig aus und in der ungenutzten Zeit müsse man die Temperatur nicht über 12 Grad halten. «Folgt eine Kirchgemeinde diesen Empfehlungen, tut sie etwas für die Umwelt und spart darüber hinaus Heizkosten.»
Seit 2015 zeichnet der Verein Kirchgemeinden mit dem Label Grüner Güggel aus, wenn sie ihren ökologischen Fussabdruck untersuchen und Massnahmen zu dessen Verkleinerung ergreifen. 17 Gemeinden haben das Zertifikat bis jetzt erworben – die meisten aus dem Kanton Thurgau. Die Reformierte Kirchgemeinde Tenniken-Zunzgen will das Label nun auch ins Baselbiet holen. An ihrer Versammlung vom 29. Mai werden die Mitglieder der Kirchgemeinde über das Projekt informiert. Die Kirche erhofft sich von diesem Schritt, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und die Betriebskosten zu senken, wie sie in der Einladung schreibt. Für nähere Informationen war die Kirchenpflege gestern nicht zu erreichen.
Kirche muss informieren
Um den «Grünen Güggel» zu erhalten, bedarf es der Einführung eines Umweltmanagements. Daraus ergeben sich Massnahmen wie das Sparen von Heizenergie oder Strom. Die Förderung der Vielfalt von einheimischen Pflanzen und Tieren auf dem Kirchenareal, der Einkauf von umweltgerechten Produkten oder ökologisches Reinigen sind weitere Beispiele für geeignete Massnahmen. «Eine Kirchgemeinde kann selbst bestimmen, in welchem Bereich sie Akzente setzen will. Die Mindestvorgabe sind drei Massnahmen mit messbaren Auswirkungen», sagt Aufdereggen.
Wichtig sei die Analyse des Ist-Zustands bei den umweltrelevanten Bereichen. Dazu formiert die Kirchgemeinde ein Umweltteam, das bei Bedarf von einem kirchlichen Umweltberater begleitet wird. Die erfassten Zahlen etwa zum Wasser-, Stromoder Papierverbrauch müssen nach der Analyse mit den formulierten Zielen in einem Umweltbericht öffentlich zugänglich gemacht werden. Denn – und das ist eine zentrale Voraussetzung für den Erhalt des Ökolabels – die Kirchen müssen über ihr Handeln informieren. «Nur so kann die Kirche ihre Leuchtturm-Wirkung entfalten und zur Nachahmung motivieren», sagt Aufdereggen.
Der Prozess bis zum Erhalt des Zertifikats dauert in der Regel eineinhalb Jahre und bedarf auch ehrenamtlichen Engagements seitens der Kirchgemeinde. Die Auszeichnung dürfte sich aber gerade in Zeiten der Klimakrise für die Kirchgemeinde lohnen, beweist sie doch den Willen, nicht nur mit Worten etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, so Aufdereggen. Das Interesse an praktischen Empfehlungen für ökologische Massnahmen steige seit einigen Jahren jedenfalls laufend. Aufdereggen ist sich sicher: «Die Anzahl Träger des ‹Grünen Güggels› wird sich in den nächsten Jahren mindestens verdoppeln.»