Videos und Podcasts vom Leimenhof
26.05.2021 Bezirk Sissach, Medien, Wenslingen, LandwirtschaftMit dem virtuellen «Ofäbänkli» in den Sozialen Medien
Beflügelt von der Corona-Pandemie sind Videoblogs und Podcasts zurzeit stark im Kommen. René Ritter und sein Team vom Leimenhof in Wenslingen nutzen die Gunst der Stunde und werben für den Berufsstand.
Ulrich ...
Mit dem virtuellen «Ofäbänkli» in den Sozialen Medien
Beflügelt von der Corona-Pandemie sind Videoblogs und Podcasts zurzeit stark im Kommen. René Ritter und sein Team vom Leimenhof in Wenslingen nutzen die Gunst der Stunde und werben für den Berufsstand.
Ulrich Frei
Lange Zeit fristeten sie eher ein Mauerblümchendasein. Die Corona-Pandemie verlieh ihnen einen neuen Schub. Die Rede ist von Videoblogs, kurz Vlogs, und Podcasts, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Diesen Effekt macht sich Landwirt René Ritter vom Leimenhof in Wenslingen seit Ende des vergangenen Jahres zunutze. Zusammen mit Sparringpartner Simon Heiniger sowie Agrarfilmer und Landwirt Simon Möri verfügt er unterdessen über ein eingespieltes Team.
Erklärtes Ziel der Produktionen unter dem Titel «Ofäbänkli»: Die urbane Bevölkerung soll wieder einen Bezug zur Herkunft ihrer Lebensmittel und der produzierenden Landwirtschaft erhalten. «Die meisten Leute spüren nicht, was bei uns abgeht», ist Ritter überzeugt. Die Zusammenhänge zu verstehen, sei auch gar nicht einfach. Diese Unwissenheit könne man den Konsumentinnen und Konsumenten jedoch nicht vorwerfen. Die grösste Herausforderung sei die Verbreitung ihres Formats, erklären Ritter und Heiniger unisono. «Du kommst fast nicht aus der Bubble jener Leute hinaus, die unsere Videos so oder so anschauen», sagt Ritter.
Die wichtigste Botschaft sei einfach: «Die urbane Bevölkerung muss wissen, dass es uns gibt», betont Ritter. Alsdann gehe es darum, nicht nur das Wie, sondern auch das Warum ihrer Arbeit zu erklären. Ritter, obwohl vom Elternhaus vorbelastet, ist weder Parteimitglied noch sonst politisch aktiv. «Ganz bewusst», wie er betont. Das «Studio», die vier hölzernen «Ofebänkli», die Mikrofone, ein Mischpult sowie das Kameraequipment kommen jeweils mit an den Ort des Geschehens.
Auf unterhaltsame Art informieren und positionieren, lautet das Credo des «Ofäbänkli»-Teams. «Wir wollen nicht polarisieren», betont Simon Heiniger. Kommentare seien willkommen, ergänzt Ritter. «Was wir nicht akzeptieren, sind persönliche Anfeindungen.» In seinen Freitagabend-Videos dokumentiert Ritter die wöchentliche Arbeit auf dem Betrieb. Es gehe nicht darum, die Leute zu belehren, betont er. Dennoch sei eines klar: Ohne technische Hilfsmittel lasse sich heutzutage weder wirtschaftlich noch ökologisch produzieren.
Obwohl sie ihre Podcasts, Videos und Blogs über die Sozialen Medien verbreiten, wahren Ritter und seine Mitstreiter eine gesunde Distanz. «Social Media sind nur Business», sagt Ritter. Noch deutlicher wird Simon Heiniger, mit seinen 25 Jahren über zehn Jahre jünger als seine Kollegen: «Die Sozialen Medien sind eine Scheinwelt, die mehr Schaden anrichtet, als sie nützt», findet er. Bisher wurden acht Folgen des «Ofäbänkli» produziert. Mit jeder Ausgabe lernen die drei dazu. «Sieben davon würden wir heute anders machen», sagt Ritter.
Vom Geldverdienen weit entfernt
Die Vlogs produziert das Team in der Freizeit und finanziert diese aus der eigenen Tasche. Vom Geldverdienen sind die drei Agroblogger noch weit entfernt. «Wir teilen uns den Aufwand durch drei», meint Ritter und schmunzelt. Deshalb ist das Team auf der Suche nach Sponsoren. Da und dort schein dies zu gelingen. Anderntags steht das Thema «Robotik und Mensch» auf dem Programm. Der Melkmaschinenhersteller De Laval unterstützt den Blog. «Genau das brauchen wir in Zukunft», sagt Ritter.
Aus einem «Furz in der Dose» bei einem Bier wurde ein Job. «Wir haben uns hingesetzt, nahmen ein Mikrofon und fingen an», erzählt Ritter. Acht bis zehn Stunden investiert er unterdessen pro Woche in das Projekt. In den Monaten Juni und Juli herrscht Sommerpause. Diese ist einerseits der Arbeit auf dem Hof geschuldet. Hinzu kommen die Sponsorensuche sowie das Themensetting für die nächsten zehn Folgen, die ab diesem Herbst in den Sozialen Medien um Klicks buhlen werden.