Winterzauber im Museum der Kulturen
19.11.2021 Basel, Kultur
Martin Stohler
Wenn es schneit, erhält die Welt ein neues Gesicht. Der Tanz der Schneeflocken hebt unsere Stimmung, und die kleinen Sorgen des Alltags verschwinden unter einer weissen Decke. Fällt der Schnee im Übermass, kommt der Verkehr zum Erliegen und ...
Martin Stohler
Wenn es schneit, erhält die Welt ein neues Gesicht. Der Tanz der Schneeflocken hebt unsere Stimmung, und die kleinen Sorgen des Alltags verschwinden unter einer weissen Decke. Fällt der Schnee im Übermass, kommt der Verkehr zum Erliegen und das Leben macht einen Moment lang Pause. Alles scheint dann wie verzaubert zu sein.
Diese winterliche Verzauberung der Welt schwingt auch in der von Florence Roth kuratierten Weihnachtsausstellung des Museums der Kulturen mit. Wir finden sie in den ausgestellten Kinderbüchern, in Holz- und Scherenschnitten. Sie zeigt sich in Guckkästen, Stereoskopen oder in den Bildern einer Laterna magica. Der Schnee kann uns beglücken, unser Leben aber auch komplizierter machen. Dies spiegelt auch die Auswahl der über zwanzig verschiedenen Schlitten wider, die an einem steilen Hang präsentiert werden. Einige wurden gebaut, weil es halt einfach Spass macht, auf einem Schlitten ins Tal hinunter zu sausen oder eingehüllt in warme Decken durch eine verschneite Landschaft zu fahren. Andere wieder dienen einem praktischen Zweck wie dem Transport von Tannenästen im Winter oder wurden von der Post eingesetzt.
Sehr speziell ist ein kleiner einkufiger Schlitten aus dem Baselbiet, der seit 1911 Teil der Sammlung ist. Dieser wurde dem Museum seinerzeit vom Ehepaar Sutter-Dettwiler aus Bretzwil geschenkt.
Schnee kann gefährlich werden. Hat er bei uns im Tiefland rutschige Strassen oder allenfalls Dachlawinen zur Folge, so ist die Situation im Gebirge bisweilen dramatischer. Daran erinnert in der Ausstellung eine 1860 im Aostatal hergestellte Figur, die St. Bernard darstellt, der dem Wetterteufel den Meister zeigt.
Die Ausstellung ermöglicht uns auch den Blick über den regionalen Tellerrand hinaus. Als Beispiel dafür seien die Kleidungsstücke aus dem arktischen Raum genannt, darunter ein Rock, der aus Vogelbälgen gearbeitet wurde. Einen Einblick in eine andere Kultur bietet ein Gewebefragment mit Schneeflocken aus Japan: Dort ist die blütenförmige Darstellung von Schneeflocken ähnlich beliebt wie die Kristallform in Europa.
Frau Holle im Homeoffice
Natürlich gibt es in einer Ausstellung zum Thema «Schnee» auch Schneemänner zu sehen. Aber wie steht es mit Frau Holle? Die scheint das aktuelle Zeitfenster für eine Auslandreise genutzt zu haben. Immerhin ist in einem Video zu sehen, wie sie während des Lockdowns im Homeoffice gewirkt hat. Dass sie dabei Kunstschnee einsetzte, liess sich nicht vermeiden.
Lässt es Frau Holle an Weihnachten schneien? Ausstellungskuratorin Florence Roth will das nicht ausschliessen, zeigt sich aber skeptisch. «Seit 1931, also seit die Daten erhoben werden, hat es in Basel zwölf Mal an Weihnachten geschneit, das letzte Mal 2010.»
Für die Ausstellung hat Florence Roth viele kulturhistorische Schätze aus der Sammlung des Museums hervorgeholt. Es lohnt sich, sich dafür genügend Zeit zu nehmen – winterlich warme Kleidung oder Schneeschuhe hingegen sind für den Besuch der Ausstellung nicht erforderlich.
Weihnachtsausstellung «Schnee», Museum der Kulturen, Basel, 19. November 2021 bis 9. Januar 2022, www.mkb.ch