CARTE BLANCHE
13.04.2021 PolitikCorona-Massnahmen – neue Ideen sind nötig
Reto Tschudin, Landrat SVP, Lausen
Seit nun über einem Jahr begleitet uns nicht nur das Coronavirus, sondern auch die damit verbundenen Massnahmen. Wir hatten einen Lockdown, wir hatten ...
Corona-Massnahmen – neue Ideen sind nötig
Reto Tschudin, Landrat SVP, Lausen
Seit nun über einem Jahr begleitet uns nicht nur das Coronavirus, sondern auch die damit verbundenen Massnahmen. Wir hatten einen Lockdown, wir hatten moderate sowie sehr einschneidende Massnahmen und wir haben noch immer massive Einschränkungen unserer Freiheiten. Viele der Massnahmen lassen dabei Klarheit und Sinnhaftigkeit missen. Deren Nutzen erschliesst sich zumindest mir nicht immer. Oder verstehen Sie, weshalb es zum Beispiel besser ist, sein Mittagessen am Pistenrand im Schnee sitzend in grösseren Gruppen einzunehmen, als es geordnet auf der Restaurantterrasse an Tischen mit höchstens vier Personen zu geniessen? Oder können Sie mir sagen, weshalb die ÖV-Benutzung auch zur Rushhour bedenkenlos sein soll, ein Restaurantbesuch aber ach so gefährlich ist?
Ich werde den Eindruck einer gewissen Hilflosigkeit des BAG und unseres Bundesrats nicht los, wenn es um das Aussprechen von Massnahmen geht. Klar, muss es das Ziel sein, jeder Person die nötige medizinische Versorgung bieten zu können und die entsprechenden Kapazitäten zu erhalten. Aktuell erweckt das Schwadern im Nebel des Bundesrats aber den Eindruck, es gehe um die totale Sicherheit der Bevölkerung vor diesem einen Virus. Alle anderen Krankheiten werden dabei notabene aussen vor gelassen. Ich meine, so kann es nicht weitergehen.
Leider erwarte ich allerdings keine spürbare Verbesserung, wenn der Bundesrat wieder zusammensitzt. Vielmehr wird ihm das BAG die Beibehaltung zahlreicher Massnahmen empfehlen und nur kleine Lockerungen machen. Dieses Vorgehen wird dann wohl gar als Erfolg auf dem «langen Weg» verkauft und die Bevölkerung muss sich abermals fügen und sich mit kleinen Brotkrümeln der Hoffnung zufriedengeben. Das kann es eigentlich doch nicht sein! Wir müssen anfangen, neue Wege zu gehen und den nötigen Mut haben, zurück ins Leben zu finden. 100-prozentige Sicherheit wird es nie geben und war noch nie der Anspruch eines freien Menschen. Vielmehr wollen wir Selbstbestimmung und Freiheit – Grundwerte, auf denen das schweizerische System beruht und mit welchen wir jahrhundertelang gut gefahren sind. Weshalb also nicht einen anderen Lösungsansatz versuchen?
Der Bundesstaat Texas zum Beispiel hat den Lockdown beendet und alle Massnahmen aufgehoben. Man setzt dort nun auf Eigenverantwortung, und das anscheinend mit Erfolg. Die Zahlen steigen nicht weiter an und die Wirtschaft erholt sich rasch. Was die Texaner können, traue ich auch der Bevölkerung in der Schweiz zu. Ich bin überzeugt, wir würden vernünftig und mit gesundem Menschenverstand handeln und die zurückerhaltene Freiheit nur so weit ausleben, wie es zumutbar ist.
Dass dies allerdings einiges weiter ist als heute möglich, liegt auf der Hand. Eine rasche Öffnung ist deshalb meines Erachtens unerlässlich und unserem Land absolut zuzumuten. Dies insbesondere auch, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass Länder mit hartem Lockdown mitnichten besser dastehen als jene mit moderaten Massnahmen. Diesbezüglich möchte ich dem Gesamtbundesrat an dieser Stelle aber auch für die Zurückhaltung danken, die er beim Verordnen der Massnahmen bisher an den Tag legte. Die Richtung ist eigentlich korrekt. Nun muss es einfach schneller und konsequenter zu Öffnungen kommen und wir müssen unserer Wirtschaft und unserem Volk das nötige Vertrauen und die nötigen Freiheiten schenken, die sie verdienen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.